0272 - Der Dämonenjäger
ein Geschenk mit auf den Weg bekommt.«
Die Augen der Frau begannen zu glänzen. Der Kerzenschein gab ihrem Gesicht einen seltsam weichen Zug. Der rote Wein funkelte in den Gläsern, und beide Menschen genossen die Stimmung des Augenblicks, der nie vergehen sollte und dennoch so schnell vorbei war.
Maria Kugler schüttelte den Kopf, als würde sie aus einem Traum erwachen, und ihr Gegenüber lächelte.
»Ja, so ist das nun mal«, sagte er, wobei er sein Glas hob. »Ich möchte auf uns trinken und darauf hoffen, daß das, was auf uns zukommt, nicht so schlimm sein wird.«
Maria brannte die Frage nach dem Grund auf der Zunge. Sie schluckte sie jedoch herunter, probierte von dem Wein und fand ihn köstlich, was sie auch mit einem Nicken bestätigte.
Auch der Professor hatte getrunken. Er stellte sein Glas ab, schaute hinein und runzelte die Stirn. Es entstand eine Schweigeminute. Nur das Knistern des Kaminfeuers war zu hören sowie hin und wieder das Säuseln des Windes, wenn ein besonders harter Stoß an den Außenmauern entlangstrich, der im Innern der Burg nur gedämpft zu vernehmen war.
Ruckartig hob der Professor den Kopf. »Ich weiß nicht so recht, Maria, wie ich es dir erklären soll, aber ich habe, so glaube ich zumindest, die Lösung des Rätsels gefunden und werde bei meiner Erzählung damit beginnen.«
»Was hast du herausgefunden?« fragte die Frau leise.
Der Gelehrte ließ sich wieder Zeit mit der Antwort. Dann sagte er leise:
»Ich habe schon einmal gelebt!«
***
»Frage an Radio Eriwan«, sagte Suko, »macht man in Österreich nicht immer Urlaub?«
»Im Prinzip ja«, erwiderte ich. »Falls die Dämonen es zulassen.«
»Und was machen wir?«
»Weiß ich noch nicht.«
»Bis jetzt jedenfalls bekommt mir die Autobahn Wien-Salzburg überhaupt nicht gut«, beschwerte sich Suko.
»Wieso?«
»Ich sehe keine Berge.«
»Die liegen rechts von uns und treten immer weiter zurück, je mehr sie dich sehen.«
»Dann wird es Zeit, daß wir ihnen nachfahren.«
»Gedulde dich noch ein wenig. Die Wachau läuft dir nicht fort.«
»Hat dieser Chandler nicht von Wien gesprochen?«
»Bei Wien, mein Lieber. Und damit meinen die Österreicher alles, was nicht gerade Salzburg ist.«
»Schade. Ich hatte mich schon auf die Pestkeller gefreut.«
»Danke, das hatten wir schon mal.«
Muntere Gespräche versuchten unsere Stimmung aufzuheitern. Das war auch nötig, denn wer das Wetter beobachtete, konnte schon trübsinnig werden. Es regnete ununterbrochen. Das Wasser fiel vom Himmel, als käme es aus Duschdüsen. Die Wischer des Leih-Opels arbeiteten unter Streß, um die Massen von der Frontscheibe wegzuwischen. Da waren wir auch gerade in einen widerlichen Schauer hineingeraten.
Am Wiener Flughafen waren wir losgefahren. Der Regen hatte uns erst kurz hinter Wien erwischt, gewissermaßen im Wienerwald, jetzt fuhren wir in Richtung Wachau, wo sich auch die Burg des Professor Chandler befand.
Ich hatte den Mann während unseres letzten Falls kennengelernt. Ihm war es durch mathematische Berechnung und gleichzeitig durch Beschwörungen gelungen, den Weg in eine andere Dimension zu finden.
Ich traf ihn, festgebunden an einen Pfahl, inmitten der Welt Ghouls. In dieser Dimension entstanden und bildeten sich die Schleimwesen, die man als die Aasvertilger unter den Schwarzblütlern bezeichnen konnte.
Wir waren der Dimension auf seltsame Art und Weise entkommen und damit auch Xorron, der von einem erstarrten See festgehalten wurde und so leicht nicht mehr loskam. [1]
Längst waren nicht alle Rätsel gelöst. Mich interessierte vor allen Dingen der Professor. Man hatte von ihm einiges gehört. Er war ein Mann, der sich gleichzeitig mit der Mathematik und der Magie beschäftigte. Sehr intensive Forschungen hatte er betrieben, auch zwei Bücher geschrieben und war ausgelacht worden. Die Fachwelt hielt ihn für einen Spinner, einen Phantasten, der seine Thesen durch nichts beweisen konnte. Auch nicht durch die Mathematik.
Ich hatte in seine Bücher mal hineingeschaut. Das war auch alles. Ganz hatte ich kein Werk von ihm gelesen, denn die Behauptungen rissen mich nicht gerade vom Stuhl. Der Professor versuchte mich trotzdem für seine Thesen zu gewinnen.
Nun wollte ich mehr wissen. Auch Suko war begierig darauf, den Mann kennenzulernen und Neues zu erfahren. Deshalb auch dieser Besuch auf seinem Schloß, zu dem er uns eingeladen hatte.
Sogar Sir James, unser Chef, hatte sehr schnell zugestimmt. Auch er glaubte, daß
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