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0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

Titel: 0273 - Die Sekte aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gut Kirschen essen.
    Sie parierten ihre Pferde. Die waren unruhig, weil der Wolf sie nervös machte. Zamorra befürchtete, daß es wohl besser gewesen wäre, Fenrir im Wald zu lassen. Aber jetzt war nichts mehr zu ändern.
    Einer der Männer rief etwas.
    »Was sagt er?« fragte Nicole, die mehrere Sprachen fließend beherrschte, aber diese befand sich nicht darunter.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Etwas daran kam ihm bekannt vor, aber er mußte sich erst in diese Sprache hineinhören. Er antwortete auf französisch, erntete Schulterzucken, und die Frage wurde erneut gestellt, aber etwas umfangreicher. Jetzt begann es ihm zu dämmern. Er erkannte die Lautverschiebungen und die anderen Eygenthümlichceyten der Sprache. Von da an vermochte er sie zumindest zu verstehen.
    »Es ist eine Art Althochdeutsch«, sagte er zu Nicole. »Mittelalter in Deutschland. Es unterscheidet sich von dem heutigen Hochdeutsch in einer ganzen Reihe von Lautverschiebungen, und es gibt Wörter, die heute einfach nicht mehr benutzt werden…«
    Einem der drei Reiter schien seine Erklärung ein wenig zu lange zu dauern. Der Mann trieb sein Pferd trotz der Wolfsnähe neben Zamorra, beugte sich vor und hieb dem Professor mit der Hand auf die Schulter. »Willst du mir nicht antworten, Kerl?« verstand Zamorra mit etwas Mühe.
    Er ging unter dem heftigen Schlag fast in die Knie. Fenrir knurrte drohend und zog die Lefzen hoch, um sein prachtvolles Wolfsgebiß zu zeigen. Er legte die Ohren flach.
    Zamorra war nicht willens, sich eine solche Behandlung bieten zu lassen.
    »Runter vom Gaul und mehr Höflichkeit, Knecht!« brachte er zustande, packte blitzschnell zu und umfaßte den Arm des Mannes. Im nächsten Moment riß er ihn vom Pferderücken zu sich herab.
    Aber er hatte den Mann doch unterschätzt. Noch während er fiel, riß er Zamorra mit sich zu Boden und schlug auf ihn ein. Zamorra steckte ein paar heftige Hiebe ein, ehe es ihm gelang zu kontern. Im gleichen Moment griffen die beiden anderen Nicole an.
    Auch Fenrir griff in das Gemenge ein, aber er hatte wohl seinen schlechten Tag. Einer der Männer erwischte den Wolf mit einem Fußtritt so am Kopf, daß Fenrir benommen zusammenbrach.
    Nicole war eine geübte Judo- und Karate-Kämpferin, aber gegen Reiter hatte sie keine Chance. Sie trieben ihre Pferde rechts und links an ihr vorbei, packten derb zu und rissen sie in die Höhe, ehe sie begriff, was geschah. Im nächsten Moment lag sie schon bäuchlings vor einem der Männer auf dem Pferderücken, und die Dolchspitze berührte ihren Rücken.
    »Sofort giufhören, oder sie stirbt!« brüllte der Mann. »Aus!«
    Zamorra sah es. Er sah auch, daß Nicole keine Chance hatte, sich zur Wehr zu setzen. Sofort stellte er seine Abwehr ein. Sein Gegner kam auf die Beine und riß ihn mit hoch. Der andere sprang vom Pferd und gesellte sich zu ihm.
    »Bist du jetzt gewillt, unsere Fragen zu beantworten?« fauchte er. »Du siehst gar seltsam aus. Was bist du? Ein Wanderer aus einem fernen Land, ein Narr, ein eitler Geck oder was?«
    Er fühlte Zamorras Anzug ab, der beim Kampf ein wenig gelitten hatte. »Feiner Stoff, oha: Bist wohl ein Fürstlein oder so etwas? Aber lasset ihr Fürsten euch nicht stets in Sänften tragen?«
    »Spinner«, murmelte Zamorra.
    Der andere schlug zu. Zamorra wollte den Hieb abfangen und Zurückschlagen, als der, der Nicole vor sich auf dem Pferd hatte, ihm eine Warnung zurief. Etwas in Zamorra gefror. Er konnte nichts tun, durfte sich nicht einmal wehren, wenn er Nicole nicht, in Gefahr bringen wollte. Eigentlich hatte er sich die Begegnung mit den Dörflern doch etwas anders vorgestellt. Unverhohlene Feindschaft schlug ihm entgegen.
    Und das wohl nur, weil er die Sprache dieser Leute nicht auf Anhieb verstand und ihre Fragen nur mit Verzögerung beantwortete! Aber… War das nicht nur natürlich? Er befand sich in der Vergangenheit! Hier herrschten andere Sitten, Gebräuche und Vorstellungen! Für diese Leute war er ein Fremder und vielleicht durch seine andere Sprache und vor allem durch seine fremdartige Kleidung ihnen unheimlich! Mußten sie da nicht so reagieren, wie sie es taten?
    Trotzdem durfte er es nicht zulassen, daß sie so mit Nicole und ihm umsprangen. Vor allem nicht mit Nicole! Er sah sich nach Fenrir um. Aber der Wolf lag noch immer halb bewußtlos am Boden. Der Zorn in Zamorra wurde noch größer.
    Er sah zu dem Reiter hinüber, der Nicole bedrohte. Er machte einige rasche, schnelle Fingerbewegungen und

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