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0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

Titel: 0273 - Die Sekte aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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flüsterte ein Zauberwort. Etwas raschelte im Gras. Das Pferd stieg vorn hoch und warf seinen Reiter fast ab. Der hatte alle Mühe, auf dem Rücken des verschreckten Tieres zu bleiben. Nicole rutschte herunter und brachte sich mit einem schnellen Sprung erst einmal außer Reichweite.
    Im gleichen Moment sprangen die beiden anderen von Zamorra zurück. Sie bekreuzigten sich und hetzten zu ihren Pferden. Dabei ließen sie den Parapsychologen nicht aus den Augen.
    »Ein verfluchter Hexer!« schrie einer von ihnen und spie dreimal aus, um den bösen Geist zu bannen. Dann sprangen sie auf die Pferde und jagten in wildem Galopp davon, als sei der Teufel hinter ihnen her.
    Zamorra kümmerte sich nicht darum. Er eilte zu Nicole. »Bist du okay?«
    Sie nickte stumm.
    Zamorra sah wieder hinter den davonjagenden Reitern her. Er ahnte, daß er einen Fehler begangen hatte, als er dem Pferd eine Schlange vorgaukelte. Er hätte daran denken sollen, daß Mittelalter und Zauberei Gefahr bedeuteten.
    »Ich glaube«, sagte er dumpf, »daß wir in diesem Dorf alles andere als willkommen sind…«
    ***
    Noch während Volker damit beschäftigt war, in seiner ungelenken Schrift den Denunzierungsbrief an Meister Eysenbeiß abzufassen, ertönte draußen auf der Straße Lärm. Volker verschloß das Tintenfaß und eilte nach draußen.
    »Zauberer!« brüllte einer der drei Reiter gerade. »Fremde, nie gesehene Kleidung! Von weit her oder aus der Hölle kommen sie! Und die Augen der Frau! Furchtbar waren sie… Braun und golden gefleckt wie bei Dämonen! Und der Mann ließ mein Pferd scheuen mit seiner Zauberei!«
    »Du solltest das Tier töten«, rief jemand mit schriller Stimme. »Es ist verhext!«
    »Und einen großen Wolf hatte er bei sich«, berichtete einer der beiden anderen Reiter. »Sicher der Bote, der ihm die Befehle des Teufels bringt… Vielleicht reitet er auch nachts auf ihm und frißt Menschenfleisch…«
    »Wo sind sie jetzt?« keifte eine alte Frau. »Ich sehe sie nirgends. Hast du sie etwa zu uns ins Dorf gelockt?«
    »Gott behüte!« schrie der Reiter entsetzt. »Nein… Sie verfolgten uns nicht! Aber wir müssen sofort Meister Eysenbeiß informieren! Der Inquisitor weilt doch noch im Dorf?«
    »Er wollte heute abreisen… Vielleicht ist er noch da!«
    »Eilt flugs zu ihm! Und tragt Sorge, daß diese Hexer sich dem Dorf nicht nähern. Oh, Herr, was sollen wir tun?«
    »Vielleicht kommen sie von der Burgruine«, wandte Volker zögernd ein. Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit der versammelten Menschenmenge, die immer größer wurde, auf ihn. »Woher willst du das wissen? Weißt du etwas über sie? Sprich!«
    Volker lief rot an. Jetzt war genau das eingetreten, was er hatte vermeiden wollen. Alles scharte sich um ihn. Jetzt mußten die unvermeidlichen Fragen kommen. Warum hatte er auch nicht den Mund halten können?
    »Ich hatte einen Traum«, sagte er schnell. »Einen bösen Traum… Vielleicht wollten diese… diese Zauberer mich damit quälen und sandten ihn in meinen Schlaf.«
    Er sah in die begierigen Gesichter der anderen. Langsam und sorgfältig, jedes Wort überlegend, fuhr er fort: »Und in diesem bösen Traum sah ich, wie zwei Menschen die Ruine verließen… In dieser Nacht!«
    »Ah«, ging es durch die Menge.
    Der Reiter, dessen Pferd verhext sein sollte, schlug Volker auf die Schulter.
    »Spute dich, Junge«, sagte er. »Eile flugs zu Meister Eysenbeiß, und erzähle ihm von deinem Traum. Vielleicht hilft es ihm, die Wahrheit zu finden.«
    Verwirrt stolperte Volker los.
    Die Menge blieb hinter ihm zurück. Ihr war er entkommen, weil der Himmel ihm gerade noch die Ausrede mit dem Traum eingegeben hatte. Aber Meister Eysenbeiß war schlau. Den Gerüchten nach hatte er mehr als hundert Hexen und Hexer überführt, und wenn er Verdacht schöpfte…
    Volker Weidbaur erschauerte. Er hatte Angst vor dem Inquisitor.
    ***
    Gegen Morgen wurde die Zelle geöffnet. Bill Fleming riß Mund und Augen auf. »Sie?«
    »Ich«, sagte Inspektor Floren. »Kommen Sie heraus, und erzählen Sie, was los war. Wie, zum Teufel, kommen Sie in diese Zelle?«
    »Das«, knurrte Bill, »möchte ich auch gern wissen. Die Anschuldigungen sind dermaßen lächerlich…«
    »Am besten, Sie trinken einen Kaffee, und dann erzählen Sie«, sagte Floren. »Kommen Sie mit. Und stellen Sie sich einfach vor, ich wüßte von nichts.«
    »Wieso? Hat man Sie nicht informiert?«
    »Jemand kam zu mir und erzählte, dieser Raum sei besetzt«, sagte Floren.

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