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0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

Titel: 0273 - Die Sekte aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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junge arrogante Beamte schüttelte grinsend den Kopf. »Um diese Zeit? Sie vergessen, Mister, daß das Konsulat eine Behörde ist, und vor zehn Uhr morgen früh rührt sich da ohnehin niemand. Und für einen Zechpreller? Na… Versuchen Sie es mit Anwalt und Konsulat doch morgen vormittag!«
    Der Bursche fühlte sich wohl wie der Polizeichef eines kleinen mexikanischen Dorfes, dem es ein Vergnügen ist, einen verhaßten Gringo fertigzumachen. Zum Glück, wußte Bill, waren nicht alle Polizisten so. Das hier waren die Ausnahmen. Aber dieses Wissen half ihm im Augenblick auch nicht weiter.
    »Und was nun?« fragte er. »Wollen Sie mich vierundzwanzig Stunden lang hier mitten in der Wachstube festhalten?«
    »Wir haben da einen kleinen abschließbaren Raum«, wurde er unterrichtet. »Dort können Sie sich erst einmal aufhalten. Kommen Sie!«
    Später saß er auf einer Notliege und grübelte vor sich hin. Das Verhalten dieser beiden Polizisten war entweder gröbster Amtsmißbrauch oder ihnen aufgezwungen, auf jeden Fall aber nicht normal. Vielleicht war Hypnose im Spiel… Aber Bill war nicht in der Lage, das festzustellen. Zamorra hätte es vielleicht gekonnt.
    Wenn die Beamten unter einem fremden Einfluß standen - dann erhob sich die Frage nach dem Warum. Um ihn, Bill, kaltzustellen? Um ihn daran zu hindern, einer Spur nachzugehen und seinen Freunden zu helfen? Dann aber mußte die Sekte der Jenseitsmörder noch weitaus stärker im Spiel sein, als er befürchtet hatte.
    Aber warum?
    Langsam tropften die Stunden dahin.
    ***
    Volker wußte sehr wohl, daß er nachts um diese Zeit nichts im Wald verloren hatte. Die Nähe der düsteren Burgruine war erdrückend. Unheimliche Dinge sollten dort geschehen. Der alte Graf, der einst hier hauste, war ein Hexenmeister gewesen, und obgleich er samt seiner Familie auf dem Scheiterhaufen zu Asche verbrannt war, sollte noch immer ein finsterer Zauber über dem Gemäuer liegen. Nachts, so hieß es, sollten bei Vollmond dort die Toten wandeln und schreien. Und man munkelte, man habe dort unlängst Menschen mit Tierköpfen gesehen, die dort schaurige Feste feierten.
    Doch niemand traute sich, die Ruine vollends dem Erdboden gleichzumachen.
    Volker fühlte sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut. Aber er mußte hin, denn nur in der Nähe der Burg wuchs das Kräutlein, das er benötigte. Wenn ihn bei Tage jemand sah, daß er zur Ruine ging, würde man ihn der Hexerei verdächtigen. Also mußte er zwangsläufig bei Nacht los.
    In der Lederscheide seines Gürtels steckte der Silberdolch, dessen Klinge mit Abwehrzeichen bedeckt war. Damit hoffte Volker sich der Unheimlichen erwehren zu können, falls sie ihn bemerkten und über ihn herfielen. Allein der Besitz des Dolches aber konnte ihn im Dorf Kopf und Kragen kosten, wenn man ihn damit erwischte. Die magischen Zeichen waren zu verräterisch…
    Plötzlich glaubte er, Stimmen zu hören.
    War noch jemand außer ihm in dieser Nacht im Wald unterwegs?
    Er preßte sich in den Schatten eines mächtigen Baums und lauschte. Und tatsächlich! Da waren Menschen! Ein Mann und eine Frau, die sich durch den Wald bewegten und sich dabei gedämpft unterhielten! Volker verengte die Augen zu schmalen Spalten. Ein blonder junger Mann und eine schwarzhaarige junge Frau in sehr eigentümlicher Kleidung, wie Voker sie niemals zuvor gesehen hatte…
    Ihre Sprache verstand er nicht. Sie war ihm absolut fremd.
    Wie Gespenster schwebten sie an ihm vorbei, ohne ihn zu bemerken. Erst als sie an ihm vorbei waren, begriff er, aus welcher Richtung sie kamen: von der Ruine der verwunschenen Burg!
    Kalt lief es ihm über den Rücken. An den alten Geschichten war etwas dran. Die Unheimlichen existierten noch…
    Volker Weidbaur war ihnen begegnet…
    Die Furcht in seinem Herzen trieb ihn zurück, ohne daß er die Kräuter sammelte, deretwegen er sich in den Wald gewagt hatte…
    ***
    Als die Sonne aufging, öffnete auch Zamorra wieder die Augen. Es war kühl hier am Waldrand, und Nicole war fort.
    Erschrocken sprang er auf. »Nici?« stieß er unterdrückt hervor und drehte sich einmal um sich selbst.
    »Chérie?« kam sofort ihre Antwort. »Ich bin hier am Bach.«
    Jetzt vernahm er auch das leise Plätschern. Es war ihm schon aufgefallen, als sie sich hier niederließen, aber er hatte nicht weiter nachgeforscht. Die Nähe von Wasser war immer beruhigend.
    Zamorra rieb sich die Augen. Er war noch müde und erschöpft. Langsam kehrte die Erinnerung an den Abend und die

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