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0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

Titel: 0273 - Die Sekte aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weil er es im Zauber anders sah. Einem unbeteiligten Zuschauer wäre nichts aufgefallen. Zamorra aber sah sekundenlang die Umrisse des Buches wieder, die dann verschwammen und nur den leeren Tisch zurückließen.
    Dann erlosch der Zauber.
    Zamorra sank langsam in den Freizeitsessel zurück und griff mechanisch nach dem Fruchtsaftglas. Ärgerlich stellte er es wieder beiseite, weil es leer war.
    Er wußte jetzt auch nicht mehr als zuvor. Ein Unbekannter entwendete das Buch auf magischem Weg. Und das, obgleich Château Montagne mitsamt dem dahinter liegenden Park weißmagisch abgeschirmt war. Nicht einmal Asmodis persönlich kam da durch. Dennoch war es geschehen, und die Farbe des schwachen Leuchtens verriet Zamorra, daß die verwendete Magie schwarz war.
    Der Parapsychologe pfiff kurz die ersten Takte eines bekannten Schlagers. So weit war es also schon, daß er trotz der undurchdringlichen Abschirmung angegriffen werden konnte. Denn es mußte ein Angriff sein. Jemand, der sich das Buch einfach nur ausleihen wollte, hätte dazu höflich gefragt.
    »Vielleicht«, murmelte Zamorra, »steht etwas drin, das für den Jemand gefährlich ist, wenn ich es erkenne…«
    »Was führst du da für Selbstgespräche?«, fragte Nicole. Sie trat neben Zamorra und drückte ihm ein hohes Glas mit gelber Flüssigkeit in die Hand.
    Zamorra erklärte kurz, was geschehen war. Nicole zuckte zusammen.
    »Ebensogut«, sagte sie betroffen, »hätte nicht das Buch, sondern einer von uns verschwinden können, ist dir das klar? Oder das Buch zusammen mit dir, wenn du es gerade berührt hättest!«
    »Daran habe ich nicht einmal gedacht«, gestand Zamorra.
    »Woher hast du das Buch?« fragte Nicole.
    Zamorra begriff den Sinn ihrer Frage. Nicole vermutete, daß der ursprüngliche Besitzer dahintersteckte. Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung«, sagte er. »Ich habe es schon längere Zeit, aber heute fiel es mir wieder in die Hände, und ich beschloß, es ein wenig durchzuarbeiten und wichtige Daten für die EDV-Speicherung festzuhalten. Bücher sind schließlich nicht nur dazu da, im Regal zu verstauben und Eindruck auf Besucher zu machen.«
    Vor allem war das so bei den Büchern, die er sammelte. Er nannte eine umfangreiche Bibliothek sein eigen, in der sich fast ausschließlich Werke über Magie, Okkultismus, Parapsychologie und diese oder jene Erscheinungen befanden. Zum Teil waren es wertvolle Einzelstücke, manche uralt. Sogar eine altägyptische Schriftrolle befand sich darunter. Hinzu kam die EDV-Anlage, in der er Stichwortregister und ganze Kapitel aufnahm, wenn sie wichtig waren. Zwar hatte Leonardo de Montagne den Computer größtenteils zerstört und die meisten Datenbänder gelöscht, aber im Laufe der Zeit ließ sich doch alles erneuern. Beschäftigungstherapie, wenn keine abenteuerlichen Fälle Vorlagen…
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte er schließlich. »Entweder - war es reiner Zufall. Vielleicht eine Art Blindschuß von irgend jemandem, dem die Zauberei ein wenig ausgerutscht ist. Oder - es war wirklich ein gezielter Angriff. Dann aber muß der Angreifer sehr stark sein und nebenbei auch noch genau wissen, wie weit ich bei der Lektüre dieser Schrift vorgedrungen war.«
    »Wenn’s nicht so bekloppt wäre, würde ich auf Leonardo tippen«, flüsterte Nicole.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wir waren doch dabei, als Bill ihm eine Silberkugel in den Schädel jagte und ihn damit niederstreckte. Aber es gibt ja noch andere Gesalten, denen wir schon öfters in die Quere kamen. Oder…« [1]
    Er sprach nicht weiter. Fragend sah Nicole ihn an. Aber Zamorra kleidete seine Gedanken nicht in Worte: Vielleicht existierte die im Buch erwähnte Sekte der Jenseitsmörder auch heute noch, und man wollte nicht, daß Zamorra zuviel darüber erfuhr.
    Das setzte allerdings eine fast schon erschreckende magische Kontrolle voraus…
    Seine Gedanken wurden unterbrochen.
    Raffael Bois, der alte Diener, tauchte auf. Er räusperte sich dezent. Zamorra sah auf.
    »Ein Ferngespräch für Sie, Monsieur. Aus Deutschland.«
    Zamorra runzelte die Stirn. Es paßte ihm eigentlich gar nicht in den Kram, jetzt telefonisch gestört zu werden. »Wer ist denn dran?«
    »Ihr Freund Bill Fleming, Monsieur…«
    Da sprang er doch auf. »Ich komme sofort.«
    Nicole folgte ihm. Schließlich wollte auch sie wissen, was der Historikprofessor mitzuteilen hatte, der zu ihren ältesten Freunden und Kampfgefährten zählte. Sie wußten, daß er sich derzeit

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