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0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

Titel: 0273 - Die Sekte aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dieser Sekte in Verbindung kommt, ist mir ein Rätsel, doch ehe ich das Monsieur Zamorra mitteilen konnte, wurde die Verbindung zerstört. Sehen Sie eine Möglichkeit, etwas zu tun?«
    »Vielleicht«, erwiderte Bill. »Vielleicht melde ich mich noch einmal.«
    Er legte den Hörer auf die Gabel. Die Fernverbindung zum Château Montagne bestand nicht mehr. Der Historiker erhob sich und sah aus dem Fenster auf Park und Pool hinaus.
    Das Telefonat war für ihn aufschlußreich - in zweierlei Hinsicht.
    Zum einen hatte er sich mit Raffael ungestört über die Sekte unterhalten können. Das bedeutete, daß sie an seiner Person nicht länger interessiert sein konnte, oder sie hätte sofort zugeschlagen, wie zuvor bei Zamorra und Nicole.
    Zum anderen war da aber jene Formulierung, die Bill nachdenklich machte: Die Sekte der Jenseitsmörder dient ihren Großen in allen Ebenen einst und künftig.
    »Alle Ebenen«, murmelte Bill. »Was mag das für eine Bedeutung haben?«
    Plötzlich schlug etwas in ihm an. Alle Ebenen! Das war der Schlüssel zum Geheimnis der Mördersekte, dessen war er sich plötzlich sicher. Aber was bedeutete dieses alle Ebenen ?
    Er kam nicht darauf…
    ***
    Volker Weidbaur indessen hatte sein Bündel geschnürt und verließ das Dorf. Vorsichtig, wie er war, lenkte er seine Schritte zunächst in eine völlig andere Richtung als die, die er später einzuschlagen gedachte. Erstmals das Dorf längst außer Sichtweite war, änderte er seine Marschrichtung und umging die Ansiedlung weiträumig. Sein Ziel war der Wald mit der Burgruine.
    Er wollte nicht gehen, ohne seinem Kräuterfeld noch einmal einen Besuch abgestattet zu haben. Diesmal traute er sich bei Tag hin, denn im Dorf hatte man jetzt anderes zu tun, als sich um Waldspaziergänger zu kümmern. Man hatte eine Hexe gefangen, nicht wahr? Und das war wichtiger als alles andere.
    So würden sich kaum noch Dorfbewohner im Wald herumtreiben, um dort ihre Spaziergänge zu machen; immerhin war die Ruine bei Tage ungefährlich und nur bei Nacht gefürchtet und gemieden. So konnte Volker wahrscheinlich ungestört seine Pflänzchen abernten.
    Und notfalls - hatte er ja den Dolch bei sich.
    Ins Dorf wollte er nicht mehr zurückkehren.
    Er ahnte nicht, daß sein Abgang dennoch beobachtet worden war. Die ledergepanzerten Männer des Inquisitors hatten ihre Augen überall und waren wachsam, um so mehr, als sich nun eine gefangene Hexe im Dorf befand, die ihnen schon bei der Gefangennahme Schwierigkeiten bereitete.
    Einer der Ledermänner beschloß, Volkers Abgang dem Inquisitor zu melden. Er suchte das Gasthaus auf und eilte zu dessen Unterkunft.
    Aber Meister Eysenbeiß war nicht zu finden.
    ***
    Zamorra hob den Kopf. Vorsichtig öffnete er die Augen und sah Dunkelheit um sich herum. Nur von oben kam ein schmaler Lichtschimmer. Sein ganzer Körper schien nur ein einziger großer Schmerz zu sein, der jetzt mit seinem Erwachen zugleich aufflammte und sich in ihm ausbreitete.
    Das Zentrum des Schmerzes war der Hinterkopf.
    Vorsichtig tastete Zamorra danach. Er fühlte wieder verkrustetes Blut. Dort hatte ihn ein heftiger Schlag getroffen, soviel war ihm noch klar. Und dann stürzte er in den Brunnenschacht.
    Warum lebe ich noch? fragte er sich. Er wußte, daß Brunnenschächte in Burgen gewöhnlich sehr, sehr tief gegraben wurden. Zum einen, weil diese Burgen meist auf des Berges Höhe standen und der Weg zum Grundwasser dementsprechend weit, und zum zweiten, um durch mehr Tiefe und damit mehr Wasser einer Belagerung länger standhalten zu können.
    Das hieß im Klartext: Wer in einen solchen Brunnen stürzte, hatte seinen letzten Scheck unterschrieben.
    Er aber lebte noch. Und wenn auch alles schmerzte, schien er doch nicht ernsthaft verletzt zu sein, wie er bei grober Durchsicht erkannte.
    Langsam richtete er sich auf.
    Der Untergrund bewegte sich, brach, splitterte morsch und krachte. Sofort stoppte Zamorra. Und jetzt begriff er auch, warum er noch lebte.
    Einst mußte der Brunnen eine Überdachung besessen haben, mit Seiltrommel und Kurbel für den Wassereimer. Diese Holzkonstruktion wurde morsch und stürzte nach innen, um irgendwo hängenzubleiben. Und in diese hängengebliebenen Reste war Zamorra gestürzt. Weil das Holz brüchig war, hatte es zum Teil unter ihm nachgegeben und den Aufprall gedämpft.
    Er pfiff leise durch die Zähne.
    Glück muß der Mensch haben! dachte er. Aber sehr groß war dieses Glück auch wieder nicht, weil das morsche Holz jeden Moment

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