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0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

Titel: 0273 - Die Sekte aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bei einer unvorsichtigen Bewegung weiter in die Tiefe stürzen konnte. Und wie weit es da noch hinunterging, davon wagte Zamorra nicht einmal zu träumen.
    Er sah nach oben.
    Der Brunnenrand war gut vier Meter über ihm. Zu hoch für einen Sprung aus dem Stand, zumal das morsche Holz bei dem plötzlichen Gegendruck nachgeben würde. Zudem stach seine Kopfverletzung bösartig. Ein Schwindelanfall überfiel ihn. Sollte er sich eine Gehirnerschütterung zugezogen haben? Er wartete auf die Übelkeit, aber sie blieb aus. Noch.
    Er konzentrierte sich und brachte die Worte eines Heilzaubers zusammen. Er hoffte, daß er es auch ohne das geraubte Amulett schaffen würde. Von seinen Fingerkuppen schienen schwache Lichtbahnen auszugehen. Das hatte er noch nie beobachtet, aber er verschwendete keinen Gedanken darauf, sich jetzt näher damit zu befassen, sondern berührte die Wunde an seinem Hinterkopf.
    Er wiederholte den Zauberspruch mehrfach hintereinander, bis er die erste Wirkung, aber auch neuerliche Erschöpfung verspürte. Unter seinen Füßen begann sich das Holz zu bewegen. Seine leichte Gewichtsverlagerung beim Aufstehen hatte alles verändert. Die Konstruktion war nicht mehr stabil.
    Angst stieg in ihm auf. Die Angst, doch noch in den Schlund zu stürzen.
    Die Lichtbahnen erloschen. Unwillkürlich grinste er, weil er an Spielbergs Film »E. T.« und den kleinen Außerirdischen mit dem heilenden Leuchtfinger denken mußte. Wo Spielberg das bloß her hatte…
    Aber dann sah er wieder nach oben und wurde ernst. Vier Meter… Der Brunnenrand war gemauert. Es war möglich, Finger und Stiefelspitzen in die Fugen zu pressen und sich mühevoll emporzuarbeiten. Kurz erwog er, sich quer festzustemmen und empor zu »gehen«, wie der Bergsteiger in der Felsspalte, aber dazu war der Brunnenschacht zu breit.
    Unter seinem rechten Fuß löste sich ein Brett und verschwand nach unten. Erschrocken preßte sich Zamorra an den Brunnenrand und lauschte. Er zählte fast fünfzehn Sekunden, bis von unten ein dumpfer Aufschlag kam. Den Sturz würde er keinesfalls überleben können. Und schon wieder gab Holz unter ihm nach.
    Er mußte sofort handeln.
    Er warf sich herum, wollte die Finger in die Steinfugen krallen - als unter ihm endgültig alles nachgab und er stürzte! Er fand keinen Halt mehr.
    Im nächsten Moment gab es einen furchtbaren Ruck, als sein leicht angewinkelter Unterarm auf etwas schlug. So schnell wie nie zuvor griff er zu, mit beiden Händen. Und dann hing er!
    An jenem Mauervorsprung, der zuerst das Holz getragen hatte!
    Ein langer, schenkelstarker Steinquader, der aus der Wand hervorragte. Der Himmel mochte wissen, welchen Sinn das Ding besaß, aber es war da. Zamorra klammerte sich daran fest. Wenn er es schaffte, sich hochzuziehen und einen festen Stand zu gewinnen…
    Aber genau das schaffte er nicht.
    Denn der Steinbrocken saß gar nicht so fest im Mauerwerk, wie es den Anschein hatte. Er begann zu wackeln und sich langsam, aber sicher zu lösen.
    Bedächtig glitt er aus seiner Mauernische hervor. Er neigte sich immer mehr. Noch bevor er sich restlos löste, würde Zamorra an dem glatten Stein keinen Halt mehr finden und in die Tiefe stürzen.
    Er konnte nur noch die Sekunden bis zu seinem Absturz zählen…
    Und schreien, obwohl ihn niemand hörte…
    ***
    Volker Weidbaur erreichte sein Feld. Genaugenommen war es kein Feld, sondern die Pflanzen, die er benötigte, wuchsen als Schmarotzer an den Bäumen. Wunderschön sahen sie aus, und wenn man die Blätter mit verschiedenen anderen Dingen vermengte, deren Zusammensetzung nur Volker zu kennen glaubte, ließen sich daraus nicht nur Salben anfertigen, mit denen man, gut eingerieben, fliegen konnte, sondern geraucht sorgten sie für bunte und unterhaltsame Träume. Und hin und wieder verkaufte Volker Salben oder Rauchkräuter und blieb dabei nicht gerade arm.
    Damit das noch einige Zeit so blieb, sammelte er jetzt einen größeren Vorrat dieser Blumen, denn wer konnte wissen, wo er wieder so ein ergiebiges Feld fand?
    Noch während er einsackte, hörte er einen Schrei.
    Irritiert richtete er sich auf. Da schrie jemand um Hilfe! Und die Rufe kamen von der verwunschenen Burgruine!
    Ein paar Sekunden lang widerstritten die Gefühle in Volker Weidbaur. Zum einen wollte er unerkannt von hier verschwinden, ehe der Inquisitor sich stärker für ihn zu interessieren begann. Zum anderen war dort vielleicht jemand in Not, und nur er konnte ihm helfen.
    Das Gute in ihm überwog.

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