0273 - Die Sekte aus dem Jenseits
immer wieder den Nacken rieb und schmerzhaft das Gesicht verzog. »Wenigstens etwas«, knurrte er. »Was habt ihr da?« Er deutete auf den Wolf, den einer der Männer mit sich schleppte. Man hatte ihn bewußtlos geschlagen. »Tot?« fragte der Anführer.
»Nein. Wir dachten, ihn als lebendes Beweismittel mitzunehmen.«
»So ladet ihn auf ein Pferd, aber bindet ihm das Maul zu, falls er erwacht. Was fandet ihr?«
»Einen Raum, in dem Zauberei betrieben wird. Schwarze Magie!«
Der Anführer nickte und schwang sich in den Sattel. »Auf geht’s!«
Sie verließen mit den Hunden die Burgruine.
Irgendwann unterwegs erwachte Nicole aus ihrer Bewußtlosigkeit. Vergeblich sah sie sich nach Zamorra um, konnte ihn aber nirgends erkennen.
»Wo ist Zamorra?«
»Wenn du deinen Zauberkünstler meinst«, knurrte der Mann, vor dem sie gefesselt auf dem Sattel saß, »den siehst du nie wieder. Der ist tot!«
Um Nicole herum explodierte das Universum und zerschmolz zu einem gigantischen, furchtbaren Grab.
***
»Das«, sagte Meister Eysenbeiß, der Inquisitor, »ist also alles, was ihr erreicht habt. Dafür seid ihr einen halben Tag unterwegs gewesen. Ein Weibsbild, wenn auch ein hübsches, und ein Wolf. Nicht gerade überragend, will mir scheinen.«
Er musterte Nicole prüfend. Sie vermochte dem stechenden Blick seiner kalten Augen nicht standzuhalten und senkte den Kopf. Er lachte hart und meckernd. »Ja, richtig… Es geziemt der Hexe, vor mir den Blick niederzuschlagen. Was nützt dir nun deine Kunst? Weißt du, was deiner harrt? Brennen wirst du, Hexlein.«
Er winkte den Männern.
Sie zerrten Nicole vom Pferd und gaben ihr einen Stoß, daß sie einige Schritte vorwärts taumelte, auf den hageren, dunkel gekleideten Mann zu. Sie verstand nur einen Teil dessen, was Eysenbeiß sagte. Sie kam mit dem Althochdeutsch noch weniger zurecht als Zamorra, wenngleich sie inzwischen auch schon einiges aufgeschnappt hatte und übersetzen konnte. Immerhin verstand sie genug, um zu wissen, worum es ging.
»Du irrst dich! Ich bin keine Hexe!« protestierte sie.
Sie erhielt einen harten Schlag zwischen die Schulterblätter. »Weißt du nicht, daß du seine Magnifizenz, den Inquisitor Meister Eysenbeiß, mit ›Ihr‹ und ›Eure Erhabenheit‹ anzureden hast, Hexe?«
Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen, als sie in die Knie ging. Zwei, drei Menschen bemerkten es, aber sie maßen dieser Beobachtung keine Bedeutung bei. Nur Meister Eysenbeiß sah die Tränen und hoffte, daß niemand diesen Beweis der Unschuld sah.
Denn Hexen weinen nicht…
»Führ sie ab, und sorgt dafür, daß sie mit ihrer oder ohne ihre Kunst nicht zu fliehen vermag. Sofort! Den Wolf erschlagt!«
Die Männer zerrten Nicole mit sich fort. Aber als andere Fenrir den Schädel zertrümmern wollten, war der Wolf wieder so weit bei Besinnung, daß er aufsprang und die Flucht ergriff. Steine und Knüppel flogen hinter ihm her, erreichten ihn aber nicht.
Meister Eysenbeiß sah’s mit unbewegtem Gesicht. Der Wolf interessierte ihn nicht. Bald, dachte er, ist es vollbracht. Der Hexer ist tot, und die Hexe wird es bald sein.
Und Meister Eysenbeiß, der niemals fröhlich lachte, erzitterte unter innerlichem Hohngelächter. Die Menschen aber, die es sahen, hielten es für den Schauer der Frömmigkeit.
Der Inquisitor wirbelte seinen schwarzen Mantel herum und stapfte davon zu seiner Unterkunft, die er nun noch einige Tage länger bewohnen würde als ursprünglich geplant.
Er hatte nur nicht in die Zukunft gesehen…
***
Bill Fleming war wieder im Besitz seines Gepäcks. Kurzfristig hatte er sich wieder in Manuelas Bungalow einquartiert und nahm von dort aus das Telefon in den Härtetest. Er rief Frankreich an; Château Montagne. Raffael Bois zeigte sich bestürzt über das Verschwinden des Professors und seiner Gefährtin.
»Raffael, hat Zamorra sich in der letzten Zeit sehr intensiv mit der ›Sekte der Jenseitsmörder‹ befaßt?« wollte der Historiker wissen.
»Sehr intensiv nicht… Aber gestern wollte er nähere Einzelheiten über die Sekte wissen, aber der Kontakt wurde durch magische Einwirkung unterbrochen…«
»Und dann verschwanden Zamorra und Nicole«, sagte Bill und nickte nachdenklich. »Existiert die Sekte offiziell noch? Gibt es Kontaktmöglichkeiten?«
»Ja - und nein, Sir… Wörtlich steht in dem mir vorliegenden Text: Die Sekte der Jenseitsmörder dient ihren Großen in allen Ebenen einst wie künftig! Aber wie man mit Angehörigen
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