0274 - Nadine Bergers Geheimnis
schnell wie ein abgeschossener Pfeil jagte sie los, setzte zu einem gewaltigen Sprung an, wobei sie zu einem fliegenden Schatten wurde, den Lupina noch im Stadium ihrer Auflösung entdeckte.
Es war zu spät, um etwas zu unternehmen, denn der Schatten übersprang die Trennlinie des Dreiecks, und Nadine Berger löste sich gemeinsam mit Lupina auf.
Beide Wölfinnen wurden von der uralten Magie gepackt und zurückgeschleudert in eine Zeit, über die kein Geschichtsbuch je etwas geschrieben hatte…
***
Das Wohnzimmer der Familie Conolly glich einem Schlachtfeld. Da stand kaum ein Sessel an seinem Platz. Vasen waren von den Tischen gefegt worden, Stühle lagen auf dem Boden, und man konnte es eigentlich als Wunder bezeichnen, daß es noch intakte Fensterscheiben gab.
Schuld an diesem Chaos waren drei Werwölfe und ich. Jawohl, ich hatte mich mit diesen drei Bestien herumgeschlagen und sie ausgeschaltet, wenn auch mit Sheilas Hilfe, denn sie hatte mir das Leben gerettet, indem sie meinen Silberdolch in den Rücken des letzten Werwolfs stieß.
Das alles war vorbei. Die drei Bestien hatte man abtransportiert. Sie waren wieder zu normalen Menschen geworden, nur zurück ins Leben rufen konnte sie niemand mehr.
Ein Teil des Falles war erledigt, aber wirklich nur ein Teil. Lupina, die Initiatorin, war uns entwischt, nachdem sie einen fürchterlichen Tanz aufgeführt hatte, denn sie hatte bemerkt, daß — obwohl räumlich von ihr getrennt — Luparo, ihr Sohn, sein Leben verloren hatte. Daran wäre sie fast zerbrochen, doch sie konnte sich wieder fangen und leider Gottes verschwinden.
Zurückgeblieben waren Sheila, Johnny und ich. Der Kleine lag inzwischen wieder in seinem Bett, die Gefahr war also gebannt, aber es blieben Fragen offen.
Die größte hieß: Wo befand sich Bill Conolly? Sheila machte es schwer zu schaffen, daß sie nicht wußte, wo sie ihren Mann suchen sollte. Der Reporter war vor ihren Augen verschwunden, nachdem wie aus dem Nichts Professor Chandler aufgetaucht war. Ein Mann, der eine Doppelexistenz führte und eigentlich zwei Leben lebte. Einmal als Geisterforscher und Mathematiker, zum zweiten als Bandor. Und dieser Bandor war ein Urzeitmensch, das heißt, eigentlich konnte man ihn gar nicht als Menschen bezeichnen, er hatte gelebt, als die Menschheit, so wie wir sie kannten, noch vor der Entwicklung stand.
Da hatte es schon andere Rassen und vor allen Dingen unheimliche starke Magien auf der Erde gegeben, die aus irgendwelchen Dimensionen gekommen oder von außerirdischen Lebewesen mitgebracht worden waren.
So auch Bandor!
Wir selbst waren in die Vergangenheit zurückgeschleudert worden und hatten ihn dort kennengelernt. Uns war es allerdings durch den Zeitkanal des Professor Chandler gelungen, wieder in die Gegenwart einzutauchen, und wir hatten Bandor mitgebracht.
Der Urmensch lebte in London! Leider war der Professor verschwunden.
Es hatte also einen Austausch mit umgekehrten Vorzeichen gegeben, und wir hatten nicht so recht gewußt, was wir mit Bandor anfangen sollten, der unserer Sprache nicht mächtig war, sich jedoch hin und wieder so etwas wie erinnerte und dann seltsamerweise mit der Stimme des Professors sprach.
Bevor die Menschen waren, waren die Wölfe!
Dieser Satz, den ich vor einiger Zeit einmal gehört hatte, war wieder aufgefrischt worden, und ich hatte feststellen können, daß es tatsächlich die Wölfe gewesen waren, die eine gewisse Urmagie ins Leben gerufen und sich mit ihr beschäftigt hatten.
Und wir fanden auch einen Platz, wo diese Magie noch Bestand hatte.
Ein alter Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der aber nie benutzt wurde.
Dort traf alles zusammen. Wir hatten Lupina entdeckt und ihre drei Diener. Es war zu harten Kämpfen gekommen, und beide waren wir in einen magischen Kreislauf hineingeraten, der Lupina und mich wieder in das Haus der Conollys transportierte, Suko und Bandor aber in der Höhle ließ, wo etwas geschah, daß die beiden nicht verstanden.
Luparo erschien plötzlich. Er hatte sich von Lupina getrennt, die andere Magie ermöglichte dies und kämpfte nun gegen Suko und Bandor. Er verlor, wie ich an Lupinas Reaktion hatte ablesen können. Jetzt existierte er nicht mehr, es gab nur noch sie.
Sie war verschwunden, und ich vermißte noch jemand.
Nadine Berger!
Seltsamerweise hatte die Wölfin in den Kampf nicht mit eingegriffen. Sie hatte sich stark zurückgehalten. Für mich war dieses Verhalten ein wenig unbegreiflich gewesen, aber ich ging davon
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