0275 - Das Erbe des Satans
Meister, vertreten. Der Eintritt sei frei. Das Museum habe täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Außerdem befinde sich dort ein nettes Restaurant, eine Cafeteria.
Wir dankten für die Auskünfte und stiegen am Union Boulevard aus. Das FBI-Büro lag in einem modernen Hochhaus, das nur aus Glas und Stahl zu bestehen schien. Mit dem Lift fuhren wir in den vierten Stock.
Das FBI-Büro von St. Louis verfügt bei weitem nicht über so viel Beamte wie unser Verein in New York. Kaum mehr als anderthalb Dutzend G-men versehen hier ihren Dienst. Während unseres Aufenthaltes in St. Louis bekamen wir nur drei Kollegen zu Gesicht, und das warfen Holms, Hunter und Highsmith, mit denen wir auch während der nächsten Tage Zusammenarbeiten sollten.
Im Vorzimmer zu den eigentlichen fünf Büroräumen saß eine zarte Blondine mit blauen Augen und langen seidigen Wimpern. Sie blickte von ihrer Schreibmaschine auf, als wir nach einem kurzen Klopfen eintraten.
»Was kann ich für Sie tun, meine Herren?«
»Wir werden von Mister Holms erwartet. Meine Name ist Cotton.«
»Ah, Mister Cotton und Mister Decker aus New York. Ich weiß Bescheid. Bitte legen Sie doch ab.«
Wir kamen der freundlichen Aufforderung nach und folgten der Sekretärin dann in den nächsten Raum. Holms brütete dort über einer Akte, die er bei unserem Eintreten zur Seite schob. Wir begrüßten uns herzlich.
»Die letzte Nacht in St. Louis gut überstanden?«
»Danke! Im Mayfair wohnt man recht gut.«
»Das freut mich.—Übrigens: ich habe heute morgen bereits alle Formalitäten, die noch für den Fall Mike Snatch nötig waren, erledigt. Die Schwester der ehemaligen Missis Vanderway wird dieser Tage aus Südamerika kommen und die Erbschaft in vollem Umfange antreten. Die Adresse der Schwester konnten wir zum Glück in den Briefen der Toten finden. Da ein weiterer Erbe nicht vorhanden ist, und auch sonst niemand Ansprüche erhebt, ist' dieser Fall abgeschlossen.«
»Nicht ganz,-Holmes«, sagte ich. »Wie Sie wissen, vermuten wir, daß zwischen den Fällen Miller, Fulham und Snatch ein Zusammenhang besteht. Es sieht ganz so aus, als habe sich eine Clique krimineller Playboys zusammengeschlossen, um reiche Witwen zu heiraten und sie dann möglichst schnell zu beerben. Drei Witwen sind jetzt bereits tot. In einem Falle hat der Mörder gesühnt. Wie ist es mit Beef Miller und Robert Fulham?«
»Es wird nicht leicht sein, ein Verbrechen nachzuweisen. Allerdings sind die Untersuchungen der City Police noch nicht abgeschlossen. Die Verbrechen — falls es sich überhaupt um welche handelt — sind ausgezeichnet als Unfälle getarnt.«
Wir schwiegen einen Augenblick, dann ließ sich Phil vernehmen.
»Ich würde vorschlagen, daß wir die Untersuchungen vorläufig in den Händen der Stadtpolizei belassen. Die beiden Frauen sind tot, und ich glaube nicht, daß in ihren Familien das Leben der einen oder anderen Person durch die Witwer bedroht ist. Fulham und Miller würden die Aufmerksamkeit zu sehr auf sich lenken, wenn sie neuerliche Verbrechen ausführten. Viel wichtiger erscheint mir, daß wir Fulham und Miller beschatten lassen, um festzustellen, ob sie zueinander Verbindung haben. Es wäre auch gut, wenn man Mike Snatchs jüngste Vergangenheit überprüfte. Vielleicht führen Spuren von ihm zu Fulham oder Miller.«
Holms nickte. »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Decker. Und ich habe das Nötige bereits veranlaßt. Ob es Erfolg haben wird, ist eine andere Frage. Wenn Fulham und Miller vorsichtig genug sind, können wir sie jahrelang beschatten, und nichts kommt dabei heraus.«
»Unsere erste Handlung muß in eine ganz andere Richtung zielen«, mischte ich mich ein. »Mit großer Wahrscheinlichkeit sind drei Verbrechen verübt worden, die man nicht mehr ungeschehen machen kann. Wir werden die Täter fassen. Aber die Sühne des Verbrechers ist im Augenblick nicht vordringlich. Viel wichtiger erscheint mir, weitere Verbrechen zu verhindern. Von Fulham und Miller sind zur Zeit keine weiteren Verbrechen zu erwarten, wie Phil ganz richtig kombinierte. Aber wer sagt uns, daß hier in der Stadt nicht noch andere reiche Witwen leben, die vor kurzem geheiratet haben und nach denen der Mörder vielleicht bereits in diesem Moment seine Hand ausstreckt.« Holms starrte mich fassungslos an. »Sie meinen, daß es noch weitere Witwenmörder hier in St. Louis gibt?«
»Können Sie diese Möglichkeit ausschließen?«
Er schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Aber trotzdem.
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