0275 - Der Fluch des Ägyptergrabs
Gleichgewicht zu halten.
»Wenn Väterchens Konzern mal pleite geht, dann gehe ich zum Zirkus!« erklärte er stöhnend. Doch niemand nahm davon Notiz.
Sie hörten, wie Diomedes die Luft ausstieß, als er seinen Körper in den Schacht schob und sich, den Rücken an die eine Wand, die Beine an die gegenüberliegende Wand, in dem Kamin hocharbeiten wollte. Der Schacht konnte höchstens zwanzig Armlängen betragen. Die Freiheit für Diomedes war in greifbarer Nähe.
»Vergiß uns nicht!« rief Carsten Möbius nach oben. »Beschaffe Stricke, und ziehe uns auch nach oben!«
»Verlaßt euch darauf, Freunde!« hörten sie die Wort des Griechen. »Ich werde ganz gewiß…!« Die Stimme erstarb in einem Gurgeln. Carsten Möbius wurde von der Wucht des herabfallenden Körpers von der Schulter des Freundes geschleudert und rollte sich in einer Ecke der Grabkammer ab. Geistesgegenwärtig hechtete sich Michael Ullich zur Seite.
Schwer schlug der Körper von Diomedes auf dem Steinfußboden auf. An den glasigen Augen des Griechen erkannten die Freunde sofort, daß kein Leben mehr in ihm war. Er hatte den Tod, der über ihn gekommen war, kaum wahrgenommen. Das Gift des Pfeils hatte in Sekundenschnelle gewirkt.
»Sie haben besondere Sicherungen!« erklärte Carsten und wies auf einen Pfeil von der Größe eines Fingers, der im Hals des Griechen steckte. »Wer auch immer das Grab verlassen will, er tut es nicht lebendig. Dort sind bestimmt noch mehrere von diesen Geschossen. Flucht ist unmöglich!«
In diesem Augenblick begann sich einer der Sobek-Priester wieder zu regen. Michael Ullich lief es eiskalt über den Rücken, als er den haßerfüllten Blick des Mannes sah.
»Der Frevler, der es wagte, die Diener des Sobek zu schlagen, ist von den Göttern gestraft worden!« fauchte er, als er den toten Griechen sah. »Doch ihr habt ihm geholfen. Nun erleidet ihr den langsamen Tod, dem er durch den Giftpfeil entkam…!«
***
»Sie können dich nicht sehen, wenn du nahe bei mir bleibst und meine Hand hältst, Efer-Aton!« raunte Professor Zamorra. »Ich habe einen Zauber, der unsichtbar macht. So kommen wir durch die Reihen der Wachen. Dort … Eine Patrouille. Halt den Atem an…!«
Mit ungläubigem Staunen sah der letzte Priester des Sonnengottes, wie zehn gerüstete Krieger kaum eine Handbreit an ihnen vorbei marschierten, ohne sie zu bemerken. Wenige Atemzüge später waren sie verschwunden und die Geräusche ihrer Ledersohlen auf dem Steinfußboden nicht mehr zu vernehmen.
»Du bist tatsächlich ein Zauberer!« stieß der Priester hervor. »Aton bewahre mich. Denn mit einem Meister der Schwarzen Kunst will ich nichts zu tun haben. Eher sterbe ich!«
»Sei kein Narr, Efer-Aton!« knurrte Zamorra und zog den Priester mit sich. »Ich bringe dich aus dem Palast.«
»Aber das ist nicht der Weg zum Ausgang!« protestierte Efer-Aton.
»Es sind noch zwei Mädchen hier gefangen, die ich befreien werde«, erklärte der Meister des Übersinnlichen mit fester Stimme.
»Und was geschieht mit mir?« wollte der Aton-Priester wissen. »Ich bin kein Narr des Schwertes, der dir helfen kann, die Frauengemächer des Pharao zu stürmen.«
»Ich hatte nicht vor, für die Befreiung der Mädchen deine Hilfe in Anspruch zu nehmen!« sagte Zamorra. »Darum bringe ich dich zu einem Mann im Palast, den ich recht gut kenne.«
»Und wer ist das?« fragte der Priester gespannt.
»Prinz Thutmosis!« erklärte Zamorra. »Hier beginnen seine Gemächer. Bedenke, daß er dich erst dann sieht, wenn ich deine Hand loslasse. Komm jetzt!«
Niemand nahm zur Kenntnis, daß Zamorra die unbewachte Tür öffnete, die zur Suite führt, in der Prinz Thutmosis wohnte. Hinter einem Vorhang vernahm Professor Zamorra gedämpfte Stimmen.
»… also ist dein Gott ein Geistwesen … Ähnlich wie der Gott, den Zamorra anerkennt!« vernahm der Parapsychologe die Worte des späteren Moses, mit dem er bei seiner ersten Zeitreise nach Ägypten ein längeres theologisches Gespräch geführt hatte.
»Viele Menschen glauben an Aton, ohne ihn zu erkennen!« sagte Baket-Aton, die Sklavin, mit leise singendem Tonfall. »Auch viele Menschen, die beispielsweise an den Horus-Falken oder an Osiris glauben, meinen in Wahrheit Aton, doch sie haben diesen allumfassenden Gott noch nicht erkannt, dessen Symbol die Sonne ist.«
»Aber die Hebräer – auch sie glauben an einen einzigen Gott – doch ihr Gott hat keinen Namen!« sagte Thutmosis.
»Ich sagte doch eben, daß der Name
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