0276 - Die Phantome vom Gespenster-Kreuz
ihre Pferde und sich selbst zu holen. Dabei plünderten sie brutal, und die Bauern mussten immer wieder Lebensmittel bereithalten, um die Soldaten zu versorgen. Zur großen Schlacht kam es eigentlich wegen dieser Provianttransporte«, erklärte Herr Risse.
Als er unsere erstaunten Gesichter sah, lächelte er und fuhr mit seinem Bericht fort. »Nicht nur die kaisertreuen Soldaten hatten Hunger und brauchten Verpflegung, den Schweden erging es ähnlich. Sie hatten schon sehr bald herausgefunden, wo sich die Kaiserlichen verpflegten und lauerten ihnen im dichten Wald auf. Da kam es dann zum großen Gemetzel. Nur wenige Soldaten überlebten. Sie begruben die Toten, und später hat man dann ein Steinkreuz an dieser Stelle errichtet. Auch Oberst Gunnerson wurde dort begraben. Von ihm erzählt die Legende ja, dass er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe.«
»Stimmt das?« fragte ich.
Herr Risse hob die Schultern. »So genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Wer weiß das schon? Wenn ich die heutigen Ereignisse zu den damaligen in Relation setze, wäre es nicht verwunderlich, wenn so etwas tatsächlich vorgefallen wäre.«
»Hat man eigentlich noch Überreste gefunden?« erkundigte sich Will Mallmann.
»Wie meinen Sie das?«
»Wäre doch leicht möglich, dass bei irgendwelchen Grabungen so etwas aufgefallen…«
»Ach so, ja.« Der Mann nahm den Krug und trank einen langen Schluck. »Das ist alles klar. Vor gar nicht allzu langer Zeit ist es passiert. Da wurde das Gebiet um das steinerne Kreuz aufgeforstet. Man musste ausgraben, und man fand tatsächlich etwas. Überreste aus dem Kampf zwischen den Schweden und den Kaiserlichen. Alte Waffen, Rüstungen, Schilder und dergleichen. Die Dinge sind zu besichtigen. Wir haben sie in unserem Heimatmuseum aufbewahrt.«
»Und das leiten Sie«, sagte ich.
Herr Risse lehnte sich zurück. »Sehr richtig«, antwortete er und lächelte stolz.
Auch wir tranken jetzt. Während ich schluckte, kam mir eine Idee. »Wäre es nicht vernünftig, wenn wir uns die Gegend um das Steinkreuz herum einmal ansehen würden?«
»Jetzt?«
»Warum nicht?«
Herr Risse schüttelte den Kopf. »Das lohnt sich nicht. Es gibt dort nichts zu sehen. Eine völlig normale Landschaft. Das Kreuz steht auf einem kleinen Hügel. Man ist dabei, das Gebiet in unmittelbarer Nähe wieder aufzuforsten.«
»Vielleicht finden wir da unser Gespenst«, sagte der Kommissar.
»Daran hindern will ich Sie nicht, meine Herren. Jede Spur oder jeder Weg, der irgendwie zur Aufklärung dieser scheußlichen Taten führen kann, ist mir recht.«
Ich zündete mir eine Zigarette an. Als der Rauch aus meinem Mund strömte, fragte ich: »Was sagen eigentlich die Einwohner dieser kleinen Stadt zu den Ereignissen? Oder anders gefragt: Wie stehen sie zu den Vorgängen der Vergangenheit?«
»Gemischt.«
»Wie das?«
»Die älteren Leute glauben die Geschichte. Sie warnen immer. Es sind die gleichen, die bei einem Gewitter auch eine Kerze anzünden und jeden Donnerschlag als Strafe des Herrn empfinden. Die jüngere Generation lacht natürlich darüber.«
Ich wiegte den Kopf. »Mir scheint es allerdings, als hätten diesmal die älteren Menschen recht bekommen.«
»Das sieht mir auch so aus«, gab der Heimatforscher zu. »Obwohl ich vieles nicht begreifen kann. Mir ist das einfach unerklärlich.« Herr Risse hob den Kopf. Sein Blick pendelte zwischen Will und mir.
»Ihnen müsste es ebenfalls so ergehen - oder nicht?«
»Nein«, antwortete ich. »Wir denken da ein wenig anders.«
»So?«
Ich hielt es für angebracht, ihn über meinen wahren Job aufzuklären. Von einem Geisterjäger hatte der gute Mann noch nie etwas gehört. Er konnte es auch kaum fassen, als ich ihm klarmachte, gegen welche Wesen meine Freunde und ich anzutreten hatten.
»Das sind doch Gestalten aus dem Kino«, sagte er.
»Ich hoffte, dass es so wäre. Leider sieht die Wirklichkeit oft nicht nur schlimmer, sondern auch völlig anders und schrecklicher aus. Das ist es, Herr Risse.«
»Kann man diese Wesen denn bekämpfen?« fragte er.
»Natürlich. Es gibt gewisse Mittel.« Ich zog meine Beretta, was ihn erschreckte. »Keine Angst«, sagte ich, legte die freie Hand auf die Waffe und nickte ihm zu. »Diese Pistole ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Für viele Dämonen sind die Geschosse absolut tödlich.«
»Auch für den Schweden-Oberst?«
»Das wird sich vielleicht in Zukunft herausstellen.« Während dieser Antwort schaute ich meinen deutschen
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