Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0276 - Ghouls in der Stadt

0276 - Ghouls in der Stadt

Titel: 0276 - Ghouls in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
tragisch. Hier.« Er drückte ihr eine schmale Karte in die Hand. »Da findest du mich. Ruf vorher an. Weißt du, daß du ein sehr nettes Mädchen bist? Ich mag dich.«
    »Zamorra mag mich auch, und er hat die älteren Rechte.«
    Henri glitt zur Tür, schloß auf und schob sich auf den Korridor hinaus. »Bleib anständig und deinem Freund treu«, sagte er und verschwand.
    Nachdenklich sah Nicole ihm nach.
    Henri war ein Mann, wie sie alle sein sollten. Ein netter und hilfsbereiter sympathischer Junge. Aber er war eben kein Zamorra. Den gab’s nur einmal im Universum.
    ***
    Zamorra öffnete die Augen. Er wunderte sich, daß er noch lebte. Hatten die Ghouls etwas Besonderes mit ihm vor? Wollten sie ihn etwa in einer großen Zeremonie opfern und auffressen?
    Er befand sich in einer großen Felsenhöhle. Sie war matt und grünlich erleuchtet. Das Licht ging von den Wänden aus, von einer Leuchtpilzart, die die feuchten Steine überwucherte. Zamorra selbst war auf eine flache Steinplatte gefesselt. Er versuchte die Fesseln zu zerreißen, aber es gelang ihm nicht. Wieviel Zeit verstrichen war, konnte er nicht sagen, aber es mußten schon ein paar Stunden vergangen sein, weil sein Rücken vom Liegen auf der harten Steinplatte schmerzte. Er drehte den Kopf und sah zur Seite.
    Die Felsenhöhle hatte nur einen Ausgang, der in einen dunklen Tunnel führte, und davor saßen zwei schleimige, stinkende Ghouls, die Zamorra unverwandt anstarrten. Seine Wächter.
    »Was habt ihr mit mir vor?« fragte er.
    Die beiden Ghouls antworteten nicht.
    Zamorra fühlte den leichten Druck des Amuletts auf seiner Brust. Die Ghouls hatten ihm zwar Anzug und Hemd halb zerfetzt, aber die silbrige Scheibe nicht abgenommen. Sie hatten wohl auch keinen Grund dafür, weil Merlins Stern sich absolut nicht bemerkbar machte. Das Amulett, das früher jeden Schwarzblütler mit untrüglicher Sicherheit durch Vibrieren oder Erwärmung meldete, sprach jetzt nicht an. Es war wie tot.
    Zamorra überlegte.
    Es mußte eine sorgfältig ausgeklügelte Falle sein, und er war hineingerast. Den Ghoul, der ihm so überraschend vor den Wagen sprang, hatte er für einen Menschen gehalten, weil ihn das Amulett nicht warnte. Das hatte das Ende eingeleitet.
    Wie war es aber möglich, daß die Ghouls am Tage aktiv wurden? Handelte es sich bei dieser Horde hier vielleicht um eine ganz neuartige Sorte? Möglich war es schon. Zamorra brauchte bloß an die Tageslicht-Vampire zu denken, oder an den Dämonensauger, den er vor einiger Zeit in England zur Strecke bringen konnte. Im Kampf gegen die Höllenwesen war man nie vor Überraschungen sicher. Das Dämonenreich produzierte immer neue Ungeheuer und Schreckensgestalten wie am Fließband. Wer glaubte, alles liefe nach bekannten Regeln ab, sah sich oftmals bitter getäuscht – so wie Zamorra jetzt.
    Er dachte an Nicole. Was war aus ihr geworden? Er sah sie in dieser Felsenhalle nicht. War sie tot und zurückgelassen worden? Oder hatten die Ghouls sie bereits …? Zamorra wagte nicht weiterzudenken. Es durfte einfach nicht sein. Nicole mußte leben. Er klammerte sich wie ein Ertrinkender an die verzweifelte Hoffnung, daß sie es nur irgendwie nicht geschafft hatte, den Anschluß zu halten, oder daß sie geflohen war, um später zurückzukommen und helfend einzugreifen.
    Aber woher sollte sie wissen, wo er sich befand, wohin man ihn verschleppt hatte? Er wußte es doch selbst nicht!
    »Wo ist Nicole?« fragte er rauh. »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    Diesmal bekam er Antwort. Einer seiner beiden Wächter verzog das breite Gesicht zu einem noch breiteren Grinsen. Zamorra würgte und kämpfte gegen die jäh aufsteigende Übelkeit an, als er die Schleimtropfen sah, die aus dem Maul des Leichenfressers sickerten.
    Der Ghoul kicherte: »Deine Gefährtin ist tot! Wir haben sie lebendig begraben!«
    Und für Zamorra brach die Welt zusammen.
    ***
    Gustave Heury staunte nicht schlecht, als anstelle des erwarteten Professor Zamorra eine hübsche junge Frau in seinem Büro auftauchte. Als Nicole dann einen Kurzbericht des Überfalls abgab, schüttelte er nur noch mit dem Kopf.
    »Wenn nicht eben diese riesigen Löcher auf dem Friedhofsgelände wären«, sagte er, »und wenn nicht der Totengräber so böse zugerichtet und dieser junge Deutsche überfallen worden wäre – ich würde Ihnen kein Wort glauben. Aber so muß ich es ja wohl. Dennoch kommt mir das alles so unwahrscheinlich vor …«
    Nicole zuckte mit den Schultern.
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher