0276 - Ghouls in der Stadt
sein Mercedes dort stand, war für ihn eine Überraschung.
Und der Friedhof brannte.
***
Asmodis schäumte vor Wut, und nachdem er Zamorra hatte freigeben müssen, richtete sich all sein Zorn auf diejenigen, die ihn in diese Lage gebracht hatten: die Ghoul-Sippe in Fleury-sur-Loire.
Der Fürst der Finsternis fuhr aus und zur Erde empor in all seiner höllischen Majestät. Er fragte nicht lange, er zögerte nicht, sondern entfaltete schlagartig seine vernichtende Kraft.
Flammen rasten durch die Höhlenlabyrinthe, glutflüssige Lava jagte brodelnd und schäumend durch die Gänge und füllte sie aus. Flammenbahnen rasten ihr voran. Schreiend versuchten die Leichenfresser zu entkommen, aber es gelang ihnen nicht. Sie waren schnell, aber das Höllenfeuer war schneller. Es erfaßte und verzehrte sie, einen nach dem anderen. Aus den Öffnungen, die ans Tagesbzw. Nachtlicht führten, schossen Flammenströme hervor, leckten gierig nach Opfern und fanden auch die Spuren jener Ghouls, die sich bereits in der Stadt bewegten. Die Feuerbahnen jagten ihnen hinterdrein und erreichten auch sie, jeden einzelnen, um ihn zu vernichten.
Der Fürst der Finsternis kannte in seinem Zorn keine Gnade.
Er ließ nicht mit sich spaßen. Innerhalb von Stundenfrist war die Arbeit getan, die eigentlich Zamorra hätte vorbehalten sein sollen. Asmodis erledigte sie für ihn, mit der ihm eigenen teuflischen Gründlichkeit und Grausamkeit.
Nach Ablauf dieser Stunde gab es keinen einzigen Ghoul in und um Fleury herum mehr. Alle hatte der Rachezorn des Teufels getroffen und vernichtet. Was scherte es Asmodis, daß auch die Ghouls dämonische Wesen waren? Was sie getan hatten, zählte für ihn. Sie hatten ihn verraten wollen, hatten ihm seinen größten Feind ins Haus geschickt und ihm eine Niederlage beigebracht, die er so nicht auf sich sitzen lassen konnte.
Jetzt gab es sie nicht mehr.
Immer noch grollend kehrte Asmodis in die Tiefe zurück. In die Hölle, in sein Reich der ewigen Finsternis. In die Welt der Dämonen.
***
Als die Flammen aus der Höllentiefe erloschen und das grausame Strahlen verschwand, wußte Gustave Heury, daß es seine Ghoul-Armee nicht mehr gab. Sie war vernichtet worden, noch ehe ihre hochfliegenden Pläne verwirklicht werden konnten.
Gustave Heury stand vor dem Nichts.
Er mußte wieder von vorn anfangen. Er hatte auf dem Weg zur Macht einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Er mußte sich eine neue Armee von Dienern heranzüchten, die in ihrem Machtrausch gar nicht ahnten, wie er sie als seine Werkzeuge benutzte.
Gustave Heury dachte nach, wälzte Gedanken und schmiedete Pläne, während er langsam durch die Nacht zurückschritt zur kleinen Stadt. Hier hatte er nichts mehr verloren. Aber er wollte einige seiner persönlichen Gegenstände aus seiner Wohnung holen und mitnehmen, um anderswo noch einmal neu zu beginnen. Dinge, die er benötigte. Magische Gegenstände, wichtige Bücher, Geld.
Da sah er einen Mann auf der Straße, der einem Haus am Ortsrand zustrebte. Unwillkürlich zuckte Heury zusammen.
Wie war das möglich?
»Zamorra?« stieß er überrascht hervor. »Aber dich hat doch die Hölle verschlungen!«
So leise er gesprochen hatte, der Mann, knapp hundert Meter von Heury entfernt, hatte seine Worte vernommen. Er stutzte, fuhr herum, und vor seiner Brust sah Heury es silberhell aufleuchten. Die Wolkendecke riß auf, ließ den bleichen Mond durchscheinen.
»Heury? Sind Sie Heury?« rief Zamorra.
Der ehemalige Polizeichef fuhr zusammen. Er verwünschte seinen Leichtsinn, sich verraten zu haben. Jetzt mußte er angreifen, mußte das tun, was die ganze Hölle nicht zu tun imstande schien: Zamorra töten!
Ohne ein weiteres Wort stürmte er los.
Zamorra, auf dem Weg zu Pierre Devon, spürte, wie der Ju-Ju-Stab in seiner Hand zuckte, und instinktiv benutzte er ihn als Wurfgeschoß und schleuderte ihn dem mit unglaublich kraftvollen, weiten Sprüngen heranjagenden Gustave Heury entgegen. Der Stab biß mit fürchterlicher Wucht zu. Heury schrie, schlug verzweifelt um sich und verging.
Denn Gustave Heury war ein Dämon gewesen …
***
»Die Wege des Schicksals sind zuweilen recht kurvenreich, führen aber immer wieder irgendwie zum Ziel«, sagte Nicole Duval lächelnd. »Wer hätte sich das träumen lassen, daß ausgerechnet Asmodis uns die Arbeit abnehmen würde?«
»Der arme Teufel«, grinste Zamorra. »Wie mag er geschäumt haben, als er erfuhr, wer ihm das Kuckucksei ins Nest legte –
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