0276 - Ghouls in der Stadt
zu.
Teufel … sie war in der Hölle gestrandet … und jetzt holte sie der Teufel …
Der Ju-Ju-Stab unter ihrer aufgestützten Hand zuckte wie irr. Er suchte den Kampf, wollte gegen Dämonen losschlagen.
»Nein«, röchelte Nicole. »Nein, nicht …«
Die Vernichtung des Kröten-Dämons hatte sie fast alle Lebenskraft gekostet. Hier in dieser Höllenwelt war alles anders als in der Welt der Menschen. Dort war der Ju-Ju-Stab die ultimate Waffe gegen die Dämonen. Hier wurde er zum Bumerang.
Wenn der Stab jetzt auch nur einen der kleinen tanzenden Teufel tötete, tötete er damit auch Nicole.
Verzweifelt versuchte sie ihn festzuhalten. Er entwickelte ein Eigenleben und begann sich langsam, aber unaufhaltsam aus ihrer Hand zu winden.
***
Unten auf der Straße verließen zwei Uniformierte den gegen die Hauswand geprallten Streifenwagen. Kopfschüttelnd sahen sie dem in der Nacht verschwindenden Heury nach, ohne ihn zu erkennen. Oben beugte sich Pierre Devon aus dem zerstörten Fenster.
»Zu spät«, rief er nach unten. »Er ist entwischt.«
»Das – das war unser Chef?« fragte der Fahrer des Unglückswagens entgeistert. Die Beamten hatten Heury abholen sollen. »Aber das kann doch kein Mensch sein! So, wie der über die Haube gegangen ist – mon dieu! Das kann niemand so unverletzt überleben.«
»Außerdem«, sagte Pierre von oben, »stürzte er aus diesem Fenster und hat auch ein paar Kugeln geschluckt.«
»Wir kommen nach oben«, sagte der Fahrer und winkte seinem Kollegen, schon mal zur Haustür zu gehen, während er sich wieder in den Schrottwagen beugte und über Funk eine Kurznachricht abgab. Dann folgte er dem anderen.
Minuten später waren die beiden oben in Pierre Devons Wohnung und sahen sich um. »Das ganze Haus gehört Ihnen? Wohnt hier sonst noch jemand?«
Pierre schüttelte den Kopf. Unaufgefordert legte er die erbeutete und leergeschossene Pistole auf den Tisch, sein Gewehr und den Waffenschein dazu. »Es war Notwehr«, sagte er. »Monsieur Heury entwickelte erhebliche, übermenschliche Kräfte. Ich hätte ihn mir nicht anders vom Leib halten können.«
»Da Monsieur Heury lebend und scheinbar unverletzt, seinen Bewegungen nach, entweichen konnte, gehen wir zunächst davon aus, daß Sie ihn nicht getroffen haben.«
»Ich habe getroffen«, sagte Pierre, der diesen Part übernahm, um die waffenscheinlose Yvonne aus den Schwierigkeiten herauszuhalten, die ihr möglicherweise hätten gemacht werden können.
»Wir haben die Fahndung eingeleitet«, sagte der Beamte.
Pierre schüttelte den Kopf.
»Das halte ich für weniger wichtig«, sagte er. »Wichtiger scheint mir, den Ort zu schützen. Ich weiß nicht, ob Heury der einzige Nichtmensch in unseren Reihen ist. Und da sind noch die Ghouls. Ich habe den bösen Verdacht, daß das alles der Auftakt zu einem weit größeren Geschehen ist.«
»Sie vermuten einen Großangriff der Leichenfresser? Aber – das ist doch absurd.«
»Wie Sie meinen«, sagte Pierre. Er ließ sich in einen Sessel sinken. Er versuchte mit der Tatsache fertig zu werden, daß Heury kein Mensch sein konnte, und schaffte es immer noch nicht so recht. »Dann ist der verwüstete Friedhof auch absurd, und Ihr zerstörter Wagen und das alles, ja. Gut, machen Sie, was Sie wollen. Aber ich werde die Augen offen halten.«
»Was haben Sie vor, Monsieur?« fragte der Streifenführer.
»Mal sehen«, wich Pierre aus.
»Lassen Sie sich nicht zu Unbedachtsamkeiten und einer Art Selbstjustiz hinreißen«, wurde er gewarnt. »Das ist Sache der Polizei.«
»Sie tun Ihr Bestes, aber Sie sind überfordert«, wehrte Pierre matt ab. »Ich verstehe das wohl. Und vielleicht würde ich an Ihrer Stelle auch nicht anders reagieren. Keine Sorge, ich habe nicht vor, bestehende Gesetze zu verletzen. Sorgen Sie dafür, daß auf jede ungewöhnliche Begebenheit geachtet wird.«
»Wir haben die Lage im Griff«, versicherte der Polizist. »Wir gehen jetzt. Halten Sie sich bis zur Klärung der Lage zur Verfügung.«
»Natürlich.«
Als sie gegangen waren, lud Pierre das Gewehr und steckte vorn wieder die Leuchtpatronen auf. »Was hast du vor?« wollte Yvonne wissen.
»Uns schützen«, sagte Pierre. »Sollte die Polizei nicht mit der Ghoulsgefahr fertigwerden, müssen wir uns selbst helfen.«
»Du scheinst nicht viel Vertrauen zu den Beamten zu haben.«
»Doch«, widersprach Pierre. »Sie tun wirklich ihr Bestes. Ich möchte jetzt nicht in der Haut eines dieser Beamten steckten. Sie
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