0276 - Im Safe versteckt man keine Leichen
verschieden. Während Brewery einen Fluch durch die Zähne preßte, zündete Button sich schweigend eine Zigarette an. Dann heftete er einen durchdringenden Blick auf Charly Moppeman, der ebenso blaß geworden war wie Robert Dean.
Terry Lansford zitterte.
»Mr. Moppeman, Sie brauchen vom Beekman Place bis hier ungefähr zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten. Um 21 Uhr zehn trafen Sie in der Eden-Bar ein. Wo waren Sie in der Zeit von 18 Uhr bis zu Ihrem Eintreffen in der Bar?«
»Ich verließ um 16 Uhr dreißig unser Studio im Rockefeller Center. Von dort brauche ich knapp fünfzehn Minuten bis nach Hause. Ich habe zu Abend gegessen und bin bis zu meiner Abfahrt hierher in der Wohnung gewesen.«
»Gibt es dafür Zeugen?«
»Natürlich nicht! Kann ich ahnen, daß ich mir jede Minute meines Tagesablaufs von irgendwelchen Leuten bestätigen lassen muß?«
»Es wäre sehr angebracht, wenn Sie diese Vorsichtsmaßnahme in den nächsten Tagen stets beachten würden. Das gilt für alle Anwesenden.«
Brewery beugte sich vor. »Was glauben Sie, Mr. Cotton, warum wir hier heute zusammensitzen?«
Ich zuckte die Achseln. »Darüber habe ich bisher vergeblich nachgedacht, Mr. Brewery. Vor zwei Tagen wurde Angie Iron ermordet. Vielleicht ist es Ihre Art und die Ihrer Freunde, von Toten auf diese Weise Abschied zu nehmen? Alkohol soll ja die Nerven beruhigen.«
»Sie irren sich, G-man! Angst und Unbehagen treiben uns zusammen. Und vor allem das gegenseitige Mißtrauen. Jeder möchte mit irgend jemand zusammen sein. Die Frauen untereinander, um dem Mörder nicht plötzlich allein .gegenüberzustehen, und die Männer, um sich eines gegenseitigen Alibis versichern zu können. Wann gedenken Sie endlich zuzugreifen? Wenn feststeht, wer von den noch lebenden vier Frauen mit dem Schrecken davongekommen ist?«
»Beruhigen Sie sich, Mr. Brewery. Die Fährte ist heiß. Die Sicherheit des Mörders ist nur gespielt. Er ahnt, daß er bereits einen Fehler begangen hat, der für ihn verhängnisvoll ist. Ich jage nur noch dem Beweis für meine Behauptung nach. Binnen achtundvierzig Stunden werden wir ihm die Hand auf die Schulter legen.«
Das war natürlich ein großes Windei, nur dazu angetan, den Mörder nervös zu machen. Wir mußten ihn aus seiner Reserve locken. Das Beispiel Lorna Price bewies, wie sicher er sich fühlte, mit welcher Unbekümmertheit er seine Verbrechen inszenierte, »Ich hoffe, Sie wissen genau, was Sie da gesagt haben, Mr. Cotton«, sagte Brewery ruhiger. »Miß Hayfield ist vorerst zu mir gezogen. Sie vertraut mir und sucht bei mir Schutz vor dem Mörder. Das kennzeichnet wohl deutlich genug unsere augenblickliche Situation. Wir wollen wieder frei atmen können. Dieser Wunsch steht bei allen im Vordergrund. Können Sie das verstehen?« Seine Stimme war leidenschaftlich geworden. Er sah jeden einzelnen am Tisch an.
»An die Adresse des unbekannten Mörders möchte ich nur eine Mahnung richten. Ich werde Tina keine Sekunde aus den Augen lassen. Es wäre heller Wahnsinn, den Versuch zu machen, sie in meinem Hause umzubringen, um mich dadurch zu belasten. Ich kann nur hoffen, daß der Mörder sich diese Warnung zu Herzen nimmt.«
Button nickte. »Eine gute Idee, Selwyn. Dann möchte ich Sarah Vorschlägen, zu mir zu ziehen. Wenn Robert sich noch bereit erklärt, Darlene zu beschützen, kann der Mörder ja gar nicht mehr zum Zuge kommen.«
Das war ein Querschuß, der mir gar nicht behagte. Schließlich saßen vorn in der Bar drei Kollegen von uns, die den anwesenden Frauen nach hier, gefolgt waren. Sie waren darauf aus, den Mörder auf frischer Tat zu ertappen. Bei Buttons Plan blieb dem Mörder jedoch kaum noch eine Chance. Schließlich konnte keiner der Männer es wagen, seine Schutzbefohlene umzubringen. In das Haus eines anderen einzudringen, war jedoch so gut wie unmöglich.
Jemand zupfte mich am Ärmel. Es war der Kellner.
»Sind Sie Mr. Cotton?«
Ich bejahte.
»Ein Telefonanruf für Sie, Sir!«
Ich entschuldigte mich und ging nach vorn. Das Telefon stand am Ende der halbrunden Bartheke. Ein wasserstoffblondes Girl hielt mir den Hörer entgegen.
»Cotton?«
»Hallo, Jerry? Hier ist Richard Bear! Wir erhielten soeben einen anonymen Anruf. Lester Head und Roy Collins sollen sich in einem Trümmergrundstück in der Jay Street niedergelassen haben. Wollt ihr selber hin, oder sollen wir das erledigen?«
Ich dachte an mein Erlebnis in der Kiesbaggerei. »Wir übernehmen das, Richard. Wie ist die genaue
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