0276 - Irrweg durch die Zeit
und überblickt nicht nur die freiräumlichen Dimensionen unseres Universums, sondern auch die Zeitachse von einem Ende bis zum ändern. Ihm stehen alle Informationen zur Verfügung, die in unserem Kosmos von seinem Anfang bis zu seinem Ende erzeugt wurden. Um einen bestimmten Zustand zu errechnen, bedient er sich selbstverständlich aller zugehörigen Informationen - derer aus der Vergangenheit des Zustands sowohl wie derer aus der Zukunft. Das Resultat muß richtig sein, denn alle Einflüsse wurden in Rechnung gezogen. Unser Realzeitzustand enthält den Planeten Ferrol, folglich kann Ferrol niemals vernichtet worden sein."
„Sagt der Super-Computer", verkünde te Festus fröhlich.
Barnard stutzte plötzlich. Rog sah, wie sein Gesicht einen überraschten, verblüfften Ausdruck annahm.
„Was gibt's?" fragte er. „Haben Sie in Ihrer brillanten Beweisführung einen Fehler entdeckt?"
Barnard schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, daß es knallte.
„Das ist's!" rief er laut. „Bei allen dreitausend Sterngeistern - das ist die Lösung! Fanther, Sie haben mich mit Ihren Fragen auf eine großartige Idee gebracht."
„Wenn für Bescheidenheit Orden verliehen würden ...", sagte Festus, aber niemand beachtete ihn.
„Was für eine Idee?" wollte Rog wissen.
„Wir müssen die CREST finden", antwortete Barnard, noch immer aufgeregt und mit lauter Stimme. „Die einzige Möglichkeit, an die wir bisher dachten, war, der CREST zu folgen und sie irgendwo einzuholen.
Aber das ist gar nicht nötig! Wir brauchen nur zu warten. Wir haben fünfhundert Jahre Zeit, bis das Flaggschiff in dieser Gegend auftaucht. Alles, was wir brauchen, ist ein bißchen Geduld." Er sprang auf. „Ich muß sofort mit Snigert sprechen. Das ist ja..."
Er wandte sich um und stürzte davon. Die Männer in der Messe sahen ihm nach, mißtrauisch und unsicher.
„Nur ein bißchen Geduld", kicherte Festus. „Schäbige fünfhundert Jahre!"
Rog dachte nach. Es war nicht schwer zu verstehen, was Barnard meinte. Man mußte die Sache nur von der richtigen Seite her ansehen. Man mußte sich das Unternehmen als ein Wettrennen vorstellen.
DINO-3 gegen CREST. Ziel: Der Rendezvous-Punkt. Die CREST hatte jetzt schon verloren. Wo der Rendezvous-Punkt auch immer lag, die DINO-3 war fünfhundert Jahre vor ihr da.
Blieb als einziges Problem, den Rendezvous-Punkt zu bestimmen.
Rog stand auf. Es erschien ihm plötzlich wichtig, nichts von dem zu versäumen, was Gerry und Barnard miteinander zu besprechen hatten.
„Schade", beschwerte sich Festus. „Ich hatte mich so auf ein Spielchen ..."
Rog brachte ihn mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen.
„Wenn du noch einmal Pinocchle oder Setback sagst, lasse ich dich degradieren!"
Festus setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Poker...?"
*
Die Diskussion in Gerry Snigerts Privatkabine dauerte zwei Stunden. Danach stand der neue Aktionsplan fest. Gerry hatte Barnards ursprüngliche Idee modifiziert, und auch Rog hatte es sich nicht nehmen lassen, seinen Teil dazuzugeben.
Der Plan sah vor, die drei Zusatztriebwerke an einer Stelle zu deponieren, wo sie von der CREST in fünfhundert Jahren abgeholt werden konnten. Da es keine Möglichkeit gab, mit der CREST in Kontakt zu treten und die Stelle zu kennzeichnen, mußte außerdem dafür Sorge getragen werden, daß das Flaggschiff möglichst bald nach seinem Auftauchen in der Relativzukunft Aufschluß darüber erhielt, wo sich die Triebwerke befanden.
Einen Augenblick lang hatte es so ausgesehen, als müß te diese letztere Forderung den ganzen Plan vereiteln. Aber Barnard hatte eine Idee, die das Problem aus dem Wege räumte. Aus den an Bord vorhandenen Einzelteilen, erklärte er, müsse es möglich sein, Memosender anzufertigen. Ein Memosender war ein mechano-telepathisches Gerät, dessen Ausstrahlung mit der eines organisch-menschlichen Gehirns strukturverwandt war. Ein Telepath konnte die Signale eines Memosenders empfangen und, wenn sie entsprechend moduliert waren, verstehen. Wenn es gelang, eine Reihe von Memosendern an Punkten zu deponieren, die die CREST in fünfhundert Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit aufsuchen würde - und wenn weiterhin diese Sender fünf Jahrhunderte überstanden ohne Schaden zu nehmen, dann konnte es nicht allzu schwierig sein, das Flaggschiff darüber zu informieren, wo die Zusatztriebwerke deponiert worden waren.
Die vielen Wenn und Aber allerdings verursachten vorerst einiges Kopfzerbrechen.
Die erste Frage
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