Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0276 - Irrweg durch die Zeit

Titel: 0276 - Irrweg durch die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
nichts weiter zu tun haben würden, als zuzusehen, wie ihre Uhr langsam ablief. Je härter sie arbeiteten, desto weniger brauchten sie daran zu denken.
     
    *
     
    Während die Männer noch arbeiteten, führte Gus Barnard eine hitzige Diskussion mit Gerry Snigert.
    Rog Fanther war ebenfalls anwesend, beschränkte sich jedoch aufs Zuhören.
    „Ihre Argumente sind nicht stichhaltig, Snigert", erklärte Barnard mit allem Nachdruck, nachdem die Wogen der Erregung schon zwei Stunden lang hin- und hergeschlagen hatten. „Sie sind sentimental, das ist das Beste, was man darüber sagen kann. Lassen Sie mich noch einmal zusammenfassen. Wenn wir hierbleiben, sind wir vierzig, fünfzig, vielleicht sogar sechzig Jahre in diesem Käfig gefangen, bis uns der Tod gnädigerweise erlöst. Ich bin nicht sicher, wie es in zehn Jahren hier an Bord aussehen wird, aber es läßt sich leicht denken, daß wir bis dahin alle verrückt sind. Der normale Mensch und wir sind alle ziemlich normale Menschen - hält einen solchen Zustand nicht lange aus. Wir sind hier, um die drei Zusatztriebwerke zu beschützen, sagen Sie. Aber erklären Sie mir bitte, wie siebzigundeinpaar Übergeschnappte diese Aufgabe ausführen sollen.
    Statt dessen bietet sich uns eine andere Möglichkeit, die sogar noch die Hoffnung läßt, daß wir eines Tages von der CREST aufgenommen werden und an Bord des Flaggschiffs in die Realzeit zurückkehren.
    Wir bemannen eine der Korvetten, deren Triebwerke für interstellaren Raumflug durchaus zureichend sind, und fliegen mit ihr ein Ziel an, das zweihundertundfünfzig Lichtjahre von hier entfernt liegt. Wir bewegen uns nicht durch den Linearraum, sondern mit relativistischer Geschwindigkeit durch das Einstein-Universum. Eine Fluggeschwindigkeit, die sich von der des Lichts nur um wenige Kilometer pro Sekunde unterscheidet, wird bewirken, daß für uns an Bord der Korvette nur Sekunden verstreichen, während hier Monate und Jahre vergehen. Nach unserer Rückkehr werden fünfhundert Jahre verstrichen sein. Wir können auf die CREST warten! Es besteht keine Notwendigkeit, hierzubleiben und die Stunden zu zählen, bis wir an Altersschwäche sterben."
    Er hatte sich in Eifer geredet. Er war aufgestanden und hatte sich halb über den Tisch gebeugt, als fürchte er, Gerry Snigert könnte ihn nicht verstehen.
    Gerry warf ihm einen amüsierten Blick zu, dann wandte er sich an Rog. Noch bevor er etwas sagen konnte, nickte Rog ihm zu.
    „Gib's auf, Gerry! Er hat recht, und deine Gründe klingen selbst für einen guten Freund ziemlich windig."
    Gerry lachte und stand ebenfalls auf.
    „Meine Herren", verkündete er mit einem freundlichen Lächeln, „Sie haben meine Zusage, daß ich mir Major Barnards Vorschlag reiflich überlegen werde. Als Kommandant dieses Unternehmens habe ich einiges zu bedenken. Lassen Sie mir also Zeit."
    Rog warf ihm einen geringschätzigen Blick zu.
    „Du hast dich geändert", meinte er in freundlichem Spott. „Früher hast du nicht so lange gebraucht, um eine gute Gelegenheit zu erkennen."
     
    *
     
    Er ging mit Barnard zur Messe. An dem Tisch, den sie zu ihrem Stammplatz gemacht hatten, als die DINO-3 in der Nähe des Wega-Systems stand, saß Festus.
    „Sir", wandte er sich an Rog, „wenn Sie sich erinnern, haben Sie mir vor kurzem zugesagt, ich könne mich getrost an Sie wenden, wenn ich einen Gefallen erwiesen haben wollte." Rog setzte sich und seufzte. „Da geht's schon wieder los! Festus - versprich mir, daß du mir von heute an nie mehr hilfst oder sonst irgend etwas zu meinen Gunsten tust? Ich hasse Leute, die ihre Guthaben so eifrig einklagen."
    Festus machte ein beleidigtes Gesicht. „Aber, Sir, es handelt sich wirklich nur um einen winzigen Gefallen."
    „Welchen?" knurrte Rog ihn an. „Ein kleines Spielchen Pinocchle?" Rog schob sich über den Tisch, bis er Festus Nasenspitze fast berührte.
    „Ich habe keine Ahnu ng, wie man Pinocchle spielt!" erklärte er ernst.
    Festus wich eine Handbreit zurück. „Setback?"
    Rog ließ sich in seinen Stuhl fallen. „Also gut, Setback." Festus brachte mit atemberaubender Fingerfertigkeit einen Stoß Karten aus der Tasche zum Vorschein. Seine Schüchternheit war wie weggeblasen. Während er mischte und die Karten austeilte, verkündete er: „Zwei gleichfarbige Buben zählen, niedrigster Reiz ist zwo. Der Geber hat das Recht, das Spiel zum höchsten gebotenen Reiz zu übernehmen ..."
    „Ach, halt den Mund", brummte Rog. „Gib die Karten!"
     
    ENDE

Weitere Kostenlose Bücher