0277 - Dämonenschlacht um Troja
dem Tor der Schiffsmauer zurollten und niemand das Gespräch mithören konnte.
»Ich bin Poseidon!« kam es aus des Odysseus Mund. »Doch obwohl ich den Namen eines Gottes trage – das Gefolge des Zeus ist den Trojanern gewogen. Ich selbst gehöre in der Straße der Götter zu jenen Wesen, die im Orthos hausen. Hörtest du nie davon, daß Hades und Poseidon Brüder sind?«
»Du bist also kein Wesen des Olympos, sondern ein Dämon!« zog Professor Zamorra den Schluß.
»So könnte man es auch ausdrücken!« erklärte das Wesen in Odysseus und das Gesicht des Listenreichen verzog sich zu einem höllischen Grinsen …
***
»Der Untergang der Stadt wird verhindert, wenn die Götter ein Opfer erhalten, wie es noch nie gespendet wurde!« kreischte die junge Frau mit der halb zerrissenen Gewandung und den aufgelösten Haaren. »Wenn wir einen Menschen zu Ehren der Götter töten, werden sie uns gnädig sein und die Griechen vernichten!«
»Kassandra! Kassandra, die Seherin!« flüsterten die Frauen auf dem freien Platz vor dem Palast des Priamos, als die Frau mit irren Verrenkungen die Treppe des Palastes heruntertaumelte.
»Das Orakel hat gesprochen!« heulte die Seherin. »Das Leben eines Menschen … dort oben vor dem Standbild der Pallas Athene … die Götter wollen es … was ist das Leben eines Menschen gegen das Geschick unserer Stadt!«
»Sie ist betrunken!« murrte ein älterer Mann, der auf den Mauern nur noch Wachdienst versehen konnte.
»Nein, der Gott Phöbus Apollo selbst redet aus ihr!« zankte ein altes Weib. »Wir müssen auf Kassandra hören. Einer muß sterben. Einer für uns alle!«
»Und wer soll es sein, der sein Leben für einen Seherspruch hingeben muß?« fragte einer der Krieger, die jetzt zurück in die Stadt fluteten, mit beißendem Spott. »Wir benötigen jeden Mann, um die Griechen aufzuhalten. Und dich selbst würde nicht einmal der finstere Hades selbst gnädig stimmen!«
»Da … ein Gefangener … ein Gefangener!« wurden Rufe laut. Dann erschienen sechs kräftige Krieger, die den gefesselten Michael Ullich die Prozessionsstraße zum Palast zerrten. Mit lautem Heulen und wehender Gewandung raste Kassandra heran. Blitze schossen aus ihren Augen, als sie vor dem Gefangenen stand und ihn anstarrte.
»Ja … dieser … dieser ist es, den mir der Gott gezeigt hat … diesen wünschen die Götter als Opfer … wenn er auf dem Altar stirbt, werden sich die Unsterblichen über Troja erbarmen!«
»Zurück, Kassandra, oder ich vergesse, daß du meine Schwester bist!« befahl Hektor rauh und schob die Seherin beiseite. »Er hat tapfer gekämpft – der erste Mann, der mir widerstand. Den bekommst du nicht. Er wird leben!«
»Du verweigerst den Göttern das Opfer?« schrie die Seherin. »Du verachtest den Spruch der Götter?«
»… du verachtest den Spruch der Götter?« echote es murrend im Volk von Troja. Da riß Hektor das Schwert von der Hüfte.
»Wer ihn anrührt, den sende ich zu den Göttern, damit er sie nach ihrem wirklichen Spruch fragen kann«, fauchte er. »Opfert Schafe und Rinder – aber ich lasse es nicht zu, daß ein Mensch auf dem Altar der Götter stirbt.«
»Bringt ihn in den Kerker, Krieger, doch versorgt seine Wunde gut!« befahl er dann. »Ich selbst werde mit meinem Vater Priamos reden. Die Griechen werden hohes Lösegeld für ihn zahlen müssen. Doch wer ihn anrührt, so lange ich lebe, der ist ein Mann des Todes!«
»Er wird leben … solange du lebst, Hektor!« brach es aus Kassandra hervor. »Denn die Götter verlangen das Opfer in der Vollmondnacht. Und die ist erst in mehr als zwanzig Sonnenumläufen!«
»Wer ihn haben will, muß mich töten!« knirschte Hektor bestimmt.
»Niemand braucht dich dann zu töten, großer Held!« kicherte Kassandra. »Sieh dort – die Sonne sinkt. Helios, der Sonnengott, taucht mit seinem Wagen hinab in den Oceanes. Sonne dich noch einmal in seinem Glanz. Denn morgen umfängt dich die Nacht des Todes. Hörst du es nicht aus der Ferne … ganz schwach nur … jedoch zu vernehmen. Es ist ein Schwur der Rache … Rache an dir … für den toten Freund!«
Hektor wurde bleich. Für einen Moment hielten die Menschen von Troja den Atem an. Und aus weiter Ferne hallte es herüber.
Das Wehklagen des Achilles …
***
»Um deinen Racheschwur zu erfüllen benötigst du neue Waffen!« erklärte Odysseus mit kalter, fast geschäftsmäßiger Miene, nachdem sich Achilles etwas gefaßt hatte. Die Nachricht vom
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