0277 - Dämonenschlacht um Troja
sahen.
»Rasch. Rettet den Leichnam!« befahl Carsten Möbius. »Sie sind nicht tot … und es ist nicht der Wille Athenes, daß sie getötet werden!« fügte er schnell hinzu. Denn in dieser Zeit war es nicht ungewöhnlich, daß auch der wehrlose Gegner getötet wurde.
»Homer hat also gelogen, als er den Menelaos die Leiche des Patroklos retten ließ!« murmelte Carsten Möbius. »Mal sehen, was an diesem prähistorischen Fantasy-Roman noch anders gewesen ist…!«
***
»Wir schaffen es nicht, Hektor!« rief einer der Trojaner dem Feldherrn zu. »Dieser blonde Riese mit dem mächtigen Schwert ist unüberwindlich. Und die Männer weichen vor dem Odysseus zurück.«
»Ich will ihn haben … koste es, was es wolle!« knirschte Hektor.
»Ich schenke ihn dir, Bruder!« klang da eine weiche, fast mädchenhafte Stimme auf. Ein schlanker Jüngling mit femininen Zügen, in das Fell eines gefleckten Panthers gekleidet, nahm den Bogen von der Schulter und legte einen Pfeil auf.
»Nein, Paris. Einen solchen Helden besiegt man von vorne!« protestierte Hektor. Doch da sirrte der Pfeil von der Sehne.
Michael Ullich sah das Geschoß auf seine linke Brust zurasen und reagierte mit tierhaftem Reflex. Dennoch konnte er dem gut gezielten Pfeil nicht ausweichen. Die Spitze bohrte sich unterhalb des Schlüsselbeins in die Schulter. Ein glühender Schmerz durchzuckte den Jungen.
»Du wolltest ihn haben … hier hast du ihn, Hektor!« lächelte Paris. »Wenn es dich zu sterben gelüstet, dann wende dich gegen den Odysseus oder den Fremden an seiner Seite, der zwischen unseren Kriegern haust wie ein Eber in der Hundemeute. Ich halte nichts von Kämpfen, die nur wegen der Ehre unnötige Gefahren bringen!«
»Aushalten, Micha!« hörte Michael Ullich durch rotglühende Schmerznebel Zamorras Stimme. »Wir holen dich raus!«
Die Antwort des Jungen war ein Stöhnen, das unter dem Keuchen der Angreifer unterging. Michael Ullich wich langsam rückwärts bis zur Ringmauer von Troja zurück. Den Balmung mit beiden Händen haltend hielt er die Angreifer in Schach. Aus der Pfeilwunde sickerte rotes Blut. Er glich einem verwundeten Löwen, den die Jäger in die Enge getrieben haben.
Doch die Trojaner wußten, daß jeder, der dicht heran ging, den Schwerthieb nicht überleben würde.
»Ich bringe es zu Ende!« erklärte Paris und spannte den Bogen. Doch Hektor hielt den aufgelegten Pfeil fest.
»Ich will ihn lebendig!« knirschte der älteste Sohn des König Priamos. »Ihn … und sein wunderbares Schwert!«
»Carsten! Der Schockstrahler!« brüllte Professor Zamorra, der erkannte, daß sie die Reihen der Trojaner nicht durchbrechen konnten. »Setz den Schockstrahler ein!«
»Geht nicht! Leergeschossen!« hörte Michael Ullich die Stimme des Freundes. Er wußte, daß er die Kraft nicht mehr hatte, sich durch die Reihen der Trojaner zu kämpfen. Der stetige Blutverlust raubte ihm die Kräfte.
»Zurück, Zamorra!« rief Ullich, so laut er konnte. »Hier, das Schwert sollen sie nicht bekommen! Hektor ist ein Ehrenmann – er wird mich nicht töten lassen!« Zamorra sah, daß ein silbriger Gegenstand durch die Luft flirrte und einen halben Steinwurf vor ihm zitternd im Boden stecken blieb. Mit raschen Sprüngen war er heran und riß das Nibelungenschwert an sich. Die Trojaner, die versuchten, schneller zu sein, prallten zurück, als Zamorra den Balmung zum Schlag erhob.
»Spring auf. Dein Freund ist schon überwältigt!« hörte er die Stimme des Odysseus. Geschickt schwang er sich auf den Wagen, den Odysseus selbst herumriß. Mit donnernden Hufen erreichten sie den Wagen des Agamemnon, der bereits von einem größeren Trupp von Griechen umringt war. Wehklagen stieg zum Himmel, als Diomedes, Sthenelos und Garsten Möbius den toten Patroklos herantrugen.
»Wer wird es Achilles sagen?« fragte Agamemnon, nachdem sie eine Bahre aus Schilden gebildet hatten und den toten Helden zu den Schiffen trugen. »In seinem rasenden Zorn ist der Pelide unberechenbar. Der Mann, der dem Achilles die Botschaft bringt, muß mit dem Leben abgeschlossen haben!«
»Ich … werde gehen!« sagte Professor Zamorra langsam.
»Und ich werde dich begleiten!« erklärte Odysseus. Und dann kam wieder die Stimme, die dem Sohn des Laertes nicht gehörte. »Ich werde dem Achilles einen Vorschlag unterbreiten. Geht er darauf ein, kann ihm Hektor nicht entkommen!«
»Wer redet aus dem Munde des Odysseus?« fragte Zamorra, als sie mit dem Streitwagen des Ithakers
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