0278 - Amoklauf des Messerstechers
nichts!« rief er, als er die Tür aufstieß.
»Ich habe ihn von einem Bekannten bekommen.«
Suko und ich stiegen hinten ein.
»Wir sind in ein paar Minuten da«, erklärte José, als er startete. »Zu Fuß ist es allerdings zu weit.«
»Dann mal los!«
Diesen Teil von Cala Millor kannten wir noch nicht. Da reihte sich Bar an Bar. Dazwischen mal kleine Boutiquen, Discos, Andenken-Geschäfte.
Und überall befanden sich Menschen. Der Betrieb in der Hochsaison war in der Tat sagenhaft.
Nach dem Ort und auf freier Strecke wurde es dann ruhiger. Weniger Verkehr, kaum Fußgänger, hin und wieder mal eine Clique, die sich sehr schnell nach rechts zum Strand hin verzog, um vielleicht dort die Nacht noch heißer zu machen.
Der R4 schaukelte weiter. José war ein wilder Fahrer. Er prügelte den Wagen über die gerade Strecke, und die Reifen wirbelten den feinen Sand auf der Straße hoch.
Sie wölkten auch innerhalb der schmalen Scheinwerferstrahlen, und plötzlich hörten wir Markus Küppers schreien.
»Da sind doch zwei der Kichererbsen. Halt an!«
Vollbremsung. Wir wurden nach vorn geschleudert, prallten gegen die Rückseiten der Vordersitze, wirbelten wieder zurück, und waren froh, als der Wagen endlich stand.
Markus und José hatten bereits die Vordertüren aufgestoßen und jumpten aus dem Fahrzeug.
Zwei Mädchen waren auf die Straße getaumelt. Deshalb hatte José so hart bremsen müssen. Er kannte die beiden. Von Kichererbsen hatte er gesprochen, doch davon war in diesen Augenblicken nichts zu merken.
Den beiden Mädchen war das Kichern vergangen. Das Gegenteil war der Fall. Man konnte sie als down bezeichnen.
Uns hatte ebenfalls nichts mehr im Wagen gehalten. Als Suko ausstieg, wankte eines der Mädchen rückwärts auf ihn zu und brach plötzlich zusammen.
Der Chinese griff rasch zu, fing die Kleine auf und schaute sich dabei unschlüssig um.
Danach bettete er sie an den Rand der Straße, wo der Boden leicht sandig war. Auch die Begleiterin war ziemlich fertig. Beide konnte man als nicht vernehmungsfähig bezeichnen.
Wir blieben neben ihnen hocken, und ich wandte mich an den jungen Spanier, um die Namen der Mädchen zu erfahren.
Die Antwort gab Markus Küppers. »Die mit den kurzen Haaren heißt Susanne Balz, die andere ist Silvia Wachowiak. Sie sind beide Deutsche.«
Ich runzelte die Stirn. »Kennen Sie die Mädchen aus Ihrer Heimat?«
»Nein, die haben wir erst hier kennengelernt.« Küppers hob die Schultern. »Wir hatten auch nichts mit ihnen im Sinn. Es war nur eine flüchtige Urlaubsbekanntschaft.«
»Aber Sie wußten genau, was die Mädchen in dieser Nacht vorhatten«, hakte ich nach.
»Ja, das stimmt. Sie wollten baden und hatten uns eingeladen mitzukommen.«
»Weshalb seid ihr nicht gegangen?« fragte Suko.
»Keinen Bock.«
»War da nicht noch eine dritte?«
Markus Küppers schaute zunächst José Bexiga an, dann Suko, bevor er nickte. »Angelika Scherschel.«
»Und die ist verschwunden.«
»Scheint so.«
Ich dachte nach. Irgend etwas mußte mit dieser Angelika Scherschel passiert sein. Und zwar etwas Schlimmes, sonst hätten wir ihre Freundinnen nicht so aufgelöst vorgefunden. Es ist immer riskant, außerhalb der normalen Strandflächen baden zu gehen. Man kennt die Gewässer nicht, und man kann in der Dunkelheit nichts sehen. Da gerät der Badende schon leicht in einen gefährlichen Strudel hinein.
»Vielleicht ist sie ertrunken?« vermutete Suko.
Diesen Gedanken hatte ich auch gehabt, wollte aber Genaues wissen und tätschelte die Wangen der Susanne Balz. Ich wollte sie wach bekommen und schaffte es auch. Sie öffnete die Augen, sah mich, ihr Blick schien plötzlich zu explodieren, dann wollte sie mit einem Ruck in die Höhe fahren, doch ich drückte sie wieder nach unten.
Schreien wollte sie ebenfalls. Meine Hand verschloß ihren Mund, während ich ihr eindringlich erklärte, daß sie keine Angst mehr zu haben brauchte.
Allmählich beruhigte sie sich wieder. Ich löste auch meine Hand von ihrem Mund und stützte sie ab, als sie sich aufrecht setzte. »Was ist denn geschehen?« wollte ich wissen.
»Tot«, hauchte sie und schluchzte. »Angelika ist tot.«
»Ertrunken?«
»Nein, nein. Man hat sie ermordet. Getötet. Mit einem Messer. Immer wieder.«
»Das war El Diablo!« José Bexigas Worte tropften in die Stille hinein, und wohl jedem von uns rann es kalt den Rücken hinab.
El Diablo!
Er hatte zugeschlagen. Obwohl ich keinen 100%igen Beweis hatte, ging ich davon
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