0278 - In geheimer Mission auf Lemuria
Augen zu öffnen.
Ich war auf ein flaches Gestell gefesselt. Neben mir lagen Atlan und Kakuta auf ähnlichen Lagern.
Der Raum, in dem wir uns befanden, war klein und kahl. An der Decke hing eine grelle Lampe.
Wenn ich den Kopf ein bißchen hob, konnte ich die Tür sehen, Sie war aus farblosem Metall.
Ungefähr in Kopfhöhe befand sich ein Guckloch.
„Soll ich mich von meinen Fesseln befreien?" fragte Kakuta „Nein", lehnte Atlan ab. „Wir wollen warten, bis wir wissen, was man von uns will."
„Glauben Sie, daß Greinsch etwas damit zu tun hat?" fragte ich.
Es kam keine Antwort. Der Arkonide dachte offenbar angestrengt nach. Es war nicht sicher, ob Greinsch uns in eine Falle gelockt hatte. Warum hatte er uns dann in sein Haus bestellt?
Wahrscheinlich wartete er jetzt vergeblich auf uns. Ich fragte mich, wieviel Zeit verstrichen war, seit wir das Lokal in der Innenstadt verlassen hatten. Der Raum, in dem wir uns jetzt befanden besaß kein Fenster, so daß ich nicht sehen konnte, ob es immer noch Nacht war.
„Man hat irgendein Betäubungsmittel auf uns niedergesprüht, als wir aus dem Restaurant kamen" sagte Kakuta. „Es hat so schnell gewirkt, daß ich keinen Teleportersprung mehr ausführen konnte."
„Ein Glück, daß Sie nicht teleportiert sind", sagte Atlan. „Sonst wüßten die Lemurer jetzt, daß wir keine Alarer sind."
Wir schwiegen. Die Baionga hatte man mir abgenommen, so daß Kakutas parapsychische Kräfte unsere einzige Waffe waren. Allerdings durfte der Mutant seine Fähigkeiten nur einsetzen, wenn Lebensgefahr für uns bestand.
Endlich wurde die Tür geöffnet. Ein fremdartig aussehendes Wesen trat ein. Ein hagerer Oberkörper saß auf kurzen Beinen. Der Körper war gegenüber den Beinen scharf zurückgesetzt, als hätte er oberhalb der Hüften einen scharfen Knick. Der Schädel des Wesens sah deformiert aus. Zwei weißblonde Locken hingen von der Kopfmitte in den Nacken hinab. Die Augen der Kreatur schienen starr zu sein. Sie glänzten vor Feuchtigkeit.
„Rutoz!" rief Atlan überrascht.
Jetzt wußte ich, warum mir das Wesen bekannt erschienen war. Ich hatte es bereits zweimal an der Bar des Quaiong-Hotels gesehen. Hatte Juvenog nicht behauptet, Rutoz würde die Theke nie verlassen? „Sie haben gute Augen", sagte Rutoz mit einer schrillen Stimme, die von irgendwo tief aus seinem Hals zu kommen schien. Seine vierfingrigen Hände beschrieben einen Bogen in der Luft.
„Ich bedaure, daß ich Ihnen Ungelegenheiten bereiten muß", sagte er.
„Was wollen Sie?" erkundigte sich Atlan. „Wenn Sie uns berauben wollen, müssen wir Sie enttäuschen. Andere sind Ihnen zuvorgekommen."
Rutoz bewegte seinen asymmetrischen Körper auf uns zu, bis er zwischen den Gestellen stand, auf denen wir lagen. Er sah eher skurril als gefährlich aus, aber dieser Eindruck konnte täuschen „Ich arbeite für Nevis-Latan", erklärte Rutoz. „Das ist der Besitzer des Quaiong-Hotels."
„Das wissen wir inzwischen", sagte Atlan. „Ist es üblich, daß der Hotelbesitzer seine Gäste entführen läßt?"
Rutoz gab einige komische Geräusche von sich. Es dauerte Sekunden, bis ich begriff, daß er lachte.
Das beruhigte mich. Intelligenzen von unbekannten Welten waren in den meisten Fällen friedlicher, wenn sie Humor besaßen.
„Ich kann psionische Energie orten", sagte Rutoz, als er sich etwas beruhigt hatte. „Das ist der Grund, warum ich an der Bar stehen und ohne zu bezahlen trinken kann, solange ich will. Ich arbeite für den Hotelbesitzer."
„Heißt das, daß Sie Telepath sind?" fragte Atlan erschrocken „Keineswegs", erklärte Rutoz. „Ich spüre nur, wenn in meiner Nähe psionische Energie ausgestrahlt wird. Kurz, nachdem Sie und Ihre Freunde das Quaiong-Hotel betraten, kam es zu einem solchen Energiestoß."
Ich dachte an Kakutas Teleportersprung in Juvenogs Räume und an Noirs kurzen Hypno-Einsatz gegen Juvenog. Rutoz hatte unten an der Bar gestanden und die parapsychischen Störungen geortet.
Er mußte zwangsläufig auf den Gedanken gekommen sein, daß wir der Ursprung dieses Energieausstoßes waren. Ich dachte fieberhaft nach. Wenn Rutoz Nevis-Latan informierte, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Lemurer erfuhren, daß wir keine Alarer waren. Es konnte nicht lange dauern, bis auch der Spion der Meister der Insel darüber informiert sein würde. Das würde uns praktisch jede Möglichkeit nehmen, in die Realzeit zurückzukehren.
Ich schloß die Augen. Wir waren zu unvorsichtig
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