0278 - In geheimer Mission auf Lemuria
Kragen.
„Drei Becher Bertschap!" sagte ich leise. „Sonst schießen wir dieses schöne Lokal in Stücke."
Er wurde unter dem Make-up, das er aufgelegt hatte, blaß. Er drehte den Kopf von mir weg, um meinen Atem nicht riechen zu müssen. Ich gab ihm einen Stoß, der ihn taumeln ließ. Er landete im einzigen freien Sessel an unserem Tisch.
„Er will offenbar einen Becher mit uns trinken", meinte Atlan.
Von einem der Nachbartische näherte sich uns ein breitschultriger Lemurer. Er bedachte den Angestellten mit einem verächtlichen Blick. Ich sah sofort, daß wir einen mächtigen Mann vor uns hatten. Die Art, wie er sich bewegte, machte das deutlich. Er trug seine teure Kleidung mit lässiger Arroganz.
„Haben Sie Schwierigkeiten?" fragte er uns.
„Man will uns nichts zum Trinken geben", beschwerte ich mich.
Einen kurzen Augenblick sah er mich an, dann wanderten seine Blicke zu Kakuta weiter und blieben schließlich an Atlan hängen. Seine Erfahrung sagte ihm, daß Atlan unser Anführer war. Mit einer Handbewegung schickte er den ordnungsliebenden Lemurer davon, dann nahm er selbst in dem freigewordenen Sessel Platz.
„Wir wollen Sie nicht in Ihrer Unterhaltung stören", sagte Atlan und deutete zu dem Mädchen hinüber, das der Lemurer alleingelassen hatte.
„Ich wähle meine Begleitung nach bestimmten Gesichtspunkten aus.. ,sagte der Mann lächelnd.
„Nun sind Sie an der Reihe. Mein Name ist Greinsch. Ich bin Tamrat für Industrie auf Lemuria."
Ich lehnte mich im Sessel zurück. Greinsch besaß ein hartes Profil. Beim Sprechen trat sein Kinn nach vorn. Seine Hände sahen so aus, als hätte er schon hart gearbeitet. Seine Augen verschwanden fast unter schweren Augenlidern.
„Was finden Sie an uns so interessant?" erkundigte sich Atlan.
„Allein die Tatsache, daß Sie Alarer sind", entgegnete Greinsch. Man brachte uns vier Becher Bertschap. Unsere Unterhaltung stockte einen Augenblick.
„Wissen Sie, ich bin sehr reich, fuhr Greinsch schließlich fort. Er schnippte mit den Fingern.
„Reichtum ist nichts Besonderes, aber er hilft mir andere Lemurer nach meinem Willen handeln zu lassen..."
„Das ist ein gesunder Standpunkt", warf Kakuta ein.
Greinsch nahm einen gewaltigen Schluck, ohne das Gesicht zu verziehen „Wieviel Schwingquarze hatten Sie bei sich, als Sie auf Lemuria landeten?" fragte er offen.
„Eine ganze Menge", sagte Atlan watend. Er beugte sich vor und ballte seine Hände zu Fäusten.
„Aber jetzt besitzen wir nichts mehr."
Greinsch lächelte. „Ostrum?" vermutete er.
„Ja", sagte Atlan. „Man hat uns bestohlen. Wir werden diesen Planeten nicht eher verlassen, bis man uns für dieses verlorene Vermögen und unser zerstörtes Schiff entschädigt hat."
Greinsch sagte: „Sie haben sehr laute Stimmen und stinken wie Ratten. Ich bezweifle jedoch, ob das genügt, um Ihnen zum Erfolg zu verhelfen."
„Sie meinen, dazu gehörte mehr?" fragte Atlan lauernd. „Woran denken Sie?"
„An Beziehungen", antwortete Greinsch.
Atlan ließ sich zurücksinken.
„Sie sind bestimmt nicht billig, Greinsch", sagte er.
„Nichts ist billig in diesem Universum", sagte der Tamrat philosophisch.
„Nennen Sie Ihren Preis", forderte ihn Atlan auf.
Greinsch blickte sich nach allen Seiten um.
„Hier können wir nicht verhandeln", sagte er. Er zog eine Karte hervor und überreichte sie Atlan.
„Darauf steht meine Adresse. Kommen Sie in vier Stunden hin."
Atlan deutete zu dem Mädchen hinüber, das Greinsch vor ein paar Minuten verlassen hatte.
„Ist sie es, die Sie jetzt aufhält?"
„Alles zu seiner Zeit, wie ich es schon sagte", erklärte Greinsch „Jetzt ist sie an der Reihe."
„Er weiß, was er will", sagte Atlan, als der Tamrat gegangen war. Der Arkonide stand auf. Ich trank hastig meinen Becher leer.
„Wir haben noch vier Stunden Zeit", protestierte Kakuta „Ich sehe mir das Haus eines solchen Mannes gern an, bevor ich es betrete", sagte Atlan.
Als wir das Lokal verließen, wartete man auf uns. Vor dem Eingang stand ein Gleiter mit laufenden Turbinen. Von oben fiel ein Dunstschleier auf uns herab. Der Gleiter verschwamm vor meinen Augen.
Ich würgte nach Luft, während plötzliche Übelkeit meinen Magen rebellieren ließ. Dann verlor ich endgültig das Bewußtsein.
5.
In der endlosen Schwärze schwamm ein zuckendes Licht. Es tat meinen Augen weh, aber es war der einzige Bezugspunkt zur Realität und der Beweis, daß ich noch am Leben war. Ich zwang mich, meine
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