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0278 - Tupilak, das Schneemonster

0278 - Tupilak, das Schneemonster

Titel: 0278 - Tupilak, das Schneemonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte!
    »Macht Platz«, verlangte er. Doch die Mauer vor ihm wich nicht. Die Innuit wollten ihnen keinen Schritt mehr gegen ihren Willen gehen lassen!
    Es wurde brenzlig. Er fühlte mit seinen schwachen Para-Kräften, wie die Stimmung sich aufheizte, auch ohne daßWorte fielen. Das ganze Dorf war ein einziges Pulverfaß. Es fehlte nur noch der zündende Funke, und die Nomaden würden über ihn herfallen und ihn zerreißen. Dabei hatte er sich alles anfangs so einfach vorgestellt.
    Er sah zum Hubschrauber hinüber.
    »Ich verlasse euch«, sagte er. »Ich erfülle euren Willen. Laßt mich meine Gefährtin holen.«
    Die Innuit wichen nicht, auch nicht, als Zamorra jetzt auf sie zumarschierte.
    Sein Herz klopfte laut. Er hatte Angst, aber er wagte nicht, diese Angst zu zeigen. Er pokerte mit höchstem Einsatz. Entweder wichen sie doch zurück, oder sie brachten ihn um! Aber seine Chancen sanken ebenfalls, wenn er noch weiter abwartete. Er konnte nur hoffen, daß sie vor seiner Entschlossenheit kapitulierten.
    Von Naugor hatte er keine Hilfe zu erwarten, das war ihm klar.
    Noch drei Schritte…
    Noch zwei…
    Da machten sie Platz! Sie traten zur Seite, die Bewaffneten, aber einige Hände zuckten doch zu den Dolchen. Aber sie zogen nicht blank.
    Zamorra schritt an ihnen vorbei und schlüpfte in den beschädigten Iglu.
    Nicole rührte sich immer noch nicht.
    Zamorra holte tief Luft. Er mußte das Nomadendorf verlassen, mit dem Hubschrauber irgendwohin. Er mußte Nicole in den Helikopter tragen, anschließend das Gepäck holen. Shinan verwünschte er in die heißeste Ecke der Hölle. Hoffentlich ließen ihn die aufgeputschten Innuit denWeg zweimal gehen…
    Vorsichtshalber öffnete er Nicoles Koffer, nahm aus dem flachen Zusatzfach ihren Kombi-Strahler und steckte ihn ein. Seine eigene Waffe war nahezu leer, aber er wußte nicht, was auf ihn wartete. Zusätzlich entnahm er seinem eigenen Koffer noch den Ju-Ju-Stab. Wenn sie ihn gleich nicht mehr an sein Gepäck ließen, wollte er wenigstens die magischen Waffen retten.
    Dann hob er Nicole auf. Gebückt trat er mit ihr ins Freie. In der Nachtdämmerung standen die Innuit immer noch da. Einige hatten jetzt ihre Gewehre geholt, andere standen mit Pfeil und Bogen oder Harpunen da.
    Angesichts der vorsintflutlichen Bewaffnung fühlte Zamorra sich in ein früheres Jahrhundert versetzt. Aber er wußte nur zu gut, daß sie ihm auch mit diesen alten Geräten schaden konnten.
    Wortlos wandte er sich in die Richtung, in der der Hubschrauber wie ein schwarzes, stählernes Rieseninsekt in der Dorfmitte stand.
    »Halt!« befahl jemand rauh.
    Zamorra blieb stehen.
    Da kamen sie schon wieder heran, wie Wölfe. Ein paar hoben schwere Äxte. Auch wenn die anderen vielleicht nicht schießen würden, um ihre Stammesgefährten nicht zu verletzen – sie konnten ihn jederzeit im Nahkampf fertigmachen.
    Und das alles nur, weil er den Schamanen als seinen Feind erkannt und bekämpft hatte…
    »Die Frau bleibt hier«, befahl einer der Männer. Es war derWortführer von vorhin.
    »Nein«, widersprach Zamorra.
    »Du bist ein böser Geist, ein Dämon. Wie können wir sicher sein, daß du nicht an uns Rache nimmst? Die Frau bleibt hier. Oder wir töten euch beide.«
    »Also eine Geisel«, knurrte er erbost.
    »Richtig.«
    Sie hoben die Äxte, und die Harpunen zielten auf ihn. Sie würden ihn nicht verfehlen. Wenn er jetzt auch nur eine einzige falsche Bewegung machte, war er verloren.
    »Ihr Narren«, preßte er hervor. »Begreift endlich, daß…«
    »Laß die Frau frei«, schrie der Wortführer.
    Zamorra sah langsam von einem zum anderen. Nicole hier zurücklassen?
    Wie konnte er das? Da sah er, wie zwei Männer sich von hinten an ihn heranschoben. Sie waren schon so nah, daß er keine Chance mehr hatte.
    Zähneknirschend mußte er sich fügen.
    Er mußte eben später versuchen, sie herauszuholen…
    Langsam ließ er sie auf den Boden sinken. »Bringt sie ins Warme. Sie ist unterkühlt«, forderte er.
    »Wir kümmern uns um sie«, sagte jemand im Hintergrund. Der Stimme nach mußte es Naugor sein.
    »Geh!« verlangte der Wortführer jetzt wieder.
    »Ihr verletzt das Gastrecht«, versuchte Zamorra noch einmal.
    »Du hast es verletzt, indem du mitten im Dorf einen Kampf begannst«, zischte jemand.
    Es hatte keinen Sinn, darauf hinzuweisen, daß es in Wirklichkeit ein wenig anders aussah. Mit hängenden Schultern wandte Zamorra sich um und ging zum Hubschrauber. Nicole blieb zurück! Er war kaum in der

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