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0279 - Der Herr der Unterwelt

0279 - Der Herr der Unterwelt

Titel: 0279 - Der Herr der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr der Unterwelt
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herumschießt, und dabei wird es ihn erwischen.«
    »Er wird noch ein Ding drehen«, beharrte sie. »Er kann einfach nicht anders. Es steckt ihm im Blut. Ich weiß es. Ich kann es seinem Gesicht ansehen. Bis auf den G-man, den er umbrachte, hat er sich seit Monaten still verhalten müssen. Lange erträgt er es nicht mehr.«
    Ich dachte daran, was Mr. High über James Breadcock gesagt hatte. Ein Verbrecher aus Leidenschaft, hatte unser Chef das Monster genannt. Wenn Mr. High recht hatte, dann hatte auch die Frau recht.
    Ich sah die Frau an, dann die Pistole in ihrer Hand. Die Waffe war entsichert, und ihr Finger lag am Abzug. Ich wußte, daß ich ihr dennoch das Ding abnehmen konnte, ohne daß sie einen gezielten Schuß auf mich loswurde, und ich überlegte, ob ich es tun sollte. Sie wußte, wo Breadcock war, aber ich zweifelte daran, daß wir es in einem Polizeiverhör aus ihr herausholen konnten. Sie war besessen von dem Gedanken an ihre letzte Chance. Sie würde schweigen, und wahrscheinlich würden wir sie schließlich laufenlassen müssen. Selbst wegen der Drohung mit der Pistole konnten wir sie nicht festhalten. Schließlich mußte sie in mir einen Gangster sehen, und so konnte sie sich darauf herausreden, ich hätte sie bedroht, und sie hätte sich gewehrt. Außerdem platzte selbstverständlich meine Gangsterrolle, in die ich so schön und glatt hineingerutscht war.
    Kitty Welson schien meine Gedanken zu erraten. Sie wich zwei Schritte zurück.
    »Geh zum Becken und wasch dir das Blut aus dem Gesicht!« befahl sie. »Aber denke daran, daß ich schieße, wenn du einen Trick versuchst.«
    »Das bringt dich auf den Elektrischen Stuhl, Engel! Was wird dann aus Breadcocks hunderttausend?«
    »Du irrst dich schon wieder, Calligan. Ich habe deine Kanone in der Tasche, und ich kann sie dir in die Hand drücken, bevor der erste Cop hier auftaucht. Dann war es Notwehr. Du bist ein Gangster, aber ich habe noch nie in einem Kittchen gesessen.«
    »Also los«, sagte ich. »Drück ab!« Ich stellte die Beine breit. Ich würde ihrer Kugel ausweichen können. Sie war keine Frau, die das Schießen gewohnt war. Der Entschluß, abzudrücken, würde sich in ihrem Gesicht verraten, durch ein Zucken der Augenlider, ein Zusammenpressen des Mundes, Sekundenbruchteile, bevor sie durchzog. Die Zeitspanne würde mir genügen.
    »Nur wenn du Schwierigkeiten machst«, antwortete sie. »Du wolltest Breadcock sehen. Okay, du sollst deinen Willen haben, ich bringe dich zu ihm.« Hoppla, auf diese Weise kam ich doch noch an das Ziel meiner Wünsche, wenn auch unter etwas ungünstigen Umständen. Diese ausgekochte Lady wollte Schwierigkeiten vermeiden, und viele Schwierigkeiten mit der Polizei würde sie trotz allen Geredes über Notwehr bekommen, wenn sie mich hier in ihrer Wohnung erschoß. Sie zog es vor, das Töten James Breadcock zu überlassen. Für den kam es auf einen Mord mehr oder weniger nicht an.
    Ich gehorchte ihrem Befehl, ging zum Spülbecken und drehte den Wasserhahn auf. Über dem Becken hing ein Spiegel.
    Kitty Welson hatte mich mit ihrer Whiskyflasche übel zugerichtet. Außer einer Platzwunde am Hinterkopf hatte ich ein halbes Dutzend leichter Schnittwunden von den Glassplittern im Gesicht. Hemd und, Krawatte waren mit Bluttropfen gesprenkelt. Ich wusch mir mit kaltem Wasser das Blut aus dem Gesicht und trocknete mich mit einem Küchentuch ab.
    »Du gehst vor«, sagte sie. »Wir nehmen deinen Wagen, und ich gebe dir die Richtung an. Noch einmal, Calligan! Ich knalle dich auch auf der Straße ab, wenn du mich überrumpeln willst.«
    »Deine Notwehrtheorie erhält dann aber ein Loch«, antwortete ich.
    Ich ging vor ihr her aus der Wohnung und die Treppe hinunter. Inzwischen war es fast acht Uhr morgens. Auf der Straße herrschte einiger Betrieb. Ich blickte mich nach der Frau um. Sie hatte die Hand in die Tasche gesteckt.
    Sie zwang mich, von der Beifahrerseite in den Chevrolet zu steigen, und drängte sofort nach. Sie machte das nicht schlecht, beinahe so gut wie ein alter Ganove. Sobald wir saßen, nahm sie die 6,35er wieder aus der Tasche und preßte sie mir gegen die Rippen.
    Wir sprachen nicht während der Fahrt. Sie dirigierte mich mit knappen Befehlen: »Rechts! Links!«
    Der Morgenverkehr Chicagos lief schon auf vollen Touren. Ich merkte, daß sie mich zum Michigansee dirigierte. Wir kamen an den eleganten Bootshäusern der Segel- und Jachtklubs vorbei, verließen dann die Straße, die unmittelbar am Seeufer

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