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0279 - Der Herr der Unterwelt

0279 - Der Herr der Unterwelt

Titel: 0279 - Der Herr der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr der Unterwelt
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steckte den Entlassungsschein in die Tasche der Polizeihose, die ich immer noch trug.
    »Lieutenant Raft, Sie sollten sich einem Agenten für Schauspieler anvertrauen. Hollywood müßte sich die Finger nach einem Mann mit Ihren Qualitäten lecken.«
    »Sie sind auch nicht schlecht, Mr.... Calligan«, antwortete er. »Manchmal empfand ich nämlich echten Zorn gegen Sie.«
    Zum erstenmal in acht Tagen und in vielen Stunden Verhör tauschten wir einen Blick und ein Lächeln des Einverständnisses.
    ***
    Als Kitty Welson aus dem Tor des Polizeigefängnisses kam, stieg ich aus dem Chevrolet und ging auf sie zu.
    »Hallo, Kitty! Ich habe mir gedacht, daß sie uns mehr oder weniger gleichzeitig laufenlassen.«
    Ich stak wieder in meinem Anzug, aber die Cops waren nicht nett genug gewesen, ihn für mich reinigen zu lassen. Ich stank wie ein Mistbeet. Außerdem trug ich klobige Gefängnisschuhe aus ehemaligen Armeebeständen, die mir die Verwaltung gegen fünf Dollar überlassen hatte, damit ich nicht auf Strümpfen durch Chicago laufen mußte.
    »Wenn du es neben mir aushalten kannst, bringe ich dich nach Hause«, schlug ich vor.
    Sie sah mich nachdenklich an, stieg aber ohne Widerspruch in den Chevrolet. Langsam steuerte ich den Wagen durch Chicagos Verkehrsgewühl.
    Erst nach einiger Zeit fragte die Frau: »Sie haben dir deine Geschichte geglaubt?«
    »Geglaubt? Quatsch! Geglaubt hat der Lieutenant nicht --eine Silbe, aber er konnte nichts beweisen, weder dir noch mir. Also mußte er uns laufenlassen.«
    »Und deine Auslieferung nach New York?«
    »Ein Bluff! Sie haben in New York keine Beweise, ebensowenig wie hier.« Sie schwieg eine Weile. Dann fragte sie: »Wußtest du, daß der Lieutenant bluffte, als' er dir/mit New York drohte?«
    Ich wiegte den Kopf. »Ganz sicher war ich nicht. Immerhin haben sie meinen ehemaligen Boß in New York schon vor Wochen verhaftet.«
    Ich spürte, daß sie mich ansah.
    »Warum hast du ihnen nichts von Breadcock erzählt?«
    »Nicht wegen deiner schönen Augen, Süße! Ich brauche keine Polizisten, um meine Rechnungen in Ordnung zu bringen.«
    »Wir haben auch noch eine Rechnung miteinander«, sagte sie.
    Da ich gerade vor dem Rotlicht einer Ampel stoppen mußte, konnte ich sie angrinsen.
    »Meinst du, weil du ein bißchen mit der Pistole herumgespielt hast? Darüber können wir uns immer noch mal unterhalten. — Wo ist Breadcock jetzt?« Sie zuckte die Schultern.
    »Ich weiß es nicht! Er befahl mir am Washington Square, den Wagen zu verlassen. Er selbst fuhr weiter. Ich habe dann in meiner Wohnung und im Ranger Club auf eine Nachricht von ihm gewartet, aber er meldete sich nicht. Zwei Tage später holten mich die Cops.« Sie sagte die Wahrheit. Ich spürte es, und ich hatte damit gerechnet, daß Breadcock noch keine Gelegenheit gefunden hatte, sich mit Kitty Welson in Verbindung zu setzen. Die Ampel sprang auf Grün um. Ich fuhr weiter.
    Sie schwieg, bis ich den Wagen vor der Tür des Hauses stoppte, in dem sie wohnte.
    »Ich denke, wir sehen uns noch«, sagte ich und öffnete den Wagenschlag.
    Ihre grünen Augen musterten mich aufmerksam. Ihr Gesicht war ohne jedes Make-up. Die Falten prägten sich tief in die Haut.
    »Ich nehme an«, sagte sie kalt, »du erwartest einen bestimmten Dank dafür, daß du mich den Cops nicht verpfiffen hast?«
    »Hm, ich sagte schon, daß ich es nicht wegen deiner schönen Augen tat.«
    »Erinnerst du dich an das, was ich dir an dem Morgen in meiner Wohnung sagte?«
    »Meinst du das Gerede über die letzte Chance, die Breadcock für dich bedeutet? Ja, ich erinnere mich.«
    »Gut, ich will dir nur sagen: Es hat sich daran nichts geändert.«
    »Du hast eine Vorliebe für dramatische Töne und dramatische Handlungen«, antwortete ich. »Was bedeutet dieses feierliche: ›Es hat sich daran nichts geändert‹?«
    »Falls ich je wieder erfahren sollte, wo Breadcock sich aufhält, so werde ich es dir nicht sagen, Lad Calligan!«
    »Ich hätte dich bei den Cops lassen sollen.«
    Sie zog die Oberlippe von den Zähnen.
    »Ich dachte mir, daß du diesen Dank erwartest«, zischte sie, »aber du hast dich verrechnet.«
    Ich sah ihr nach, wie sie im Eingang des Hauses verschwand.
    ***
    Was ich jetzt brauchte, war ein Bad, ein sauberer Anzug und eine Pistole.
    Ich fuhr zu dem Hotel, in dem ich ein Zimmer gemietet hatte. Selbstverständlich war die Polizei dort gewesen und hatte meine Sachen durchwühlt, aber die Hoteldirektion war Kummer mit ihren Gästen gewöhnt

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