0279 - Der Herr der Unterwelt
über eine Zusammenarbeit sprechen«, sagte ich. »Er gilt zwar als Einzelgänger, aber du siehst ja, wohin ihn sein Einzelgängertum führt. Es bringt ihm ein paar Dollar und die Feindschaft aller Gangster von Chicago ein. Auf diese Weise kommst du nie an den Dollarsegen, den du dir von ihm erhoffst. — Reden wir später darüber! Zunächst einmal müssen wir uns nach einer anderen Wohnung für dich Umsehen. In die Westcoat Street kannst du nicht zurück. Mardo läßt das Haus bestimmt beobachten. Das Abholkommando würde Vorfahren, sobald du nur fünf Minuten in deiner Wohnung wärst.«
»Ich habe nichts bei mir.«
»Eine Zahnbürste und ein Nachthemd kannst du dir in jedem Laden kaufen. Fahr los!«
Es war nicht schwer, ein Apartmenthaus zu finden, in dem eine Wohnung frei war. Sie'kündigen freie Wohnungen immer durch Schilder in den Fenstern an. Zehn Minuten später hatte Kitty Welson eine kleine möblierte Wohnung in einem Haus der Rover Street gemietet.
»Wir sehen uns später«, sagte ich, als der Hausverwalter die Wohnung verlassen hatte. »Paß auf, daß du Mardo oder den anderen nicht in die Hände läufst.« Von der nächsten Telefonzelle aus rief ich McDraw an. Ich erreichte ihn im Hauptquartier.
»Hören Sie, Chef«, begann ich, aber McDraw unterbrach mich.
»Cotton, wir haben festgestellt, daß Breadcock nicht allein in Burrys Villa war. Er ist durch den Garten und die Terrassentür in das Haus eingedrungen. Wir haben die Abdrücke seiner Schuhe in der weichen Gartenerde gefunden und daneben andere Spuren. — Cotton, es sind die Fußspuren eines Kindes!«
Ich schwieg. Das also hatte sie gemeint, als sie sagte, er hätte vorgesorgt.
»Hallo!« drang McDraws Stimme an mein Ohr. »Cotton, sind Sie noch da?« Ich riß mich zusammen.
»Ja, ich höre, Chef! Ich habe Kitty Welson in Sicherheit gebracht. Sie weiß jetzt, wo Breadcock sich aufhält, aber sie weigert sich immer noch, es mir zu sagen. Mr. McDraw, wir müssen sehr vorsichtig vorgehen. Sie verstehen, wenn er…«
»Ich verstehe«, sagte er. »Es hat keinen Zweck mehr, ihn einfach zu stellen. Ich lasse Ihnen freie Hand, Cotton!«
***
Ich brachte den ganzen Nachmittag bei Kitty Welson zu, aber sie blieb schweigsam und zugeknöpft. Ich hatte eine Flasche Whisky mitgebracht. Sie trank ’ne ganze Menge davon, aber es machte sie nicht redseliger. Erst bei Einbruch der Dunkelheit fuhr ich zu meinem Hotel zurück.
Ich fuhr den Wagen auf den Parkplatz des Hotels, eine ziemlich dunkle Angelegenheit, die durch eine schmale Einfahrt zwischen zwei Häusern zu erreichen war. Als ich eine Lücke gefunden hatte, schaltete ich den Scheinwerfer aus und kletterte aus dem Wagen.
Die Lichter eines Wagens tauchten in der Einfahrt auf, aber das Auto fuhr nicht auf den Platz, sondern blieb in der Einfahrt stehen. Der Motor lief. Dann blendeten die Scheinwerfer auf, und der Lichtstrahl erfaßte mich.
Ich rettete mich mit einem Sprung beachtlichen Ausmaßes. Hätten sie eine MP besessen, so wäre es vermutlich dennoch um mich geschehen gewesen, aber sie versuchten es mit Pistolen. Die Kugeln pfiffen mir um die Ohren, bfevör ich mich hinter einem der anderen Wagen in Sicherheit bringen konnte. Der Motor des Autos heulte auf, und der Wagen zischte rückwärts aus der Einfahrt wieder heraus. Alles in allem dauerte der Spuk keine zehn Sekunden.
Ich zog es vor, nicht abzuwarten, ob die Schüsse das Hotelpersonal aufscheuchen würden oder ob sie für Fehlzündungen eines Autos genommen wurden. Ich kletterte eilig in den Chevrolet, gab Gas und beeilte mich, von dem Parkplatz wieder herunterzukommen.
Ich fuhr zur Rover Street, zu dem Haus, in dem Kitty Welson jetzt wohnte, und klingelte den Verwalter heraus.
»Haben Sie noch ein Apartment für mich?« fragte ich.
Ich bekam eine ähnlich möblierte Wohnung wie Kitty Welson, nur eine Etage tiefer. Ich drückte dem Verwalter die Vorauszahlung in die Hand und ging zu Kitty hinauf.
»Du hast mich als Nachbarn bekommen«, erklärte ich ihr, als sie die Tür öffnete, »aber glaube nicht, daß ich dich überwachen will. Ich kann nur nicht in meinem Hotel bleiben. Pash Mardo kennt es. Ich hätte früher daran denken sollen. Vor ein paar Minuten hat man versucht, mir das Lebenslicht auszublasen,«
Sie nickte gleichgültig. Sie hatte viel von der Energie verloren, die sie bei unserer ersten Begegnung bewiesen hatte. »Ich muß in den Ranger Club. Radson wirft mich raus, wenn ich nicht pünktlich zur Arbeit
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