0279 - Hexenkraft und Druidenzauber
Licht der Lampe sah er, dass die Wand am Ende der Höhle eine andere Farbe als die übrigen Wände besaß.
Sie schimmerte rötlich…
Ferry schluckte. Die roten Höhlen. Hier hatte er sie gefunden. Genau dort, wo die Wand so leuchtete, musste sich auch das Grab des Druiden Dedre befinden.
Ferrys Herz klopfte schneller. Er hatte bisher immer gezweifelt, nun war die Skepsis aus dem Weg geräumt, und die letzten Schritte ging er noch vorsichtiger, denn er wusste, dass manche Druidengräber durch Fallen gesichert waren, um unliebsame Eindringlinge davor abzuhalten, diese Ruhestätten zu öffnen oder zu entweihen.
Markovic war so ein Eindringling. Aber er fühlte sich nicht als solcher, denn er wollte ja nichts zerstören oder rauben, sondern der Wissenschaft einen Dienst erweisen.
Auf Zehenspitzen orientierte er sich weiter. Vor der Wand sah er schon die beiden Steine. Die Grabplatten des Druiden, und sie wiesen eine besondere Form auf.
Sie waren dreieckig.
Und zwar so aufeinandergelegt, dass jeweils die spitzen Winkel die Grundseiten überschnitten und die Form eines Sterns herauskam.
Ferry blieb stehen. Er wollte es nicht wahrhaben, konnte es aber auch nicht leugnen. Ihn hatte die Erregung gepackt. Es bereitete ihm Mühe, seinen Atem unter Kontrolle zu bekommen.
Mit der Lampe zeichnete er einen Kreis nach. Der Kegel glitt über die Wände. Ferry schaute sich die rote Farbe an, und er dachte daran, wie es dazu gekommen war.
Hier sah er das Blut der Feinde!
Alle Menschen oder Kreaturen, die dem Druiden ans Leben wollten, waren vernichtet worden. Mit ihrem Blut wurden die Wände gestrichen.
Eine grausame Tat, fürwahr, aber die Zeiten damals waren so gewesen, und man sagte sogar, dass der Großteil aus dem Blut der Hexen genommen worden war.
Dedre kannte die Hexen. Er wusste vieles, fast alles über sie. Aber das interessierte Ferry nicht. Er wollte die Überreste des Druiden, um sich überhaupt von dieser Person ein Bild machen zu können.
Behutsam tastete er jedes Mal den Boden ab, bevor er weiterging.
Veränderungen stellte er nicht fest. Der Untergrund blieb hart. Keine Falltür, die ihn in die Tiefe reißen wollte, auch kein Kontakt, der durch Berührung irgendwelche versteckt angebrachte Waffen auf ihn losgeschossen hätte.
Neben dem Steindreieck blieb er stehen. Lange schaute er auf die oberste Platte. Er wusste, dass ihm nun der schwerste Teil seiner Aufgabe bevorstand, doch er scheute sich nicht, auch sie in Angriff zu nehmen. Die Lampe legte er zur Seite. Und zwar so, dass ihr Strahl noch in seine Richtung leuchtete.
Mit beiden Händen packte er zu. Er legte sich unter das spitze Ende des ersten Steines und wuchtete ihn hoch.
Dabei stöhnte er, bis die Zähne knirschend zusammen und schob ihn nur zollweise zur Seite.
Stück für Stück rutschte er, bis er das Übergewicht bekam und zu Boden fiel.
Die Hälfte war geschafft.
Ein paar Mal atmete Ferry Markovic tief durch. Mit dem Handrücken wischte er die Stirn ab und schaute auf die zahlreichen Käfer, die er durch das Hochheben des Steins freigelegt hatte und die jetzt zusahen, dem Lampenstrahl zu entkommen, um im Dunkel der Höhle zu verschwinden.
Ferry merkte, dass er nicht mehr der Jüngste war. Minutenlang musste er sich ausruhen. Er wollte in die Höhle hineinhorchen, aber sein eigener Atem war zu laut. Er überdeckte jedes andere Geräusch.
Der schwerste Teil lag noch vor ihm. Ferry entschloss sich, ihn sofort in Angriff zu nehmen. Er bückte sich, und es gelang ihm tatsächlich, seine Hände unter den zweiten Stein zu pressen. Dabei hatte er sich hingekniet, holte noch einmal tief Luft und schob den Stein dann mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft zur Seite.
Er konnte natürlich nicht auf den Eingang der Höhle achten. Hätte er es getan, so wäre ihm vielleicht die Gestalt aufgefallen, die unhörbar die Höhle betreten hatte.
Sie verschmolz fast mit der Dunkelheit und war nur bei genauem Hinsehen zu erkennen.
Wikka, die Hexe, war da!
Auch sie hatte den Weg gefunden, und sie hütete sich, einzugreifen, denn noch war ihre Stunde nicht gekommen.
Ferry Markovic ahnte nichts von der grausamen Gestalt in seinem Rücken. Er war zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt und brauchte alle Kräfte, um den Stein bewegen zu können.
Heute standen die guten Geister auf seiner Seite, denn auch der untere Stein ließ sich bewegen. Er wuchtete ihn so weit weg, dass er in das Grab hineinschauen konnte.
Zunächst sah er nichts. Nur ein
Weitere Kostenlose Bücher