0279 - Hexenkraft und Druidenzauber
einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.
Ich war der festen Überzeugung, dass etwas nicht stimmte. Und Suko ebenfalls.
Auch mit dem Wald stimmte etwas nicht. Man bekommt im Laufe der Jahre ein Gefühl für gewisse Dinge, und als wir den Wald betraten, war es bei mir ähnlich.
Mein Gefühl meldete sich.
Es war nicht allein die wild wachsende Natur, die von der Hand des Menschen nicht zerstört worden war, sondern die Atmosphäre unter den dicken Zweigen und Ästen der zumeist uralten Eichenbäume. Hier lauerte etwas, hier gedieh eine fremde Kraft, die sich dem unseren entgegenstellte.
Kalt rieselte es über meinen Rücken. Die Gänsehaut lief bis zum letzten Wirbel, ich schluckte ein paar Mal und blieb bereits nach wenigen Schritten stehen.
»Was hast du?« fragte Suko.
Ich hob die Schultern. »Das ist mir alles ein wenig seltsam und suspekt«, erklärte ich.
»Wieso?«
»Merkst du denn nichts?«
»Nein, noch nicht.«
Ich drehte den Kopf. Meine Augen versuchten vergeblich, das Zwielicht zu durchdringen. Es lauerte und schimmerte in einem geheimnisvollen Grün, und die Strahlen der Sonne wurden von dem dichten Blattwerk der uralten Bäume gefiltert. Hier hatte sich auch die Feuchtigkeit erhalten können. Auf dem Boden gab es versteckte Tümpel und zur Ruhe gekommene Bäche. Wenn wir sie entdeckten, sahen wir auch den grauen Film der Feuchtigkeit über ihnen liegen.
Überall wisperte und raunte es. Wir schienen von zahlreichen Stimmen umgeben zu sein. Geheimnisvolle Laute, zischend und summend, aus der Erde und aus den Bäumen dringend.
Manchmal raschelte es dicht vor unseren Füßen oder über unseren Köpfen, und sogar den klagenden Schrei eines Käuzchens vernahmen wir. Es war wirklich unheimlich.
Wir bahnten uns den Weg. Auf der Karte hatten wir nachgesehen. In dem bei Markovic gefundenen Prospekt hatten wir eben diesen Wald dick eingerahmt gesehen und zudem noch ein mit Kugelschreiber gezeichnetes Kreuz an einer bestimmten Stelle entdeckt.
Da genau wollten wir hin.
Auf der Karte hatten wir die Angaben miteinander verglichen und festgestellt, dass dort, wo das Kreuz eingezeichnet worden war, der Wald sein Ende gefunden hatte.
Dort begannen die Berge mit ihren steilen Felsen, und da sollte das Geheimnis verborgen sein.
Wir waren gespannt.
Je tiefer wir in den Wald eindrangen, um so stärker änderte sich die Umgebung. Da hingen oft lianenartige Gewächse von den Bäumen, die uns an grüne, feine Teppiche erinnerten. Wir mussten über Baumstämme steigen, deren Rinde rutschig war und auf der wir leicht abrutschen könnten.
Zudem war es düster. Ich hatte meine kleine Lampe stecken lassen, sie hätte uns nicht geholfen, und so kämpften wir uns weiter durch das Unterholz.
Suko hörte plötzlich Stimmen. Wir blieben stehen und lauschten. In der Tat wehten die Klänge an unsere Ohren. In unserem Rücken hörten wir sie, allerdings nur sehr schwach, und wir glaubten daran, dass sich die Menschen erst am Beginn des Waldes befanden.
»Da hatten noch andere die Idee«, wisperte Suko.
»Vielleicht die Motorradfahrer.«
»Möglich.«
Suko sagte: »Gehen wir weiter. Ich habe das Gefühl, dass wir bald auf Ferry Markovic stoßen.«
Da konnte mein Partner recht behalten. Auch ich war auf den Mann gespannt, der sich Ferry Markovic nannte. Bisher hatten wir nur von ihm gehört, obwohl er gewissermaßen das auslösende Moment gewesen war. Na ja, wir würden ihm schon begegnen.
Ein Zauberwald, verwunschen, unheimlich und geheimnisvoll, so kam er uns vor. Wir wären nicht überrascht gewesen, plötzlich Trolle, Waldgeister oder Ellen zu sehen. Ich dachte auch an den Dämon Madragoro, den Herrscher der Pflanzen, mit dem ich auch schon meine Erfahrungen gemacht hatte.
Vielleicht lauerte er auch hier irgendwo?
Dann geschah etwas, das uns beide überraschte.
Mein Kreuz meldete sich!
Ich spürte keinen Schmerz, aber ich merkte, dass es sich an meiner Brust erwärmte. Noch war es durch das dünne Hemd gedeckt. Rasch zog ich es hervor, und Suko schaute mir zu.
Beide erlebten wir eine Überraschung.
Das Kreuz schimmerte grün!
Im ersten Moment waren wir sprachlos. Ich wusste, was dies zu bedeuten hatte. Wenn mein Kreuz eine gewisse Magie spürte, dann veränderte es seine Farbe.
Und dieses grüne Schimmern deutete auf eine spezielle Magie hin. Auf die der Druiden.
Suko sprach es aus, sah mein Nicken und hörte gleichzeitig, dass ich noch etwas hinzufügte.
»Der dunkle Gral«, flüsterte ich voller
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