0279 - Hexenkraft und Druidenzauber
Blutfläche sah er aus.
Jetzt brauchte Markovic das Skelett des Druiden nur noch aus dem Grab zu holen, und alles war erledigt.
Er kam sogar leichter hinunter, als er es sich vorgestellt hatte, denn in der Grabwand befanden sich Stufen. Noch jetzt war er denjenigen dankbar, die sie angelegt hatten, und sie hielten sogar sein Gewicht, als er vorsichtig in die Tiefe stieg.
Wenig später stand er vor dem Skelett mit dem roten Umhang. Er hatte nur Augen für den fleischlosen Druiden, zum Rand schaute er nicht hoch, doch dort tat sich etwas. Ein schwarzes Gesicht mit glühenden Augen schob sich über ihn hinweg, und zwei giftgrüne Schlangen wuchsen aus der Stirn, wobei sich die Tiere hektisch bewegten.
Mit allen zehn Fingern strich Markovic vorsichtig über die grauen Knochen des Druiden. Seine Lippen zogen sich in die Breite. Er war guten Mutes, und als er das Skelett an den Schulterknochen berührte und festhielt, hatte er das Gefühl, eine Gummimasse zu umfassen. So feucht fühlten sich die Knochen an. Auch das war ungewöhnlich, und die gleiche Feuchtigkeit stellte Ferry auch fest, als er den seltsamen Umhang berührte.
Was war damit geschehen?
Er hatte überhaupt keine Ahnung, aus welch einem Material der Umhang wohl bestand, für ihn war jetzt wichtig, das Skelett aus dem Grab zu hieven und es unbeschädigt durch den Wald zu transportieren.
Vorsichtig stieg er die Stufen in die Höhe und überwand auch diese ohne Schwierigkeiten.
Dann stand er vor dem Grab und holte tief Atem. Seine Lampe strahlte noch frei ab. Die Lichtlanze knallte auf die Wand, wurde aber plötzlich unterbrochen, weil eine Gestalt sich aus dem Hintergrund löste und den Strahl durchschnitt.
Ferry Markovic sah den Schatten und erschrak bis ins Mark. Dann hörte er das leise Lachen und einen Augen blick später die sanfte, aber gefährlich klingende Stimme: »Danke, dass du mir diese Arbeit abgenommen hast, mein Lieber…«
***
Das Kreuz glühte noch immer.
Sein fahler grüner Schein strahlte nicht nur nach vorn, sondern auch mein Gesicht an, so dass ich fast selbst wie ein Waldgeist aussah. Und wie Geister bewegten wir uns auch.
Je tiefer wir kamen, um so undurchdringlicher wurde der Wald.
Manchmal kamen wir überhaupt nicht weiter und mussten Umwege machen, um die Richtung beizubehalten. Es war ein Wunder, dass unsere Kleidung noch nicht zerfetzt war, denn auch dornenartige Gewächse wuchsen in Kniehöhe über dem Boden.
Yard für Yard kämpften wir uns voran.
Es wurde immer düsterer. Wie zwei Schatten tauchten wir in das geheimnisvolle Zwielicht dieses Waldes ein, ein Ziel jedoch war noch nicht abzusehen.
Suko ging als erster. Er bahnte uns den Weg, und das war mit Geräuschen verbunden, denn oft genug musste mein chinesischer Freund sperrige Äste abbrechen.
Ich schaute oft auf das Kreuz. Manchmal verstärkte sich der grüne Glanz auch. An den vier Enden blitzte es dann jeweils kurz auf, um im nächsten Augenblick wieder zusammen zu fallen.
Druidenmagie — der dunkle Gral. Irgendwie hingen beide Begriffe zusammen. Leider wusste ich noch nichts Genaues, obwohl es noch einen Hinweis gab.
Aibon — das rätselhafte Land.
Bisher hatten wir einmal von ihm gehört. Es stand auch mit dem Seher in Verbindung, vielleicht sogar mit der rätselhaften Magie der Druiden, und ich ging allmählich davon aus, dass es sich bei dem Seher ebenfalls um einen Druiden handelte.
Bisher waren dies nur Annahmen, durch nichts bewiesen. Vielleicht löste dieser Fall einen Teil des Rätsels.
Wir hatten auch die Stimmen der anderen Menschen nicht mehr. Sie waren hinweggeweht worden wie Sand vom Wind.
Plötzlich stoppte mein Freund. Sofort war ich bei ihm. Das Farnkraut reichte uns bis zu den Knien. »Was ist denn?«
»Ich sah eine Bewegung.«
»Wo?«
Suko deutete nach vorn. Dort stand ein besonders dicker Baum, unter dessen gewaltigen Ästen sogar noch kleinere Bäume Platz hatten, um wachsen zu können.
»War es ein Mensch?«
»Uuuaaahhh…« Das schaurige Jaulen des Käuzchens ließ uns zusammenzucken. Obwohl diese Tiere eigentlich erst nachts wach wurden, flogen sie hier auch am Tage. Wahrscheinlich weil der Wald so dunkel war. Geschickt steuerte das Käuzchen seinen Weg. Es stieß nirgendwo an und hatte wirklich einen ausgezeichneten Orientierungssinn.
»Möglicherweise eine Warnung…«
Da hörten wir den Schrei. Schrill, jaulend, schmerzerfüllt, und wir zogen in der Drehung unsere Waffen.
Jetzt sahen wir das Käuzchen. Nicht weit
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