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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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die meisten von ihnen gesehen.« Er starrte vor sich hin. »Keytown Jail ist das schlimmste Gefängnis in England. Bei weitem das schlimmste - vergessen Sie das nicht, Gray! Keytown Jail ist der schlimmste Kasten in England, und wenn Sie je dorthin geraten sollten, tun Sie etwas dazu, um herauszukommen. Auf Wiedersehen!«
    Jonny setzte seinen Weg auf der Regent Street fort und dachte über die seltsame Rede nach. Von Keytown Jail hatte er noch nie etwas gehört. Es war nicht auffallend, daß Fenner eine besondere Abneigung gegen ein bestimmtes Gefängnis empfand. Auch Verbrecher hatten ihre Sympathien und Antipathien; sie haßten ohne besonderen Grund Wandsworth und zogen Pentonville vor oder umgekehrt. Manche schworen auf Parkhurst, andere betrachteten Dartmoor als ihr angestammtes Heim und nahmen jede Andeutung einer Oberführung in ein anderes Gefängnis mit Erbitterung auf. Jonny Gray hatte sich während seines Aufenthalts in Dartmoor häufig Gedanken über die Mentalität Krimineller gemacht und stundenlang den weisen Ermahnungen alter Sträflinge zugehört. Diese alten Hasen waren dann immer die ersten, die ihre eigenen Ratschläge in den Wind schlugen, sobald sie entlassen wurden.
    In solche Überlegungen versunken, stieß er mit Craig zusammen, oder genauer, der Inspektor stellte sich dem zerstreuten Bummler in den Weg.
    »Was planen Sie, Jonny - einen Juwelenraub oder nur einen Schwindel mit einem Derbyfavoriten?«
    Jonny Gray lachte.
    »Keines von beiden. Ich fragte mich eben, was Keytown Jail so besonders Schlimmes an sich haben könnte. Wo liegt Keytown Jail übrigens?«
    »Keytown? Ich erinnere mich nicht - doch, doch! Gleich hinter Oxford. Warum?«
    »Man hat mir gesagt, es sei das schlimmste Gefängnis in England!«
    »Jedes von ihnen ist das schlimmste, Jonny, und wenn Sie an eine Sommerfrische denken, kann ich Ihnen keines empfehlen. Keytown war recht schlimm«, gab er zu. »Ein kleines Provinzgefängnis, das aber nicht mehr der Gefängnisverwaltung untersteht. Es ist nach dem Kriege verkauft worden, wie so viele von diesen kleinen Anstalten. Die Politik geht heute dahin, die bedeutenderen zu vergrößern und die kleinen Kasten zu beseitigen, deren Besetzung mit Beamten zu viel Geld kostet. Hereford Jail ist ebenso geschlossen worden und noch ein halbes Dutzend anderer, denk' ich. Sie brauchen sich also über Keytown keine Sorgen zu machen! Die Warnung stammt wohl von einem alten Bekannten, vermute ich?«
    »Sie vermuten richtig«, sagte Jonny ohne weitere Erklärung. Craig würde ohnehin auf Fenner stoßen, wenn er seinen Weg fortsetzte.
    »Mr. Jeffrey Legges Genesung macht gute Fortschritte«, lenkte der Inspektor das Gespräch auf einen andern Gegenstand.
    »Im Kriminaldepartment herrscht darüber große Freude. Uns liegt daran, daß er uns noch eine Weile erhalten bleibt, damit die wissenschaftlichen und gesetzlichen Aspekte des Falls nicht zu kurz kommen. Ja, ich weiß, was Sie sagen wollen - wir konnten ihm nichts nachweisen, das stimmt. Noch nicht. Er ist seinem Vater weit überlegen und begeht keine Fehler. Eine seltene Eigenschaft bei einem Fälscher. Er trägt keine Blüte mit sich herum, verwahrt keine in seiner Wohnung. Ich kann Ihnen das sagen, denn wir haben ihn zweimal als verdächtig festgenommen und von Kopf bis Fuß durchsucht. - Ach, sehen Sie!«
    Er wies mit dem Kopf über die Straße auf eine Gestalt, die einen schäbigen Cutaway und einen nach hinten geschobenen Zylinder trug. Der Mann hielt einen zusammengerollten Schirm unter dem Arm. Die Hände, in grauen Handschuhen, waren auf dem Rücken gefaltet. Ein Kneifer saß weit vorn auf der Nasenspitze, ständig in Gefahr, die Balance zu verlieren.
    »Kennen Sie diesen Herrn?« fragte Craig.
    »Ein Greifer namens Reeder, nicht wahr?«
    »So etwas wie ein Greifer allerdings«, meinte Craig trocken, »aber nicht von unserer Art.«
    »Von der Bank, wie?«
    »Auch von der Bank, wenn Sie wollen. Er ist übrigens nicht so töricht, wie er aussieht. Ich konnte es zufällig feststellen. Gestern hat er den jungen Legge besucht. Ich war neugierig und ließ ihn beobachten. Er weiß mehr über die Legges, als ich ihm zugetraut hätte.«
    Als Jonny sich von Inspektor Craig trennte, war Mr. Reeder nirgends mehr zu sehen. Wenig später jedoch entdeckte er ihn am Piccadilly, wie er unter vielen Leuten auf einen Autobus wartete. Neugierig blieb Jonny stehen und beobachtete ihn, bis der Autobus kam und Mr. Reeder hinaufstieg und im Innern verschwand.

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