028 - Zimmer 13
Ist das Zeug einmal gedruckt, können sie es mir nicht mehr in die Schuhe schieben.«
»Ist es einmal gedruckt -? Du bist also der ›große Drucker‹, Jeff?«
»Reden wir von etwas anderem!« brach er ab.
Bald darauf kehrte Emanuel zurück. Lila begegnete ihm an der Gartenpforte und erzählte ihm von Reeders Besuch. Zu ihrer Überraschung faßte er die Sache ähnlich auf wie Jeff.
»Er ist ein Narr, aber unbestechlich - wenigstens bis zu fünftausend Pfund. Unbestechlichkeit hat natürlich ihre Grenzen.«
»Aber warum ist er zu Jeff gekommen?«
»Wissen nicht alle, die mit der Sache zu tun haben, daß Jeff der ›große Drucker‹ ist? Sind sie nicht seit Jahren hinter ihm her? Warum sollte er nicht herkommen? Ein reiner Verzweiflungstrick! - Wie geht's dem Jungen?«
»Ganz gut. Er ist etwas reizbar.«
»Natürlich ist er etwas reizbar«, murrte Emanuel. »Sie glauben doch nicht etwa, daß er in vierundzwanzig Stunden wiederhergestellt sein kann? Der Klub ist wieder in Betrieb.«
»Ist er denn geschlossen gewesen?«
»Nicht gerade geschlossen, nur etwas - unbeliebt geworden.«
Er lächelte eigentümlich, und seine Zähne wurden sichtbar. Vor dem Rasenplatz faßte er sie am Arm. »Hören Sie, Lila! Schlagen Sie sich diese Schießerei aus dem Sinn, nicht wahr? Der Schuldige entgeht mir nicht.«
Zum erstenmal sprach er ruhig über diesen Punkt. Bis jetzt hatte die bloße Erwähnung des Attentats auf Jeff genügt, ihn völlig außer Rand und Band zu bringen.
»Kennen Sie ihn?« fragte sie.
»Ja, ich weiß alles - es war Peter Kane, aber Sie brauchen nicht darüber zu reden. Er entgeht mir nicht.«
»Jeff meint, daß es ...«
»Ganz gleich, was Jeff meint«, fuhr er sie an. Er schickte sie ins Haus, um ihm eine Tasse Tee zu holen. Emanuel war ein großer Teetrinker. In Lilas Abwesenheit wollte er seinem Sohn etwas sagen.
»Jeff«, begann er, »nach deinem Zeug herrscht große Nachfrage. Ich habe einen Brief von Harvey erhalten. Er schreibt, in Nordengland sei ein anderer aufgetaucht, der recht gutes Material liefert. Aber sie brauchen deines und könnten sofort eine halbe Million auf dem Kontinent absetzen. Die Sache ist die, Jeff, wenn während deiner Krankheit die Belieferung stockt, werden die Kerle erst recht auf dich aufmerksam.«
»Ich habe schon daran gedacht«, antwortete Jeff. »Aber du kannst allen, die daran Interesse haben, sagen, daß nächste Woche gedruckt wird.«
»Fühlst du dich gut genug, um hinzufahren?« fragte der Alte besorgt.
Jeffrey versuchte, sich im Stuhl aufzurichten, zuckte aber vor Schmerz zusammen.
»Hat sie dir gesagt, daß Reeder hier war?«
»Reeder macht mir keine Sorgen«, sagte Emanuel. »Unten in Dartmoor ist er ein Schreckgespenst, aber dafür halten sie dort jeden, den sie nicht kennen. Sie erzählen sich allerhand Geschichten über ihn. Danach ist es dann jedenfalls recht beruhigend, wenn man das Gespenst aus der Nähe sieht!«
Sie lachten beide.
»Ein so enormes Geschäft habe ich nie zustande gebracht, Jeff!«
Der Sohn nahm diese Anerkennung als selbstverständlichen Tribut entgegen.
Emanuel saß mit zwischen den Knien gefalteten Händen da und starrte auf das Meer.
»Es muß eines Tages ein Ende haben, ein schönes Ende, aber ich weiß noch nicht so recht, wie es zu machen ist.«
»Was hast du im Sinn?« fragte Jeff neugierig.
»Ich denke an Peter - den ehrenwerten Peter Kane. In den Augen seiner Tochter zwar nicht mehr ganz so ehrenwert wie früher, aber doch ehrenwert genug, um mit Greifern und diesem Gauner von Jonny Gray zu speisen. -Jonny wird übrigens das Mädchen heiraten, Jeff!«
»Meinetwegen.« Jeff zuckte die Achseln.
»Aber sie kann nicht heiraten, ohne daß die Ehe mit dir für nichtig erklärt wird. So ist das Gesetz. Und die Ehe wird nicht für nichtig erklärt, ohne daß du wegen Bigamie ins Loch fliegst. So ist wiederum das Gesetz. Die Frage ist nur, wer zuerst etwas unternimmt. Vor dem Gesetz ist sie noch deine Frau.«
»Was ist nun deine große Idee?« erkundigte sich Jeff mißtrauisch.
»Angenommen, Peter wäre der ›große Drucker‹? Angenommen, er würde mit dem Material erwischt? Das ließe sich machen. Ich meine nicht, indem man das Zeug in sein Haus schafft - das würde keiner gelten lassen -, sondern indem man ihn direkt an Ort und Stelle bringt, so daß sein bester Freund bei der Kriminalpolizei ihn nicht retten könnte. Was hältst du von der Idee?«
»Nicht zu machen.«
»Was heißt - nicht zu machen? Alles,
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