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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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frei. Das mag töricht sein, denn wenn es in der Gefangenschaft geboren und aufgezogen wurde, hat es vielleicht nicht die erforderlichen Eigenschaften, um in der Freiheit überleben zu können. Aber es macht mir Spaß, Kaninchen freizulassen. Anderen Leuten macht es Spaß, sie einzusperren. Seien Sie nie ein Kaninchen, Mr. Jeffrey - oder Mr. Legge? Ja, ja, Mr. Legge!«
    »Ich bin weder ein Kaninchen noch ein Huhn oder eine Feldlerche«, erwiderte Jeffrey ungehalten. »Der Käfig, der mich einschließen könnte, ist noch nicht gebaut worden.«
    Mr. Reeder seufzte von neuem.
    »Ich denke an einen anderen Gentleman, der das vor einigen Jahren gleichfalls sagte. Kürzlich sah ich sein Grab. Nur die Anfangsbuchstaben. Ich habe vergessen, in welchem Gefängnis er aufgehängt ... Es ist ja unwichtig. Vielleicht war es Wandsworth - ja, ich bin sicher, es war Wandsworth. Jammerschade! Welch trauriges Ende für eine vielversprechende Laufbahn! Doch ist der Tod nicht besser als zwanzig Jahre Gefängniszelle? Ein furchtbares Schicksal, Mr. Legge! Ein Schicksal, das überdies zu vermeiden, mit Leichtigkeit abzuwenden wäre. Angenommen, ein Mann fälschte, sagen wir, Noten der Bank von England, entschlösse sich jedoch, sein Papier und seine Wasserzeichenapparate zu verbrennen, alle seine Gehilfen zu entlassen ... Ich glaube nicht, daß wir uns um einen solchen Menschen noch viel kümmern, sondern ihm mit liberaler Großmut begegnen würden, besonders, wenn seine Scheine von so vorzüglicher Qualität wären, daß der Uneingeweihte sie gar nicht unterscheiden könnte.«
    »Was ist aus Golden geworden?« fragte Jeff kühn.
    Reeder blinzelte. »Golden war mein Vorgänger. Ein reizender Mann, in mancher Hinsicht ...«
    Jeffrey schnitt ihm das Wort ab.
    »Das war der Mann, der im Auftrag der Polizei die Fälscher verfolgte? Ist er tot?«
    »Er ist auf Reisen gegangen. Ja, Mr. Golden konnte dieses Klima nicht vertragen. Er litt schwer an Asthma, oder vielleicht war es auch Ischias. Ich weiß, es war ein ›a‹ in der letzten Silbe. Haben Sie ihn nie kennengelernt? Nicht? Da haben Sie etwas versäumt. Golden war ein netter Kerl - vielleicht nicht so gewandt, wie er hätte sein können oder sollen, aber sehr nett. Er hat freilich nicht so vor den Augen aller Welt gearbeitet wie ich, und das war, meiner Ansicht nach, ein Fehler. Es ist immer falsch, sich in ein Büro einzuschließen und in geheimnisvollen Nebel zu hüllen. Ich neige selbst zu diesem Fehler. Wie dem auch sei, lieber Mr. Legge, ich hoffe, daß Sie mein Gleichnis nicht ungnädig aufgenommen haben, sondern einer allseitigen Betrachtung unterziehen werden.«
    »Das würde ich tun, wenn ich ein Blütendrucker wäre, aber unglücklicherweise bin ich es nicht.« Jeffrey Legge lächelte bedauernd.
    »Natürlich sind Sie es nicht«, beeilte sich Reeder beizupflichten. »Ich würde es mir auch gar nicht einfallen lassen, eine solche Andeutung zu machen. Aber im Kreis Ihrer Bekannten - und, ich darf wohl sagen, Bewunderer -haben Sie vielleicht Gelegenheit, meine bescheidenen Erwägungen weiterzugeben. Denn - wie soll ich mich ausdrücken? - Dartmoor ist so unästhetisch. Wie kann man nur seine Jahre in Devonshire verbringen? Im Frühling ist es dort allerdings entzückend, im Sommer heiß, im Winter jedoch, wenn man nicht gerade in Torquai weilt, einfach jammervoll. Guten Morgen, Mr. Legge!«
    Er verneigte sich tief vor dem Mädchen. Dabei fiel(sein Kneifer herunter. Er bückte sich, hob ihn unter vielen Entschuldigungen auf und zog sich zurück. Wortlos blickten ihm die beiden nach, bis er verschwunden war.
    »Was hältst du von diesem Greifer?« fragte Jeff verächtlich.
    »Ich weiß nicht, was für ein Mann das ist. Er ist so etwas wie eine gutherzige Schlange. Findest du nicht auch, Jeff?«
    »Eine gutherzige Null!« Er verzog das Gesicht. »Er ist noch dümmer als Golden. Diese großen Organisationen haben eine Vorliebe für die Sorte. Ein wirklich geschickter Greifer hat bei ihnen nie Glück.«
    »Wer war Golden?« fragte sie.
    »Das war auch so ein alter Kerl. Sie haben ihn an die Luft gesetzt.« Er lachte vor sich hin. »Daran bin ich schuld. Dann setzten sie Mr. J. G. Reeder mit Pauken und Trompeten an seine Stelle. Seit drei, Jahren treibt er nun sein Spiel und ist dem großen Coup nicht näher als zu Beginn.«
    »Jeff, ist nicht doch Gefahr?« fragte sie ernst.
    »Ist nicht immer Gefahr? Jetzt nicht mehr als sonst. Mach dir keine Sorgen! Sie können nicht an mich heran.

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