028 - Zimmer 13
Tage bis dahin.«
»Donnerstag paßt mir.«
Als Peter über den Rasenplatz zurückging, kamen ihm Reeder und Marney entgegen. Ohne Umschweife erzählte er, was vorgefallen war.
»Ich fürchte«, antwortete Mr. Reeder, »Emanuel nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau, wie er sollte. Es hat keine Scheidung stattgefunden. Die Sache hat mich so interessiert, daß ich die Ehescheidungsregister eingesehen habe.« Er rieb sich gedankenvoll das Kinn. »Ich denke, Ihr Dinner im Highlow - so war doch der Name? - kann ganz interessant werden. Sind Sie sicher, daß er mich nicht auch eingeladen hat?«
Wieder bemerkte Peter den rasch aufblitzenden Humor in den grauen Augen.
18
Die Nachwirkungen der vorübergehenden Schließung des Highlowklubs waren noch nicht überwunden. Viele Mitglieder mieden den Klub. Es widerstrebte ihnen aus nicht ganz unverständlichen Gründen, sich in Räumlichkeiten aufzuhalten, die jeden Augenblick von wißbegierigen Polizeibeamten durchsucht werden konnten. Stevens, der Portier, nahm wieder seinen Platz ein, obwohl sein Verhalten, Emanuels Ansicht nach, zu den schwersten Bedenken Anlaß gab. Andererseits war er zu vertraut mit dem Betrieb, als daß man auf seine Dienste ohne weiteres verzichten konnte. Stevens hatte den alten Legge mit der Erklärung überrascht und entwaffnet, er würde seine Stellung aufgeben, wenn das Personal nicht gewechselt würde. Das in Frage stehende ›Personal‹ bestand allerdings nur aus dem Liftboy Benny.
»Benny hat über mich gepfiffen«, erklärte Stevens entschlossen, »und ich will keinen Pfeifer in meiner Nähe!«
»Ganz richtig, mein Freund, er hat mir was vorgepfiffen -.«
Emanuel bleckte auf widerlichste Weise seine Zähne. »Er sagte mir, daß du versucht hast, Jonny Gray zu decken.«
»Ist er ein Mitglied oder nicht?« fragte der Portier unwillig.
»Wie kann ich wissen, was für Mitglieder Sie los sein wollen, und welche gedeckt werden sollen? Natürlich half ich dem Captain - oder glaubte wenigstens, versuchen zu müssen, ihm zu helfen. Das gehört zu meinem Amt.«
Es lag viel Logik in diesen Worten, und Benny, der Liftführer, wurde durch einen andern Boy ersetzt.
Als Emanuel einige Tage danach aus dem Aufzug trat, bemerkte er Abdrücke schmutziger Stiefel im Korridor. Sie waren noch feucht.
»Wer ist hier?« fragte er den. Portier.
»Niemand von Bedeutung.«
»Da muß doch gerade jemand hier gewesen sein.« Legge zeigte auf die frischen Fußspuren.
»Die stammen von mir«, versicherte Stevens ohne Zögern. »Ich war draußen, um für Monty Ford ein Taxi zu holen.«
»Gibt es keine Türvorleger?«
Stevens gab keine Antwort.
Emanuel hatte verschiedenes im Kontor zu erledigen, zum Beispiel die Angelegenheit mit einem gewissen Haus am Berkeley Square. Er betrieb ständig eine Menge zweifelhafter Finanzgeschäfte. Das Haus war samt Einrichtung auf ein Jahr gemietet worden. Es befanden sich wertvolle Gemälde, antike Gegenstände, Silber und sonstige Kostbarkeiten darin. Legges Komplicen hätten in den Räumen einen Spielklub eröffnen sollen. Unglücklicherweise war der Hausbesitzer Emanuels Strohmann auf die Schliche gekommen und hatte den Vertrag sofort aufgelöst. Die ganzen Vorbereitungen und Umtriebe hatten Emanuel einen runden Tausender gekostet, und er haßte es, gutes Geld zu verlieren.
Er verließ an diesem Abend den Klub ziemlich spät, wollte in der Stadt übernachten und mit einem Morgenzug zu seinem Sohn hinausfahren, der seiner Genesung entgegenging. Es hatte stark geregnet, und die Straße war menschenleer, als er aus dem Klubgebäude trat. Er schlug den Kragen seines Mantels hoch.
Nach wenigen Schritten tauchte aus einem dunklen Torweg die Gestalt eines Mannes auf und stellte sich ihm in den Weg. Legges Hand fuhr in die Tasche. Er gehörte zu einer in England seltenen Gangsterspielart - den Revolverhelden.
»Laß deine Artillerie aus dem Spiel, Legge!« sagte eine seltsam bekannte Stimme.
Er starrte ins Dunkel, konnte aber das Gesicht des Mannes nicht unterscheiden.
»Wer sind Sie?«
»Ein alter Bekannter. Hast du alle deine alten Kameraden vergessen? Du wirst nächstens noch an einem Schinder vorbeigehen, ohne ihn zu grüßen!«
Emanuel ging ein Licht auf.
»Ach - Fenner, nicht wahr?«
»Ich habe auf dich gewartet, Emanuel Legge. Ich wollte wissen, ob du dich noch eines Kameraden erinnerst, den du auf den Prügelbock gebracht hast. Fünfzehn Peitschenhiebe! Du hast wohl nie eine Tracht bekommen, Legge? Es ist
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