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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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täuschte ich mich, wie ich heute nacht feststellte. Es war die Werkstatt des Kupferstechers. Neben einer Schachtöffnung lag eine Platte am Boden. Ich muß noch sehr unsicher gewesen sein, denn ich stieß versehentlich daran. Sie fiel in die Öffnung, und ich hörte sie in der Tiefe aufschlagen.«
    »Wie sind Sie in dieses Zimmer gekommen?«
    »Die Tür stand offen, so erstaunlich es klingt, aber ich nehme an, es ist eine von den Türen, die nur von innen geöffnet und geschlossen werden können, und zugleich ist die Wendeltreppe der einzige Zugang. Was danach geschah, weiß ich nicht. Ich muß mich dort, wo Sie mich gefunden haben, hingelegt haben, denn die Wirkung des Mittels war noch immer recht stark. So - und nun möchte ich Marney wissen lassen, daß ich wohlauf bin. Sie wird sich Sorgen machen.«
    Der Ausdruck, der in Reeders Gesicht trat, nahm ihm jede Zuversicht.
    »Marney! Ist Marney etwas zugestoßen?« fragte er bestürzt.
    »Ich weiß es nicht. Sie ist in der Nacht, oder richtiger frühmorgens, abgeholt - und seitdem nicht gesehen worden.« Der Schock, den diese Nachricht bei Peter auslöste, veranlaßte Mr. Reeder, ihm eindringlich zuzureden. »Sie müssen mir jetzt alles sagen, Mr. Kaue, was Sie über Legge wissen. Ich zweifle nicht daran, daß Jeffrey sie an den Ort entführt hat, wo sich die große Druckerei befindet. Wo ist sie?«
    »Ich habe keine Ahnung. Früher wurden die Blüten in diesem Hause gedruckt, in Zimmer dreizehn. Das wußte ich schon lange. Aber als das Geschäft sich vergrößerte, mußte der junge Legge sich nach andern Räumen umsehen. Wo er sie gefunden hat, ist mir und wohl den meisten Leuten ein Geheimnis.«
    »Aber Sie haben Gerüchte gehört?« fragte Reeder.
    »Vergessen Sie nicht, daß ich kaum noch mit Leuten meiner - früheren Profession verkehre. Jonny und der alte Barney sind, abgesehen von den Legges, die einzigen, die ich noch kenne. Und Stevens natürlich - der saß ja vor zehn Jahren. Mit allen anderen habe ich jeden Kontakt verloren, und was ich weiß, erfahre ich durch Barney, obgleich man sich auf sein Geschwätz nicht verlassen kann.«
    Sie telefonierten nochmals mit Barney, aber er konnte keine Auskunft geben, die von Nutzen gewesen wäre. Er wußte nur, daß sich die Druckerei, wie man annahm, irgendwo im Westen des Landes befand.
    »Jonny weiß mehr darüber als ich oder irgendein anderer«, sagte Barney. »Darüber sind sich alle einig. Man hat ihm im Kasten sehr viel erzählt.«
    Mr. Reeder verließ Peter Kane, um nach Hause zu fahren. Unterwegs begab er sich in Jonnys Wohnung. Parker war schon auf. Frühmorgens war ihm mitgeteilt worden, daß sein Herr spurlos verschwunden sei. Eine vernünftige Erklärung vermochte auch er dafür nicht zu geben.
    Er wollte gerade sämtliche Kleidungsstücke aufzählen, die Jonny gestern abend angezogen hatte, aber Reeder schnitt ihm ungeduldig das Wort ab.
    »Versuchen Sie einmal, sich Mr. Gray als menschliches Wesen und nicht als Schneiderpuppe vorzustellen! Ist Ihnen klar, daß er sich in großer Lebensgefahr befindet?«
    »Ich bin gar nicht um ihn besorgt, Sir«, erwiderte der pedantische Parker. »Mr. Gray hat seine neuen Sockenhalter an.«
    Diesmal verlor Mr. Reeder seine Ruhe.
    »Sie sind ein verdammter Narr, Parker!« rief er wütend.
    »Ich hoffe nicht, Sir.« Parker verbeugte sich. Was es mit den neuen Sockenhaltern auf sich hatte, verschwieg er.

24
    In der Nacht, fünf Minuten nach zwei, hörte Marney das Auto vor dem Haus halten. Sie machte in der Vorhalle Licht, öffnete die Tür und lief hinaus.
    Der Handstreich gelang.
    Der Wagen sauste durch Dörfer hindurch und verlangsamte das Tempo nur in den Straßen kleiner Städte ein wenig. Etwa um drei Uhr durchquerten sie Oxford und fuhren auf der großen Straße nach Westen weiter.
    Später bog Jeffrey Legge in eine Nebenstraße ein, der sie eine Viertelstunde lang folgten. Dann ging es einen beängstigend steilen Abhang hinunter. Durch die regennasse Windschutzscheibe erblickte Marney ein niedriges, dunkles Gebäude.
    »Da sind wir«, sagte Jeff, als der Wagen hielt. »Du bist wohl noch nie in einem richtigen Kasten gewesen, Liebling? Nun gut, diese Erfahrung steht dir jetzt bevor. Auch für Peter ist das neu. Nur der süße, kleine Jonny hat schon ein wenig Übung darin.«
    Sprachlos vor Schreck sah sie, daß sie sich tatsächlich vor dem Eingang eines Gefängnisses befanden. Die schwarzen, eisenbeschlagenen Torflügel öffneten sich, der Wagen fuhr durch einen

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