028 - Zimmer 13
offen, Sir. Die aber ist von innen verriegelt. Das Schloß habe ich schon geöffnet.«
»Kommen Sie«, sagte Reeder, »wir versuchen es mit zwölf. Von dort gibt es noch einen Zugang. Hinter dem Vorhang in der Ecke befindet sich eine Verbindungstür. Wir dürfen nichts zerstören, denn wir sind hier nur ganz indirekt zuständig.«
Die Verbindungstür in Nummer zwölf war unverschlossen. Sie betraten Zimmer dreizehn. Es war völlig dunkel.
»Hm -.« Mr. Reeder zog die Luft durch die Nase ein. »Vorsicht, gehen Sie diese Wand entlang bis zum Lichtschalter. Geben Sie acht, daß Sie nicht auf etwas treten.«
Der Beamte tappte sich vorwärts, bis er den Schalter berührte. Er drehte ihn herum.
Beide sahen zugleich, was Mr. Reeder vermutet hatte. Ein Körper lag reglos über den Tisch hingestreckt. Es war ein schrecklicher Anblick, denn Emanuel Legges Mörder hatte einen Feuerhaken benutzt, der beschmutzt und verbogen unter den Scherben des kostbaren Porzellans auf dem blutbefleckten Tischtuch lag.
Es war nicht nötig, den ärztlichen Befund abzuwarten. Emanuel Legge hatte seine Verbrecherlaufbahn auf Erden vollendet.
Woher kommt der Feuerhaken? fragte sich Mr. Reeder. Neben dem Kamin lagen Schüreisen, Schaufel und Zange unberührt an ihrem Platz.
Er durchsuchte die Taschen des Toten und fand in der Weste eine kleine Karte mit der Telefonnummer ›Horsham 98 753‹ - Peter Kanes Nummer. Das hatte im Augenblick keine Bedeutung, und er legte die Karte zu den anderen Papieren, die er gefunden hatte.
Ein Kriminalinspektor erschien, um die ersten Feststellungen zu machen.
»Es hat, wie ich glaube, einen Kampf gegeben«, teilte ihm Mr. Reeder mit. »Es wird sich wahrscheinlich herausstellen, daß das rechte Handgelenk gebrochen ist. Legges Revolver liegt unter dem Tisch. Vermutlich hat er ihn gezogen, und er ist ihm aus der Hand geschlagen worden. Ja - ich glaube nicht, daß Sie mich noch nötig haben, Inspektor?«
Als er durch den Hauptgang kam, brachte ihn die Telefonanlage hinter Stevens' Pult auf eine Idee. Er wählte die Nummer von Horsham und bekam, ungeachtet der frühen Morgenstunde, fast sogleich Antwort.
»Wer ist da?« fragte er.
»Ich bin Mr. Kanes Diener.«
»Ach, Barney! Ist Ihr Herr zu Hause?«
»Nein, Sir. Wer spricht dort?«
»Hier Reeder - wollen Sie Miss Kane bitten, ans Telefon zu kommen?«
»Sie ist auch nicht hier. Ich habe die ganze Nacht versucht, mit Mr. Gray zu sprechen, aber sein Diener sagt, er sei nicht zu Hause.«
»Wo ist Miss Kane?« fragte Reeder.
»Ich weiß es nicht, Sir. Irgend jemand hat sie in der Nacht im Auto abgeholt. Sie fuhr weg und ließ die Tür offen. Ich bin aufgewacht, als der Wind die Tür zuschlug.«
Mr. Reeder zögerte so lange mit der Antwort, daß Barney schon annahm, er hätte aufgehängt.
»Hat sie jemand im Lauf des Abends besucht? Oder ist sie angerufen worden?«
»Ja, Sir, sie wurde gegen zehn Uhr angerufen. Nach dem, was, sie mir sagte, war es ihr Vater.«
Wieder folgte ein langes Schweigen.
»Ich komme gleich nach Horsham -.«
Das klang sehr beruhigend, und Barney faßte neuen Mut. Da er Mr. Reeder nicht näher kannte, wußte er nicht, daß er gerade dann am ruhigsten wirkte, wenn er sehr erregt war.
Sie hatten sich also des Mädchens bemächtigt. Eine andere Erklärung gab es nicht. Und die Männer, die Marney hätten schützen können, waren verschleppt worden. Zu diesem Zweck war das Dinner veranstaltet worden.
Reeder begab sich nochmals in Legges Kontor, das ein Polizeibeamter durchsuchte. Die Ausbeute war spärlich.
»Ich fürchte, Mr. Reeder, wir werden hier nicht viel finden. Bis jetzt bin ich nur auf alte Rechnungen und Papiere gestoßen, wie man sie in jedem Büro antrifft. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß Legge etwas Belastendes im Klub aufbewahrt hat. Außerdem hat sein Sohn jahrelang den Betrieb verwaltet. Vor ihm hatten sie einen, der jetzt im Gefängnis sitzt. Ja, natürlich, und noch früher war mal, wenn ich mich recht entsinne, dieser Fenner Geschäftsführer, der dann wegen Einbruchdiebstahls ins Zuchthaus kam.«
»Fenner?« fragte Mr. Reeder. »Ich wußte nicht, daß er je diesen Klub ...«
»Ich glaube, er bekam Streit mit dem alten Legge.«
Reeder half dem Beamten, die Papiere aus dem Gestell mit den vielen Fächern herauszunehmen. In einem davon stieß seine Hand an einen Griff.
»Nanu, was ist das?« Er drehte den Griff herum.
Das ganze Gestell setzte sich langsam in Bewegung, und die Wendeltreppe kam zum
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