0280 - Die Weltraumdetektive greifen ein
bewunderte die hypermoderne Ausstattung der Büroräume. Überall standen die abgeschrägten Pulte der Kompakt-Positroniken. Elegant gekleidete Damen und Herren bedienten die Geräte, verhandelten an Visiphonen oder Telekoms.
Das Vorzimmer des Direktors wirkte gegen all diese sachliche Nüchternheit wie ein Traum. Ein von unten beleuchteter Springbrunnen plätscherte in einer Ecke und sprühte farblose Wasserschleier über die ringsherum gruppierten Gigafarne. An einer zartblauen Säule aus Glasfasergespinsten rankten Lianen empor, bildeten ein ineinander verschlungenes Muster grüner, gelber und brauner Farben, aus dem riesige weiße Blütenkelche gleich geöffneten Mäulern starrten. Die von der Säule ausgehenden meterlangen Stäbe waren aus absolut durchsichtigem, brechungsfreiem Plastik so daß sie nur deshalb auffielen, weil an ihren Enden schwarze Holzkrüge mit duftenden Orchideen hingen.
Die Frau, die links neben der Säule hinter einem eleganten Schreibtisch saß, fügte sich vortrefflich in das Gesamtbild ein. Sie hatte ein schmales, rassiges Gesicht, Haare von strahlendem Blau und smaragdfarbene Augen. Ihr metallen schimmerndes, kniefreies Kleid entwickelte den vollendeten Polyfarbeffekt, den schönsten, den Marat je gesehen hatte.
Marat verbeugte sich. Er hatte im Hotel den Anzug gewechselt und trug jetzt einen samtschwarzen Zweireiher mit eingewebten Synthorubinfäden, dazu ein wasserblaues Hemd mit festem, nach oben geschweiftem Kragen und eine buttergelbe Krawatte aus Yellow-ochsenleder. Zweifellos war das ebenso wie seine ganze Erscheinung dazu geeignet, Eindruck auf Frauen zu machen, und Marat war sich dessen auch bewußt.
„Jean-Pierre Marat", sagte er mit seiner angenehm tiefen Stimme und ließ ein wenig Härte durchklingen. „Madam, ich bin untröstlich, daß ich nicht schon um neun Uhr in der Lage war, Ihnen mein Kompliment zu machen. Aber leider gab es einen Unfall ..."
Sie erhob sich. Lächelnd entblößte sie zwei Reihen makellos weiß schimmernder Zähne. Mit wiegenden Hüften kam sie auf Marat zu und streckte ihm ihre gepflegte Hand entgegen.
„Helen Ayara! Ich bin Mister Travers Sekretärin. Und Sie sind vermutlich der große Detektiv Marat ...?"
Marat drückte ihre Hand und spürte das Feuer unter der weichen und doch straffen Haut. Er lächelte undurchdringlich.
„Vielleicht habe ich die Gelegenheit, Ihnen mehr über das Leben eines Detektivs zu erzählen, Miß Ayara. Falls Sie heute abend noch nichts vorhaben ...?"
Mit perlendem Lachen entzog sie ihm ihre Hand.
„Wer könnte einer solchen einmaligen Gelegenheit schon widerstehen, Mister Marat!"
„Also gut. Schreiben Sie mir bitte Ihre Visiphonnummer auf, ja?
Ich rufe Sie dann an. Leider weiß ich nicht genau, wann meine Arbeit beendet ist. Und nun hätte ich mich gern mit Direktor Traver unterhalten!"
Helen Ayara schritt zum Schreibtisch zurück, wobei sie Marat erneut Gelegenheit gab, ihren vollendeten Körper zu bewundern.
Sie drückte auf einen Knopf und meldete den Detektiv an.
Marat kannte Dr. Jeremy Traver nicht persönlich, aber er hatte noch vor seinem Abflug von Terra Erkundigungen über ihn eingezogen. So überraschte ihn die auffällige Erscheinung des Albumar-Geborenen nicht.
Direktor Traver saß hinter seinem Schreibtisch wie eine fette Kröte. Die hervorquellenden Augen, die flache Nase, der eiförmige, kahle Schädel und die harten Lippen in dem graugrünen Gesicht hätten so manchen Terraner erschreckt. Marat war andere Sachen gewöhnt. Er empfand lediglich einen schwachen Widerwillen, den er jedoch hinter der lächelnden Maske verbarg, wie sie dem ehemaligen Abwehrmann in Fleisch und Blut übergegangen war.
Traver erhob sich nicht. Er streckte lediglich seine Hand über den Tisch. Marat ergriff sie und hätte das Gefühl, in eine Kiste lebender Aale zu fassen.
Er lächelte höflich.
„Es tut mir leid, daß ich nicht pünktlich erscheinen konnte, Mister Traver. Aber mißliche Umstände ..."
„Ich habe davon gehört, Mister Marat!" Travers Stimme klang unnatürlich hoch und paßte ganz und gar nicht zu seiner äußeren Erscheinung. „Es freut mich, daß Sie noch einmal davongekommen sind."
Marat fixierte sein Gegenüber scharf. Ganz im Gegensatz zu seinen Worten schien Travers Stimme eine kaum verhüllte Drohung auszusprechen. Es klang, als wollte er eigentlich sagen: Das nächste Mal kommen Sie nicht wieder davon!
„Bitte, nehmen Sie doch Platz!" fuhr Traver fort. Er wies auf einen
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