0280 - Wir und der Mörder ohne Namen
sich einer jener riesigen Autofriedhöfe, auf dem ausgediente Fahrzeuge zu Hunderten oder gar Tausenden stehen. Unmittelbar neben dem von einem Bretterzaun umgebenen Gelände hatte sich eine Schrottfirma etabliert.
Drei große Lagerhallen und die mächtige hydraulische Presse bildeten die wichtigsten Besitztümer der Firma, die sich Meyer and Goodwin nannte.
Als wir durch die breite Einfahrt auf den Vorplatz der Firma rollten, sah ich die Menge der Reporter und uniformierten Beamten. In dichter Kette standen alle um ein großes viereckiges Metallbecken herum. Über diesem schwebte an einer kranartigen Anlage ein tonnenschwerer Kolben, der genau in die Ausmaße des Beckens zu passen schien.
Ich wußte, wozu diese Anlage diente. Die Besitzer der Autofriedhöfe verwerten den Schrott auf eine praktische Weise. Sie weiden die alten Fahrzeuge aus. Das heißt, sie entfernen die Polster und alle Innereien, die noch brauchbar sind.
Die Karosserie des Wagens wird mittels eines magnetischen Krans in das Becken befördert. Der Kolben der hydraulischen Presse zermalmt dort die Karosserie, quetscht sie breit, verdichtet sie zu einer Platte Eisenblech.
Auf diese Weise läßt sich die ehemalige Karosserie des Wagens leichter transportieren und in die Schmelzöfen schieben.
Wir drängten uns durch die Menge und kamen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie ein dunkelblauer Cadillac von allen Seiten fotografiert wurde.
Wenn ich Cadillac sage, dann ist das eine Übertreibung. Vielmehr handelte es sich um die Reste eines Wagens dieser Art. Die Räder, die Polster der Sitze und so weiter fehlten. Nur die Karosserie war noch intakt. Der Kofferraum stand weit offen. In ihm lag die zusammengekrümmte Leiche eines Mannes.
***
Eine Viertelstunde später saßen wir dem Manager der Firma,. Buster Goodwin, gegenüber. Außer ihm, Phil und mir befanden sich noch der Leiter der für diesen Stadtteil zuständigen Mordkommission, Lieutenant Morgan, und ein junger Arbeiter der Firma in dem Büro.
Goodwin, ein ältlicher Glatzkopf mit faltiger Haut und schadhaften Zähnen, sog an seiner übelriechenden Zigarre und meinte: »Ich habe in letzter Zeit viel darüber gelesen, daß Verbrecher sich ihrer Opfer auf diese Weise entledigen. Darum wird jeder Wagen, den ich einstampfe, genau durchsucht. Sollte der Kofferraum verschlossen sein, dann brechen wir ihn auf.«
»Seit wann steht der Cadillac auf dem Gelände?« fragte ich.
»Keine Ahnung, Mr. Cotton. Aber sicherlich schon ein halbes Jahr. Der Zustand der Karosserie beweist es. Rostflecken und so weiter reden da eine eindeutige Sprache.«
»Und der Kofferraum war nicht verschlossen?«
»Nein! Ich sagte es schon. Wir haben heute 50 Wagen ausgeschlachtet und eingestampft. Der Cadillac war der letzte. Wir wollten ihn schon in die Presse befördern, als mir einfiel, daß wir noch nicht in den Kofferraum geschaut hatten. Ich beauftragte Joe«, er wies auf den jungen Arbeiter, »damit. Der Deckel des Kofferraums war verklemmt. Nicht wahr, Joe?« Der junge Arbeiter nickte mit wichtiger Miene. »Jawohl, Sir. Er war total verklemmt. So verklemmt, daß ich das Stemmeisen mit aller Kraft ansetzen mußte. Aber ich kriegte den Deckel auf. Und da sah ich die Leiche. Sah scheußlich aus. Ich sah auch, daß es Mord war, denn die Leiche hatte ein blutiges Hemd an. Ich dachte sofort: das sind Stichwunden. Und dann habe ich Mr. Goodwin Bescheid gesagt. So war es, Sir.« Er nickte wieder.
»Und Sie haben den Toten nicht angerührt?« .
»Nein, Sir. Ich habe ihn nicht angerührt. Nicht mal mit der Fingerspitze. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, daß es schön ist, Tote anzurühren. Vonwegen der Infektion und so. Außerdem weiß ich, daß man Ermordete nicht anrühren darf. Damit die Spuren nicht verwischt werden und so. Das weiß ich.« Er nickte.
»Wird der Autofriedhof nachts bewacht?« wollte Phil wissen.
Goodwin verneinte. »Wozu auch? Wer einen alten Wagen klauen will, der soll es tun. Wir haben dadurch keinen Verlust. Außerdem sind höchstens Kinder und Bastler an den Autowracks interessiert.«
»Es ist also durchaus möglich, daß sich der Mörder nachts auf das Gelände geschlichen hat, um den Toten in dem Kofferraum zu verstecken.«
»Natürlich. Anders kann es gar nicht gewesen sein.«
***
Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, daß Thomas Walsh ungefähr vor acht Tagen erstochen worden war. Dabei mußte ein ähnliches Messer verwendet worden sein, wie auch Morton Saminale sie zu
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