0281 - Die Höhlen des Schreckens
das Licht ein. Neben ihm schlief seine Frau den Schlaf des Gerechten. Sie hatte von der blitzschnellen Aktion nichts mitbekommen, die ein mörderischer Angriff gewesen sein mußte.
Rudolfo knipste das Licht wieder aus und ließ seine Frau schlafen. Die brauchte ihre Ruhe. Mit einem Energiebündel wie Rudolfo gestraft, fand sie diese Ruhe tagsüber nicht. Und der Angriff war auch nicht auf sie, sondern eindeutig auf Rudolfo gezielt und würde sich deshalb nicht wiederholen, wenn er das Zimmer verließ.
Er verließ es, kleidete sich an und überlegte.
Gespukt hatte es in diesem Haus noch nie. Die blaue Schreckensgestalt konnte also nur mit den Vorfällen vom Abend zu tun haben.
Er mußte sich mit Ted Ewigk beraten.
Anrufen konnte er ihn nicht, wenn er nicht das halbe Gasthaus in Aufruhr versetzen wollte. Aber so weit war es ja nicht. Er verließ still das Haus, klemmte sich in seinen BMW und kurbelte sich die gewundenen Straßen hinunter bis zum »Schwarzen Adler«.
Da glaubte er seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
Er sah den weißen Rolls-Royce davonrollen!
Aber - nicht mit Ted Ewigk am Lenkrad!
Sondern mit einer Frau auf dem Fahrersitz…
Da wurde ein Auto geklaut! Und das war in diesem Moment ebenso wichtig wie alles andere.
Signor Rudolfo nahm die Verfolgung auf…
***
Ted Ewigk hatte die Wirkung seiner Schockwaffe überschätzt. Andere Einflüsse spielten hier eine große Rolle, aber um das Bild als Ganzes zu sehen, fehlten ihm noch etliche Mosaiksteine…
Schon nach etwa einer halben Stunde erwachte Anja Feld aus ihrer Starre. Sie wußte, was geschehen war, erhob sich und kleidete sich hastig an. Dann versetzte das andere in ihr, das sie seit ihrem Aufenthalt in der Höhle kontrollierte, ohne daß sie es wußte, um eine halbe Stunde in die Vergangenheit.
Sie huschte lautlos die Treppe hinunter und sah den ahnungslosen Ted Ewigk am Telefon stehen.
Das andere in ihr sagte ihr, was sie zu tun hatte. Sie schlug den Reporter nieder und zerrte ihn nach draußen.
Ihr Ford stand noch unten am Marktplatz. Den brauchte sie hier und jetzt auch nicht. Sie konnte Ted Ewigk ja auch besser mit seinem eigenen Wagen verschwinden lassen.
Jeder, der irgendwie mit dem Geheimnis der Höhle zu tun hatte, mußte aus dem Weg geräumt werden.
In letzter Konsequenz damit auch Anja Feld. Aber das drang nicht bis in ihr Bewußtsein vor. Das andere in ihr verhinderte, daß sie sich darüber Gedanken machte. Sie war nur ein Werkzeug, das Befehle ausführte.
Dabei benutzte das andere ihre Intelligenz, um überhaupt folgerichtig denken zu können! Beim ersten Zuschlägen, als Ted Ewigk durch Raum und Zeit versetzt wurde, war das instinktiv und unüberlegt geschehen. Der Dhyarra-Kristall hatte einen Reflex ausgelöst.
Anja Feld ließ Ted neben seinem Wagen zu Boden sinken. Das Fahrzeug war gesperrt. Aber es reichte, wenn sie Teds Kopf gegen den Wagen drückte. Der Dhyarra reagierte und löste die Sperren. In Teds Tasche fand Anja den Wagenschlüssel, schloß auf und schob den Reporter einfach auf die Rückbank. Dann klemmte sie sich hinters Lenkrad und ließ den Wagen an.
Geräuschlos rollte er davon.
Anja hatte nie zuvor einen Wagen dieser Abmessungen benutzt und brauchte deshalb auch einige Zeit, damit klarzukommen. Deshalb entging ihr auch, daß sie verfolgt wurde.
Sie verließ den Ort und fuhr hinaus, bergauf zu Kälterer Höhe und weiter hinaus. Dorthin, wo unten am Hang der Eingang zur Höhle war…
***
Zu dieser Zeit war auch Professor Zamorra bereits wieder unterwegs. Auf dem Flughafen von Lyon waren Nicole und er ausgestiegen. Während die ALBATROS, Stephan Möbius’ Privatflugzeug, zurück nach Frankfurt jagte, wurden Zamorra und Nicole bereits von Raffael Bois, dem alten Diener, erwartet. Er brachte sie zum Château Montagne heim.
Kurz vor Mitternacht trafen sie ein.
Sie hatten im Flugzeug auf Vorrat geschlafen und im Wagen und waren noch einigermaßen fit. Die Reisekoffer wurden neu »geladen«, und Zamorra verstaute das Schwert Gwaiyur im Geheimsafe. Stattdessen nahm er Merlins Zeitring und die beiden Kombipistolen an sich. Den kleinen Dhyarra-Kristall, der ihm schon in den Felsen von Ash’Naduur von großem Nutzen gewesen war, behielt er ebenso bei sich wie das Amulett. Immerhin - wenn Ted Ewigk im Spiel war, trug der seinen Dhyarra mit Sicherheit bei sich, und wenn man beide Kristalle miteinander verband, dann potenzierten sich deren Kräfte. Wer konnte wissen, wofür’s gut war?
»Spielst du
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