0282a - Der Mörder und sein blonder Schwarm
haben den Mörder.«
»Ich fürchte, es handelt sich um einen Irrtum, Lieutenant«, entgegnete ich leise.
»Wieso - Irrtum?«, fragte er. »Das Blut klebt noch an seinen Fingern.«
»Wir werden sehen«, tröstete ihn Phil. »Sonst haben Sie keinen Verdächtigen im Haus festgenommen? Ist Ihnen beispielsweise nicht dieser Mann begegnet?«
Phil hielt dem Lieutenant ein Fahndungsfoto von John White vor die Augen.
»Nein, warum soll es ausgerechnet dieser Mann gewesen sein?«, murrte der Lieutenant.
»Dafür gibt es eine Menge Gründe, Lieutenant«, erwiderte ich.
Ich sah mir das Zimmer noch einmal genau an, während der Fotograf die Ermordete aus allen möglichen Perspektiven auf den Film bannte.
Judith Edwards war mit einem Morgenrock bekleidet. Sie hatte bereits ihre Nylons übergestreift und war frisiert.
Die Leiche befand sich keine drei Schritte vom Telefon entfernt.
»Sie haben doch hoffentlich das Telefon nicht benutzt?«, wandte ich mich an Lieutenant Gerber.
»Well, ich habe telefoniert, um Verstärkung anzufordern, als wir den Mörder hier festnahmen.«
»Außer Ihnen hat niemand den Hörer berührt?«
»Nein, Mister Cotton. Glauben Sie etwa, der Mörder hat von hier das Beerdigungsinstitut angerufen?«, fragte er herausfordernd.
»Nein, Lieutenant«, entgegnete ich ruhig. »Aber er hat den Hörer auf die Gabel gelegt, nachdem er das Mädchen umbrachte.«
»Woher wissen Sie das?«, staunte er.
»Weil Miss Edwards mit mir sprach, während der Mörder bei ihr eindrang.«
Der Lieutenant betrachtete mich wie ein Weltwunder und schwieg. Aus der Küche hörte ich erregte Stimmen. Dr. Remage wehrte sich dagegen, abgeführt zu werden. Er verlangte, mich zu sprechen.
Phil und ich gingen in die Küche. Der zweite Lieutenant, er hieß Georg Grandei, gab gerade den Befehl, den Doc in den Wagen zu bringen.
»Stopp, Lieutenant«, sagte ich leise und bat ihn in den Korridor.
»Diesen Fall übernimmt das FBI«, erklärte ich. »Es gibt eine Menge Gründe dafür. Der Mörder steht seit Langem auf unserer Fahndungsliste!«
Lieutenant Grandei machte kein begeistertes Gesicht.
Dieser Satz wirkte auf den eifrigen Polizisten wie ein verbotener Tief schlag.
»Ich schlage Ihnen vor, wir verhören Ihren mutmaßlichen Mörder an Ort und Stelle. Sollten sich die Verdachtsmomente als zwingend genug erweisen, dann werden wir Dr. Remage unter Mordverdacht verhaften«, meinte ich.
Wenn er auch von meinem Vorschlag nicht entzückt war, so willigte der Lieutenant doch ein.
Als Mister Remage meine Stimme im Korridor hörte, wurde er ruhig. Gefasst sah er uns an, als Phil und ich die Küche betraten.
»Dieser Lieutenant wollte mich ins Gefängnis sperren!«, schimpfte er dann los. »Dabei bin ich unschuldig, Mister Cotton.«
»Gut, Dr. Remage, wir werden Ihnen Gelegenheit geben, es zu beweisen«, tröstete ich ihn.
Ein Sergeant führte das Protokoll. Er hockte sich auf den Küchenschemel. Phil setzte sich auf die Tischkante. Ich zog mir den zweiten Stuhl heran.
»Wann kamen Sie ins Haus?«, fragte ich ihn.
Er starrte mich ratlos an.
»Nun, Um wie viel Uhr betraten Sie dieses Haus?«, wiederholte ich.
»Ich weiß es nicht«, stieß er hervor, »oder wissen Sie jedes Mal, wie spät es ist, wenn Sie nichts ahnend ein Haus betreten?«
»Na schön. Wie kamen Sie in die Wohnung von Miss Edwards? Besitzen Sie einen Schlüssel?«
»Nein, Mister Cotton«, knurrte der Doc.
»Das ist nicht die Wahrheit. Er hatte Schlüssel in der Tasche, als wir die Wohnung betraten«, warf der Lieutenant ein.
»War die Wohnungstür geöffnet, als Sie kamen?«, fragte ich Grandei.
»Ja. Sie war nur angelehnt. Es sah genau so aus, als hätte der Mörder seine Flucht vorbereitet. Auch der Aufzug befand sich im sechsten Stock. Die Aufzugstür klemmte und schloss nicht. Eine Zigarettenschachtel steckte dazwischen.«
»Sie haben gehört, was der Lieutenant gesagt hat«, wandte ich mich an Remage. »Was sagen Sie dazu?«
»Es stimmt, ich habe das leere Zigarettenpäckchen beim Verlasen des Aufzugs auf den Aschenbecher gelegt, der sich an der Wand befand. Das Päckchen muss heruntergefallen sein, ehe sich die Tür schloss und den Aufzug auf diese Weise blockiert hat.«
»Und die Schlüssel?«
»Sie steckten von außen an der Tür«, erklärte Dr. Remage.
»Begegnete Ihnen jemand, als Sie das Haus betraten?«, fragte ich.
»Darauf kann ich mich nicht besinnen.«
»Wollen Sie mir dann erklären, wie Sie überhaupt hereingekommen sind.
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