0282a - Der Mörder und sein blonder Schwarm
nachgeprüft, ob Skylarc oder Crowly diese Rolle übernehmen konnten?«
»Höchstens Crowly, der Figur und dem Aussehen nach«, meinte Phil. »Aber ich kann mir Crowly trotzdem nicht in dieser Rolle vorstellen.«
»Also kommt noch jemand infrage, der Kontakt mit John White haben muss. Über das Motiv brauchen wir nicht zu rätseln. Hier liegt eindeutig eine Spionageaktion vor. New Yorker Gangster versuchen, mit Gewalt an die Formeln und Pläne für die moderne Prüfmethode zu kommen. Warum aber wurden die beiden leitenden Angestellten des Labors ermordet? Es muss einen Grund geben, warum die Gangster dieses Risiko eingingen, denn weder Professor Solite noch Professor Wagner standen bei den Diebstählen im Weg. Es gibt einen Grund: Die Professoren erkannten oder kannten den Gangster, der seine schmutzige Hand nach dem Projekt ausstreckte. Darum mussten die beiden aus dem Weg geräumt werden. Als Haupttäter scheint mir John White infrage zu kommen. Der Bursche schreckt vor nichts zurück, um sein Ziel zu erreichen. Also Großfahndung nach John White. Ich denke an eine Geheimaktion. Wir lassen das Foto von John White abziehen und verteilen es an sämtliche Cops in New York«, sagte unser Chef.
»Aber ohne Namensangabe. Sonst wird irgendein Zeitungsreporter mit Spürnase sich auf die Story stürzen, ehe sie abgeschlossen ist. Und das stört unsere Arbeit«, bemerkte ich.
»Well, Jerry. Im Übrigen überlasse ich Ihnen die Marschroute. Vielleicht werden Sie früher mit John White zusammenprallen, als Sie denken.«
Unser Chef besaß in solchen Dingen einen sechsten Sinn.
Wir gingen in unser Office zurück.
Zuerst telefonierte ich mit unserem Archiv. Ich bat den Kollegen Willboro, mir die Kugeln herauszusuchen, mit denen John White vor acht Wochen erschossen wurde.
Willboro brauchte nur in seiner Kartei nachzuschlagen. Nach wenigen Minuten wusste er genau, wo die in Watte verpackten Geschosse lagen.
Der Mord an Professor Wagner war von der City Police bearbeitet worden. Deshalb kannten wir die Einzelheiten nicht. Ich rief den Sachbearbeiter nicht an, weil er seine Spuren weiterverfolgen sollte. Ich wollte ihn nicht irritieren. Für ihn und für seine Arbeit war es gleichgültig, ob John White oder Pro-30 fessor Wagner das Opfer war. In jedem Fall musste der Täter herausgefunden werden.
Ich ließ mir außerdem eine Blitzverbindung zum Linden Airport geben und verlangte das Buchungsbüro. Ich erkundigte mich, ob Tom Balow ebenfalls drei Mal seine Reise verschoben hatte. Ein Mädchen nahm meine Frage an. Ich legte ihr den Sachverhalt auseinander. Dann sah sie in der Liste nach.
Es dauerte zwei Minuten, ehe sie den Hörer wieder in die Hand nahm.
Ihre Stimme klang dünn und unsicher.
»Nein, Mister Cotton. Mister Balow hatte nur für gestern gebucht.«
Ich bedankte mich und hängte ein.
Phil telefonierte mit unserem Labor. Er fragte nach den Ergebnissen der Untersuchungen auf dem Friedhof. Das Resultat: ein Gipsabdruck von der Profilsohle des Schuhs, die Hülsen und das eine Geschoss, das sie aus dem Lehmhaufen gebuddelt hatten. Es stammte aus einer Luger.
Inzwischen wurde das Archiv eingespannt, um nachzuprüfen, ob die Waffe bereits bekannt war.
Aber in unserem Archiv befand sich noch keine Kugel, die durch den Lauf der Luger gefegt war, die der Unbekannte auf dem Friedhof benutzt hatte. Also wurde die Kugel registriert und bekam ihre Karteikarte.
Dafür lieferte das Archiv nach einer halben Stunde den Bescheid, dass John White beziehungsweise Professor Wagner mit zwei Kugeln aus einer belgischen Armeepistole erschossen wurde.
Ich stieß einen Pfiff durch die Zähne aus. Was hatte Skylarc gesagt? White trug vor dem Unfall eine belgische Armeepistole. Aber bisher hatte er damit noch keinen Schaden angerichtet. Es würde uns schwer fallen, zu beweisen, dass die Kugeln aus seiner Pistole stammen. Es gab nur eine Möglichkeit. Wir mussten die Pistole in seinem Besitz finden. Aber dazu mussten wir erst einmal John White, dem Totgesagten, die Hand auf die Schulter legen.
***
Phil und ich grübelten darüber nach, wie wir White aus seinem Versteck locken konnten. Das Telefon unterbrach unser Nachdenken.
Ich griff zum Hörer und meldete mich.
»Ein Dr. Bend wünscht Sie zu sprechen«, flötete unsere Telefonistin. »Ich verbinde.«
Sofort stellte ich auf Lautsprecher um, damit Phil mithören konnte.
Ich meldete mich.
»Hier ist Bend, vom Fisher-Labor. Hallo, Mister Cotton, ich dachte, es könnte Sie
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