0282a - Der Mörder und sein blonder Schwarm
Protokollführer eine an. Remage verfolgte jede meiner Bewegungen. Seine Blicke saugten sich an der Schachtel fest.
Ich bot ihm auch eine Zigarette an und zündete mir eine an.
Im Korridor entstand neue Unruhe. Eine Bahre wurde hereingetragen. Der schnaufende Doc empfing die Träger in der Wohnzimmertür. Ich stand auf und ging in das Wohnzimmer hinüber.
Lieutenant Grandei kam hinter mir her.
»Auch im Schlafzimmer nicht die geringste Spur einer Mordwaffe«, sagte er. Ich bedankte mich für seine Mühen und wandte mich an den Doc, der rund wie eine Kugel war. Ich versuchte mir vorzustellen, wie er eine Leiche untersuchte, die auf dem Boden lag.
»Glauben Sie, dass sich Miss Edwards gegen den Mörder zur Wehr gesetzt hat?«, fragte ich ihn. Der Doc hob seine Schultern. »Das wird eine genaue Obduktion ergeben. Und die ist bereits angeordnet.«
Die Leiche wurde auf eine Bahre gelegt und mit einem Laken zugedeckt. In der Wohnungstür prallten die Träger mit einer Frau zusammen, die einen spitzen Schrei ausstieß.
Die Frau trug ein lila Kopftuch und ein gelbes Kleid.
Sie ließ die Bahre an sich vorbei. Dann betrat sie den Korridor. Ich fing sie ab und brachte sie in die Küche.
»Sie kennen diesen Mann?«, fragte ich. Die Frau schüttelte den Kopf.
»Nein, ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn wohl schon häufiger gesehen«, räumte sie ein.
»Bitte, erinnern Sie sich genau. Heute Mittag wurde Miss Edwards auf grausame Art ermordet. Sie verließen das Haus und…«
»… in der Tür traf ich mit diesem Mann da zusammen« sagte sie und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Remage.
»Genau das behauptet Remage auch«, ergänzte ich. »Können Sie sich erinnern, wie spät es war?«
»Genau zwei Minuten vor halb zwölf«, sagte sie blitzschnell.
»Warum wissen Sie, dass es genau zwei Minuten vor halb zwölf war?«, fragte ich hastig.
»Weil ich um diese Zeit immer das Haus verlasse, um Richard aus dem Kindergarten abzuholen«, gab sie an, »außerdem habe ich auf die Uhr gesehen.«
»Remage, Sie haben es gehört. Um elf Uhr zweiunddreißig geschah der Mord, und vier Minuten vorher haben Sie das Haus betreten«, zischte ich.
Er schaute mich an.
»Man brauchte keine vier Minuten, um mit dem Fahrstuhl in den sechsten Stock zu fahren, Remage. Sie müssen sich also etwas anderes einfallen lassen.«
Remage zuckte die Schultern.
»Ich habe Judith nicht ermordet«, stöhnte er.
»Nach welcher Uhr haben Sie sich gerichtet?«, wandte ich mich wieder an die Frau. Sie streckte ihren rechten Arm vor und wies auf die Armbanduhr. Ich trat einen Schritt näher und warf einen Blick auf ihr Ziffernblatt. Dann verglich ich mit meiner Uhr, die nach unserer Normaluhr gestellt war.
Ich bedankte mich bei der Frau für ihre Aussage.
Lieutenant Grandei konnte den Triumph schlecht verbergen.
Er ließ die Frau passieren. Dann betrat er die Küche. Bis dahin hatte er sich im Hintergrund aufgehalten.
»Na, Mister Cotton, haben Sie immer noch den Eindruck, dass wir den Falschen gefasst haben?«, fragte er. In seiner Stimme schwang ein ironischer Unterton.
»Es bleibt dabei. Das FBI übernimmt den Fall«, erklärte ich ihm. »Sie sind so freundlich, uns von den Ergebnissen Ihrer Ermittlungen und vom Obduktionsbefund eine Durchschrift zukommen zu lassen. Außerdem werden wir Remage ins FBI-Gebäude mitnehmen.«
Inzwischen waren auch die Kollegen vom Labor aufgekreuzt, die sich zu dritt auf Spurensuche machten. Ich bat sie, Fingerabdrücke vom Telefonhörer abzunehmen.
»Remage, Sie werden uns zum FBI-Gebäude begleiten«, sagte ich.
In Hoffnungsschimmer huschte über das Gesicht des Arztes.
»Ja, Mister Cotton«, sagte er und stand auf.
Ich bat Phil, mit Remage vorzugehen.
Als alle die Küche verlassen hatten, öffnete ich den Müllschlucker und fasste hinein.
Ich zog eine schwarze Augenklappe heraus. Sie war mit Blut bespritzt. Ich wickelte sie vorsichtig in ein sauberes Taschentuch und steckte das wichtige Indiz ein.
***
Lieutenant Grandei und Lieutenant Gerber waren nicht besonders erfreut, dass das FBI diesen Fall bearbeiten wollte.
Sie hatten den Mörder und glaubten damit alle Arbeit erledigt zu haben. Mit einem süßsauren Lächeln verabschiedeten sie sich.
Wir kletterten in den Jaguar.
Phil hockte sich auf den Notsitz. Remage saß neben mir, als wir nach Manhattan zurückfuhren. Während der Fahrt sprachen wir kein Wort.
Eine warme Luft schlug uns entgegen, als wir unser Office betraten. Die Klimaanlage
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