0283 - Flucht vom Giftplaneten
will ich haben - ein Versprechen von jedem einzelnen in Ihrer Gruppe."
Strugow hatte mittlerweile seine ungeteilte Aufmerksamkeit wieder dem Grashalm zugewandt. Aus den Augenwinkeln sah er Cole Argerty, der mit langen Schritten über die Grasebene auf ihn zukam. Die halbe Stunde war um.
„Hier können solche Dinge nicht abgemacht werden", erklärte er dem Androiden. „Ich bin sicher, daß man uns beobachtet. Können Sie unbemerkt in unser Quartier kommen?"
„Ich kann mehr als das", antwortete der Duplo selbstbewußt. „Ich sehe Sie heute abend, nachdem die letzte Mahlzeit serviert wurde."
Er wartete Strugows Erwiderung nicht ab, sondern stand auf und schritt am Rand des Wassers entlang bachabwärts. Er bewegte sich schnell und verschwand innerhalb einer Minute hinter der nächsten Biegung.
Cole Argerty setzte mit einem weiten Sprung über den schmalen Einschnitt.
„Was tun Sie hier?" fragte er Strugow verwundert. „Ich sah Sie von weitem. Hat das Gras Blattläuse?"
Strugow erhob sich und bedachte den Grashalm, den er zwischen den Fingern hielt, mit einem verwunderten Blick, als hätte er ihn nie zuvor gesehen.
„Nein", lachte er plötzlich und warf den Halm beiseite. „Aber ich glaube, Miras-Etrin hat mehr Läuse im Pelz, als er sich im Augenblick leisten kann."
5.
Der Rest des zweistündigen Ausflugs durch die erfrischende Umgebung der Wandelhalle verlief, wenigstens nach außen hin, wie üblich. Es war Rawil Strugow gelungen, Cole Argertys neugierige Fragen abzuwehren, bis die andern vier zu ihnen aufschlossen. Strugow nahm den Weinstein-Duplo beiseite und erklärte ihm, er habe sich von jetzt an so weit abseits der Gruppe zu halten, daß er kein Wort der Unterhaltung verstehen konnte.
Der Androide erhob keinen Widerspruch. Strugow teilte die Gruppe in zwei Hälften. Zwei Mann hielten sich jeweils an der Seite des Duplo, während die zwei andern dicht neben Strugow hergingen und seinen Bericht über das erstaunliche Ereignis hörten, das sich inzwischen zugetragen hatte. Strugow hielt es für wichtig, die Nachricht sofort an den Mann zu bringen, denn etwa eine Stunde nach ihrer Rückkehr ins Gefangenenquartier würde die letzte Mahlzeit des Tages serviert werden, und bis der Adams-Duplo auftauchte, sollte jeder der Betroffenen seine eigene Meinung geformt haben.
Homer G. Adams und Koan Hun waren die ersten, die Strugow informierte. Nachdem er ihnen in knappen Worten mitgeteilt hatte, was ihm von dem Duplo angeboten worden war, schlossen Cole Argerty und Jörg Gansson, die den Weinstein-Androiden zwischen sich führten, scheinbar unabsichtlich auf. Argerty und Gansson blieben an Strugows Seite, während Adams und Koan Hun mit dem Androiden wieder zurückfielen. Strugow wiederholte seinen Bericht. Cole Argerty begann von neuem mit seinen Fragen, und Strugow wies ihn ziemlich unfreundlich zurecht: „Warum lassen Sie sich nicht die Sache erst ein paarmal durch den Kopf gehen, Cole? Im Augenblick hat eine Diskussion nicht sonderlich viel Zweck."
Sie kehrten an die Stelle zurück, an der sie die Halle betreten hatten. Die drei tefrodischen Wächter warteten schon. Gemächlich und locker wie immer bewegte sich die kleine Prozession zu den Gefangenenquartieren zurück.
Auf die Sekunde genau um zwanzig Uhr Terrania-Zeit erschienen die üblichen fünf Ordonnanzen, um den Gefangenen das Abendessen zu servieren. Das Abendessen war die Hauptmahlzeit des Tages und die einzige, die nicht durch die Servoanlage des Tischs im Gemeinschaftsraum bezogen werden konnte. Rawil Strugow erhielt eine neue Zuteilung Zigarren und konnte es sich demzufolge leisten, den kalten Stummel, den er immer noch in der Tasche trug, wegzuwerfen.
Während des Essens begann die Diskussion. Cole Argerty war, wie immer, der Ansicht, das Ganze sei ein schmutziger Trick, den Miras-Etrin sich ausgedacht hatte, um seine Gefangenen hereinzulegen. Jörg Gansson gab zu, er habe zu Anfang dasselbe gedacht, sei aber in achtzig Minuten angestrengten Nachdenkens nicht dahintergekommen, welchen Zweck Miras-Etrin mit einem solchen Manöver möglicherweise verfolgen könne. Koan Hun wies darauf hin, daß man die Mentalität der Meister der Insel nicht kenne und mit Beweggründen rechnen müsse, die nach terranisch-menschlichem Ermessen lächerlich, unlogisch oder barbarisch erschienen. Auf Befragen gab er allerdings zu, daß es ihm auch unter diesen Vorbehalten nicht gelungen sei, Miras-Etrins Motiv zu erforschen.
Homer G. Adams gab offen
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