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0283 - Flucht vom Giftplaneten

Titel: 0283 - Flucht vom Giftplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unten senkte, um erst kurz vor der Peripherie steil abzufallen. Nahe dem Kuppelzentrum waren die Raumschiffhangars untergebracht. Sie waren geräumig genug, um selbst den größten tefrodischen Einheiten Unterkunft zu bieten. Rings um den Hangarabschnitt gruppierten sich Labors, Reparatur- und Fabrikationsanlagen. Der Duplo hatte sie nie zu sehen bekommen, aber er war der Ansicht, daß die Kapazität der Einrichtungen von den rund fünftausend Tefrodern, die sich in der Station aufhielten, nicht annähernd ausgenutzt werden konnte. Rawil Strugow vermerkte diesen Hinweis mit Sorgfalt. Zum zweitenmal an diesem Tag hatte er ein Stück Information erhalten, das klar besagte, daß der Stützpunkt auf Grahat erst im Entstehen begriffen war. Wehe dem Imperium, wenn es Miras-Etrin gelang, die Grahat-Station ausreichend zu bemannen und auszurüsten und zu voller Produktion überzugehen - was es auch immer sein mochte, das er zu produzieren vor hatte.
    Amsel Weinsteins Duplo gab an, innerhalb des Labor- und Fabrikationsringes befänden sich auch die Multi-Duplikatoren, mit deren Hilfe die Androiden erzeugt wurden. Nach seiner Ansicht gab es auf Grahat zwei dieser Geräte - wiederum ein Wink für Strugow, der die märchenhafte Kapazität der Multi-Duplikatoren vom Hörensagen kannte und sich nun ausrechnen konnte, daß Miras-Etrin große Dinge im Sinn hatte, wie zum Beispiel, das Imperium mit einer Flut von Duplos zu überschwemmen und die Abwehrbereitschaft der Terraner in Mißtrauen zu ersticken, weil sie ihrem Nebenmann nicht mehr trauen konnten.
    An der Peripherie der Anlage schließlich befanden sich die Wohn- und Aufenthaltsquartiere der Besatzung, die Gefangenensektion, Miras-Etrins Räume und Hunderte von anderen Gemachen, Gängen und Gelassen, über deren Funktion der Duplo nicht das geringste wußte. Ein einziges Mal hatte er in einem Abstellraum ein merkwürdig gebautes Fahrzeug gesehen.
    Nach seiner Beschreibung handelte es sich um einen äußerst stark armierten Gleiter, und Strugow schloß, daß man ihn für Ausflüge in die Umgebung der Station benützte. Er ließ den Duplo nicht erkennen, wie sehr ihn diese Eröffnung begeisterte.
    Der Androide hatte keinerlei Ahnung, wo Miras-Etrin den echten Amsel Weinstein gefangenhielt. Er schien darüber allen Ernstes betrübt, aber Strugow tröstete ihn: „Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Wir werden ihn schon rechtzeitig finden."
    Bei genauer Überlegung erschien es ihm, als gäbe es für seinen Optimismus keinerlei Anlaß, der ernsthafter Prüfung standhielt.
    Trotzdem fühlte er sich zum erstenmal seit langer Zeit wie einer, dem nichts mißraten konnte. Und er war, auch ohne Anlaß, fest davon überzeugt, daß die Sache allmählich ins Rollen kam - in einer Richtung, die Miras-Etrin, sobald er davon erfuhr, nicht sonderlich schätzen würde.
     
    *
     
    Eine Stunde später, nachdem die Gefangenen die Länge und Breite des Gemeinschaftsraumes Dutzende von Malen mit Schritten abgemessen hatten, erschienen drei tefrodische Wächter, um sie zur Wandelhalle zu bringen. Rawil Strugow hatte auf diesen Augenblick mit Ungeduld gewartet. Er war der erste, der zur Tür eilte. Von den Wächtern flankiert, schritten die Gefangenen durch einen Gang, der zur rechten Hand an ihren Privaträumen vorbeiführte und auf einen breiten, hell erleuchteten Korridor mündete. Die Tefroder hielten mittelschwere Blaster schußbereit im Arm und nahmen ihre Aufgabe überaus ernst. Strugow fragte sich, was in ihren Köpfen vorgehen mochte. Es war schwer zu glauben, daß sie die Terraner im Verdacht hatten, einen Fluchtversuch zu planen. Aus dem Grahat-Stützpunkt gab es kein Entkommen.
    Wenigstens vorläufig noch nicht, fügte Strugow in Gedanken grimmig hinzu.
    Die Wandelhalle war für ihn jedesmal von neuem eine Überraschung. Natürlich war sie nicht etwa für die Gefangenen angelegt worden. Die Tefroder stammten von erdähnlichen Welten und hatten sie zu ihrem eigenen Vergnügen erbaut.
    Der Grundriß der Halle war ein Oval von rund fünfhundert Metern Länge und etwa dreihundert Metern Breite, an vielen Stellen mit unregelmäßigen Ausbuchtungen und Nischen versehen, die über das Künstliche der Anlage hinwegtäuschen sollten. Imitiertes Felsgestein, teilweise von Pflanzen überwuchert, bildete die Wand der Halle. Darüber wölbte sich ein blauer, mit weißen Federwolken besetzter Himmel, aus dem die blendend helle Scheibe einer gelblichen Sonne strahlte. Die Illusion war vollkommen.

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