0283 - Kampf um den Macht-Kristall
ist ein Gefangener Krieger, den die Göttin Hekate in sich aufnehmen soll!«
»Da kommt ihr eben zurecht!« erklärte der Tempeldiener im Dunkel. »An den Gesängen vernehme ich, daß die Diener der Göttin erscheinen, um das Opfer anzunehmen !«
»Micha!« hauchte Carsten Möbius. »Er darf nicht sterben!«
»Ich öffne die Tür, wenn wir den Todesschrei vernommen haben!« sagte der Tempeldiener. Dann war nur noch ein gurgelndes Stöhnen in der Dunkelheit zu vernehmen.
Carsten Möbius hatte aus Angst um den Freund alle seine friedlichen Prinzipien über Bord geworden. Für ihn galt es, Michaels Leben zu retten.
Die ganze Kraft legte er in den Hieb, der den Tempeldiener an der Kinnspitze traf und zusammensacken ließ. Äneas brummte beifällig. Die anderen Krieger hatte er im Palast in Bereitschaft gestellt. Sie glaubten tatsächlich an die Götter und hätten Schwierigkeiten gemacht, mit Waffengewalt einen Gefangenen vom Altar zu befreien.
»Öffne die Tür, Äneas und tritt ein!« zischte Möbius dem Trojaner zu. »Ich werde gleich durch einen Zauber unsichtbar. Aber ich bin an deiner Seite. So haben wir die größte Chance, daß unser Plan gelingt. Greife nur ein, wenn es nicht anders geht. Ansonsten halte dich zurück. Ich bin dein Freund, Äneas. Denke daran, daß du das Land Italia finden mußt und daß deine Nachkommen die Stadt Rom gründen werden. Eine Stadt, die sich den Erdkreis unterwirft, wird aus Trojas Asche erstehen!«
»Ich werde dir helfen, wie ich kann!« nickte Äneas.
»Dann sei es!« flüsterte Carsten Möbius und zog die Tarnkappe Alberichs aus dem Gewand. Schnell legte er sich das grobmaschige Geflecht über den Kopf.
»Nacht und Nebel - niemand gleich!« sagte er leise die Worte. Im gleichen Augenblick verschwand er vor den Augen des Äneas.
»Die Tür!« drängte die Stimme Carstens aus dem Nichts. »Geh jetzt hinein, Äneas !«
Der Trojaner verlor keine Zeit mehr mit weiteren Fragen. Über den ohnmächtigen Körper des Tempeldieners hinweg steigend schritt er an die schwere Tür aus Zedernholz und öffnete sie. Carsten Möbius schob sich hinter ihm ins Innere des unterirdischen Tempels.
Das infernalische Gebrüll übertönte Carstens Entsetzensschrei.
Im Mittelpunkt der in Extase rasenden Menge wand sich Michael Ullichs Körper. Rot pulsierte das Dämonensiegel aus hunderten von kleinsten Stichwunden. Eine graue Wolke, die ständig neue, abstrakte Formen bildete, hatte sich herabgesenkt. Die Ausläufer griffen wie die Tentakel eines gräßlichen Polypen zu dem Opfer herab.
» Azagh-Thot!« heulten die Menschen. »Yaih Azagh-Thot!«
»Nimm hin, großmächtiger Herr des Dämonenreiches, das Opfer, das dein hohes Siegel trägt!« kreischte die Stimme des Priesters mit der Opferbinde um die Stirn.
Die linke Hand auf die bebende Brust Michael Ullichs gelegt, hob Prinz Paris das Opfermesser in die Höhe.
Carsten Möbius wußte, daß er nur noch eine Chance hatte, den Freund zu retten. Er riß den Schockstrahler heraus und drehte die Arretierung auf »Laserstrahl«. Kurz visierte er das Ziel an. Dann riß er den Stecher durch.
In diesem Moment stieß Paris mit dem Dolch zu…
***
Langsam ging Professor Zamorra auf die Statue der Athene zu. Seine linke Hand fingerte den Kristall von Murano aus dem Gürtel. Es konnte nicht schwer sein, den Stein aus der Fassung zu nehmen und den falschen Kristall einzusetzen. Die beiden Steine waren rein äußerlich völlig gleich.
Vorsichtig tastete der Meister des Übersinnlichen über die Statue aus weißem Marmor. Es gab einen leisen, singenden Ton. Doch der Parapsychologe war zu aufgeregt, um ihn wahrzunehmen.
Einer anderen Person fuhr er jedoch durch Mark und Bein.
Niemand nahm im Tempel der Hekate zur Kenntnis, daß der Körper der Kassandra plötzlich zusammenzuckte, als habe sie der Hieb einer Peitsche getroffen. Schlagartig wich der Wahnsinn aus ihren Zügen. Harte Entschlossenheit spiegelte sich darin wider.
Sie schob sich durch die rasende Menge und verschwand durch eine verborgene Tür in einer Nische des Tempels. Niemand nahm Notiz davon. Alle waren gebannt von der niedersinkenden Wolke, in der ein Dämonenfürst hauste.
Kassandra hatte Augen wie eine Katze. Sie lief durch den dunklen Gang, als sei er hell beleuchtet. Nur einmal geriet sie ins Straucheln als sie gegen die erste Treppenstufe stieß. Die Treppe, die aufwärts zum Tempel der Athene führte…
Hier wagte der Meister des Übersinnlichen eine Tat, vor der selbst
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