0283 - Xorrons Totenheer
kam mir unheimlich vor. Ich fragte nach dem Grund, daß man so etwas hier mitten in Europa hinsetzte.
Suko hob die Schultern. »Vielleicht hat der Tote in diesem Grab zu seinen Lebzeiten an den Krötendämon geglaubt und ihm gehuldigt.«
»Was hatte er davon?«
»Glück, Reichtum und…«
Ich winkte ab. »Geschenkt. Das übliche also.« Sie alle wollten schnell reich werden und Macht erringen, wenn sie sich mit Dämonen einließen.
Nur wenigen gelang es, und diejenigen, die es doch geschafft hatten, bekamen schließlich irgendwann die Quittung. Dabei dachte ich an Logan Costello, den Mafiaboß, der durch dämonische Hilfe so groß herausgekommen war und dessen Stern allmählich sank.
Wir hatten es in diesem Fall nicht mit dämonischen Helfern zu tun, sondern mit den schwarzmagischen Wesen selbst, und die waren wesentlich gefährlicher.
Ich wollte schon weitergehen, und meine Hand streifte dieses Kröten-Denkmal, als mir etwas auffiel.
Der Stein war warm.
Im ersten Augenblick zuckte ich zusammen, dachte auch an eine Täuschung, faßte und fühlte noch einmal nach und bekam meine erste Reaktion bestätigt. In der Tat strahlte der Stein eine gewisse Wärme ab.
»Suko!«
Mein Freund, der bereits einige Schritte vorgegangen und fast unter den Zweigen einer Weide verschwunden war, blieb stehen, drehte sich und sah mein Winken.
»Was ist denn?«
Zu einer Erklärung kam ich nicht mehr. Zudem lieferte der Stein sie selbst. Aus seinen Poren quoll grauer Rauch, der bestialisch stank, und im nächsten Moment explodierte das Unterteil…
***
Ich hatte das Gefühl, inmitten einer Zeitlupenszene zu stehen, denn die Explosion war weder von einem Zischen noch einem Knall oder Detonationsdonner begleitet.
Sie spielte sich lautlos ab.
Aus dem Innern drangen die Kräfte hervor, die sich dort gebildet hatten, und sie rissen ein gewaltiges Loch in den fetten Bauch der unheimlichen Figur.
Zum Glück hatte ich diese Reaktion rechtzeitig genug bemerkt und war, so rasch es ging, zurückgesprungen. Dennoch trafen mich einige Steine am Körper, zum Glück nicht im Gesicht.
Ich warf mich zu Boden und rollte über das weiche Moos. Die restlichen Steine wischten vorbei.
Mein Freund Suko stand günstiger. Er hatte nichts abbekommen. Dafür konnte er auch nicht sehen, daß der Krötenkopf zu einem Eigenleben erwachte und sein gewaltiges Maul so weit wie möglich aufriß, so daß eine breite, an einen Lappen erinnernde Zunge hervorschnellen konnte.
Und noch etwas geschah. Die magische Explosion hatte ein Loch in die Figur gerissen. Zunächst war es nur eine dunkle Öffnung, bis sich dort etwas bewegte und ich bei genauerem Hinschauen zwei magere Arme mit langen Fingern erkannte.
Dort wollte jemand das Grabmal verlassen.
Ein Zombie!
Im ersten Augenblick mußte ich schlucken, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Dennoch mußte ich mich mit den Tatsachen abfinden, denn ich stand zwei Gegnern gegenüber.
Dem Zombie und dem Krötenkopf.
Auf Suko konnte ich nicht zählen. Er war plötzlich verschwunden, ich hörte nur sein Fluchen. Wahrscheinlich schlug er sich mit einem anderen Monstrum herum.
Der Krötenkopf an sich war nicht gefährlich, nur seine Zunge, denn sie konnte sich vergrößern, und sie schlug nach mir. Noch wich ich leicht aus, aber unter der Zunge hinweg kletterte der Zombie aus dem zerstörten Leib. Ein widerliches Wesen mit langen, dreckigen Haaren und einer Haut, die wie weißes Gelee wirkte.
Die Lippen sah ich überhaupt nicht mehr, dafür näherten sich seine Hände meinem Hals.
Ich trat ihn um.
Er hatte den Boden kaum berührt und lag auf dem Rücken, als ich meinen Dolch zog und ihn wuchtig nach unten schleuderte.
Die schmale Waffe wirkte wie eine Lanze. Sie schlug in den widerlichen Körper und blieb stecken.
Der Zombie zuckte noch einmal, dann verging er…
Aber die Kröte war noch da. Als die Zunge zuschlug, vernahm ich ein klatschendes Geräusch, als würde ein Vogel neben mir herfliegen, der seine Flügel auf- und niederschwang.
Für einen winzigen Moment sah ich in die Augen des Tieres. Dort blitzte es zornig auf, dann schaffte ich mich mit einem Sprung aus der Gefahrenzone, tauchte zu Boden, rollte herum und zog den Dolch aus dem Körper des Zombies.
Ich blieb in kniender Stellung. Als die Zunge abermals heranfuhr, gewaltig, lappig und widerlich, rammte ich beide Hände hoch, jagte von unten her die Klinge in diesen widerlichen grauen Lappen hinein, spürte, daß sie steckenblieb und mich
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