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0283 - Xorrons Totenheer

0283 - Xorrons Totenheer

Titel: 0283 - Xorrons Totenheer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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daß sie es fast verdeckten und es erst bei genauerem Hinsehen erkannt werden konnte.
    Das Eisentor wurde rechts und links von zwei Säulen aus Stein gehalten.
    Dann begann das Gitter. Eine völlig normale Umfriedung. Keine dämonischen Zeichen oder Gestalten eingearbeitet. Nur Stangen, die von unten nach oben liefen und Spitzen zeigten, wie wir sie von alten Kampflanzen her kannten.
    Am linken Steinpfosten des Tores entdeckten wir ein blasses Schild. Die Inschrift war nur schwer zu entziffern. Sie sagte aus, daß es sich bei diesem Friedhof um die letzte Ruhestätte einer ethnologischen Rasse handelte, die nichts mit Europa und dessen Kultur zu tun hatte. Zudem wurde darauf hingewiesen, daß Unbefugten der Zutritt zu diesem Friedhof verboten war.
    »Sehr blumenreich ausgedrückt«, bemerkte ich. »Deine Landsleute haben sich Mühe gegeben, Suko.«
    »Hier ruhen meist Japaner. Keine Chinesen«, berichtigte er mich und schaute am Tor hoch.
    »Das werden wir wohl überklettern müssen«, sagte ich.
    »Leider.«
    »Was ist denn mit dir? Hast du deine Sportlichkeit verloren, Alter?«
    »Immer in der Hitze.«
    Ich machte es meinem Freund vor und kletterte an den Gitterstäben des Tors in die Höhe. Als ich oben war, hörte ich Suko lachen. Zwischen meinen Armen hindurch schaute ich nach unten und geriet in Bewegung, denn Suko drückte das Tor auf.
    »Erst denken, dann handeln«, meinte er grinsend, als ich abgesprungen war.
    »Das hättest du mir auch vorher sagen können.«
    »Du warst ja so eifrig.«
    Zum Glück gab es Situationen wie diese. Sie lockerten unseren harten Job auf.
    Zum Scherzen blieb danach keine Zeit mehr, denn der Friedhof nahm uns auf.
    Düster war es. Düster und unheimlich. Schon jetzt fielen uns die zahlreichen Trauerweiden auf, deren lange, dünne, mit schmalen Blättern besetzten Zweige an einigen Stellen bis zum Boden reichten. Wege sahen wir nicht. Sie hatte es vielleicht einmal gegeben. An den Stellen wuchsen wildes Gras und dickes Moos, das in einem dunklen, satten Grün schimmerte und Ähnlichkeit mit einem Teppich auswies. Als wir gingen, hörten wir nämlich von unseren Schritten kaum etwas.
    Über die Ausmaße des Friedhofs waren wir nicht informiert. Da noch Beerdigungen stattfanden, mußte es unserer Ansicht nach auch eine Trauer- oder Leichenhalle geben, und die wollten wir finden.
    Aus diesem Vorhaben wurde zunächst nichts, denn wir vernahmen Stimmen. Sofort verhielten wir unsere Schritte und schauten uns an.
    Diese dicke Luft, die über dem Friedhof lag und ihm fast ein Dschungelklima verlieh, machte uns nicht nur beim Atmen zu schaffen, es war auch so gut wie unmöglich festzustellen, aus welcher Richtung die Stimmen an unsere Ohren drangen.
    Worte konnten wir ebenfalls nicht verstehen, aber uns war klargeworden, daß sich hier etwas abspielte, das nicht zu den normalen Dingen des Lebens gehörte.
    Eine Beerdigung fand an diesem frühen Abend nicht statt, das wußten wir genau.
    Wer hielt sich dann auf dem Totenacker auf? Den Stimmen nach zu urteilen, waren es mehrere Personen. Ein dumpf klingendes Organ übertönte die anderen.
    Dieses hielt einen Monolog.
    Suko kam der Gedanke an Shimada. Bei mir fiel er auf fruchtbaren Boden. Mit einem Nicken gab ich Suko recht. Mittlerweile hatten wir auch herausgefunden, aus welcher Richtung die Stimmen kamen. Wir brauchten uns eigentlich nur nach vorn zu bewegen, dann hatten wir irgendwann den Sprecher erreicht.
    Wenige Schritte später sahen wir die ersten Gräber.
    Kaum zu erkennen zwischen dem satten Grün der Büsche, da die Grabsteine ebenfalls Moos angesetzt hatten und sogar von hochwachsenden Ranken überwuchert wurden.
    Viele Friedhöfe hatte ich in meinem Leben gesehen und auch besuchen müssen, so einen, wie den hier, kannte ich nicht. Es waren keine Grabsteine oder Kreuze, wie Europäer sie auf die Gräber stellten, sondern andere Figuren und Steine.
    Vor uns hockte eine Figur, die mich im ersten Augenblick an einen Buddha erinnerte. Sie war ebenfalls so dick und rund gebaut. Das jedoch täuschte. Nicht ein Buddha glotzte uns an, sondern ein Wesen aus einer fremden Mythologie, denn auf dem dicken runden Leib, der wie eine Kugel aussah, saß ein fetter Krötenkopf mit hervorstechenden Glotzaugen und einem breiten Maul, das halb geöffnet war.
    »Kennst du den?« fragte ich Suko.
    »Ein Krötendämon.«
    »Aus eurer Mythologie?«
    »Sowohl als auch. Japaner und Chinesen haben sich schon mit den Kröten beschäftigt.«
    Dieses Denkmal

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