0285 - Der Kampf mit den Giganten
die auf dem Wagendach stand und ihm entgegen schaute.
Eine moderne Frau mit dem Geist oder der Seele einer uralten Sonnengöttin. Das war schon gewaltig.
Hier trafen Gegenwart und Vergangenheit direkt aufeinander und verstanden sich. Shao ließ ihre hochgereckten Arme allmählich herabsinken, so daß sie im rechten Winkel vom Körper standen und dort zur Ruhe kamen, wobei sie ausgestreckt blieben. So erwartete sie ihren Diener.
Ja, man mußte den Goldenen tatsächlich als ihren Diener bezeichnen.
Etwas anderes fiel mir nicht dazu ein.
Er glitt bereits über die Köpfe der lebenden Leichen hinweg. Selbst in der Dunkelheit gleißte und funkelte seine goldene Rüstung, und nicht ein Scheppern oder Klirren war zu hören, als er sich bewegte, noch tiefer ging und den Wagen erreichte. Wir hielten den Atem an.
Auch Logan Costello war in den Bann der Ereignisse geraten. Hier erlebte er in der Tat eine uralte Magie, die auch in der modernen Zeit nichts von ihrem geheimnisvollen Zauber verloren hatte. Der Goldene Samurai landete.
Ohne auch nur einen Laut zu verursachen, berührte er das Dach des Fahrzeuges, das er seltsamerweise nicht einbeulte, trotz seiner schweren Rüstung.
Er blieb so nahe vor Shao stehen, daß die Fingerspitzen ihrer ausgestreckten Hände seinen goldenen Panzer berührten.
Plötzlich durchlief ein Zittern den starren Körper der Chinesin Shao. Sie blieb jedoch stehen und veränderte auch nicht ihre Haltung.
Der Goldene schaute sie an, und wir erlebten anschließend eine demutsvolle Geste, womit wir nie gerechnet hätten.
Der Goldene kniete vor Shao nieder und berührte mit seinen Lippen ihre Fußspitzen…
***
Für den Bruchteil einer Sekunde bekam Suko Angst. Es war ein schmerzhaftes Zucken seines Herzmuskels. Shimada hatte die Kraft der Waffe erlebt, dennoch stellte er sich dem Chinesen. Was mußte dieser Dämon nur für eine Selbstsicherheit besitzen, um so etwas auf sich zu nehmen. War er tatsächlich unverwundbar?
Suko wollte es einfach nicht glauben, denn die gefährliche Flüssigkeit hatte bisher jeden geschafft. Wie beim ersten Schuß, so wallte die seltsame Flüssigkeit Shimada entgegen. Und sie hätte auch getroffen, denn der unheimliche Ninja-Kämpfer wich nicht aus. Aber es kam etwas dazwischen. Shimadas Fächer!
Das Schwert hatte er steckenlassen, ihn aber riß er gedankenschnell in die Höhe und hielt ihn als Deckung vor seine Brust, denn der Fächer war aufgeklappt.
Das Zeichen der Sonne leuchtete rot, und genau dort hinein traf die Ladung aus der Waffe. Klappte es?
Suko hielt den Atem an. Für einen Moment gab es nur ihn und Shimada, und der Chinese erlebte im folgenden Moment eine gewaltige Enttäuschung. Die Ladung der Waffe war nicht stark genug, um den Fächer zu zerstören. Die rote Sonne fing die Flüssigkeit auf. Es war ein hohes, singendes Zischen zu vernehmen, dann wölkte Dampf auf, und die Sonne strahlte für einen kurzen Moment stärker.
Danach war alles wieder normal.
Suko stand. Allmählich wurde ihm bewußt, welch ein Gegner ihm da in Shimada gewachsen war. Unbesiegbar?
Für Suko vielleicht. Er war ehrlich genug, dies zuzugeben. Er ließ seinen Arm sinken, und Shimada senkte sogar den Fächer, daß er deckungslos vor dem Chinesen stand. Die blauen Augen dicht über seinem Gesichtsschutz strahlten eine erbarmungslose Kälte ab, die Suko aufzehren wollte und in seine Seele drang.
»In dieser Welt herrsche ich!« drang ihm Shimadas Stimme entgegen.
Sie hallte sehr und schien von allen Seiten zu kommen. »Die Arena des Grauens wird euch zum Schicksal werden. Hier habe ich meine Feinde erledigt, hier werde ich euch töten und auch Xorron, meinen größten Feind, besiegen. Du aber hast noch nicht weitergekämpft. Der Kopflose steht dir nach wie vor zur Verfügung, nur will ich, daß ihr die gleichen Waffen habt. Gib genau acht.«
Suko hatte die Worte vernommen. Er wollte nicht das tun, was Shimada von ihm verlangte, aber er hatte keine Möglichkeit mehr, sich gegen den Willen des unheimlichen Ninja-Dämons zu stellen. Dessen strahlende Augen hatten ihn unter ihren Bann gezwungen, und Suko mußte gehorchen, ob er wollte oder nicht.
Shimada hielt den Fächer in der rechten Hand. Er bewegte nur kurz sein Gelenk, der Fächer klappte auseinander. Suko schaute wieder auf die Sonnenscheibe, er sah jedoch die linke Hand des Dämons, die von der anderen Seite des Fächers her über dessen Rand griff und die Tierkreiszeichen der uralten japanischen Mythologie
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