0285 - Der Kampf mit den Giganten
oder Amaterasu?«
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. Selbst die Zombies waren ruhig geworden und standen, wie Costello, Xorron und ich, auf einer Insel der Stille.
Shao blieb uns die Antwort nicht schuldig. Allerdings formulierte sie diese ein wenig orakelhaft. »Ich bin ich, und ich bin sie«, sagte sie mit leiser Stimme. »Habt ihr verstanden?«
»Ja«, sagte ich. »Amaterasus Geist steckt in deinem Körper!«
»So ist es.«
»Kannst du durch ihre Augen sehen? Erkennst du etwas, was uns verborgen bleibt?«
»Ja…«
»Was ist es?« schrie Xorron. »Was siehst du? Ich will Shimada! Sag mir, wo er zu finden ist.«
»Er hat einen Fächer!« vernahm ich die seltsam klingende Antwort. »Nur er wird ihn…« Sie schüttelte den Kopf und redete nicht mehr weiter. Etwas schien sie daran zu hindern. »Wo steckt er?«
Als Shao diese Frage hörte, riß sie sich wieder zusammen und drehte Xorron ihren Kopf zu. »Es ist eine unendlich weite Dimension. Er ist da, wo ihr geboren wurdet und euch in die Wiege gelegte wurde, daß ihr einmal Todfeinde werden solltet, bevor du weggeschafft wurdest und sich Pandora deiner annahm. Dort hält er sich auf. Es ist seine Dimension. Er ist aus dem See gestiegen, und er kann nicht besiegt werden.«
Xorron lachte auf. »Das werden wir sehen. Ich will hin, und du, Shao, sollst mir dabei helfen.«
»Das geht nicht. Ich bin gefangen.«
»Wie denn? Du bist frei, nur dein Körper schwebt woanders. Aber du kannst denken und uns losschicken, damit wir dich von Shimada befreien und den Fächer holen.«
Das war ja etwas völlig Neues. Xorron war also scharf auf den Fächer.
Ich glaubte nicht so recht daran, daß er ihn aus der Hand geben würde, wenn er ihn einmal besaß, deshalb schüttelte ich leicht den Kopf und hoffte, daß Shao es bemerkte. Sie ging nicht darauf ein, sondern wechselte das Thema.
»Shimada ist es gelungen, den Fächer dem Goldenen abzunehmen. Ihm gehört der Fächer, nicht dir, Xorron.«
»Wo steckt er denn, der Goldene? Ein hilfloses Geschöpf, mehr ist er doch nicht.«
»Er besitzt zwar den Fächer nicht mehr, aber sein Herz glüht vor Rache. Der Goldene hat Shimada den Tod geschworen. Er wird erscheinen und sich den Fächer zurückholen.«
»Das mache ich schon«, erklärte Xorron. »Laß ihn mal!«
»Nein, die Weichen sind gestellt. Pandora hat sich unsichtbar und über allem schwebend in das Spiel eingemischt. Sie will, daß es zum großen Kampf kommt. Es muß eine Entscheidung geben. Zwischen dir, Xorron, dem Goldenen und Shimada!«
»Dann führe mich endlich hin!«
»Geduld. Noch ist es nicht soweit, denn Shimada hat nicht nur euch als Gegner, sondern einen Menschen, der mein zweites Ich sehr liebt. In Shimadas Dimension befindet sich Suko. Und bei ihm sind die jungen Leute, die auf dem Friedhof waren. Suko wird sie gegen die Diener des Shimada in Schutz nehmen müssen, denn sie kennen keine Gnade. In der Arena des Grauens wird sich ihr Schicksal entscheiden…«
»Lebt er noch?« rief ich laut.
Shao schaute mich an. Nein, es war nicht ihr Blick, den sie sonst besaß.
Das war eine andere, die mich anstarrte, eine Fremde, beseelt vom Geist der Sonnengöttin.
»Ich habe ihm Bescheid gesagt«, erklärte sie, ohne auf meinen Einwand zu reagieren. »Und er wird erscheinen.«
»Ist es denn der Goldene?« rief Xorron.
»Ja, er befindet sich bereits auf dem Weg, und sein Herz dürstet nach Rache. Ihr könnt ihn gleich sehen…«
Sie sprach die Worte mit einer solchen Bestimmtheit aus, daß ich keinen Grund sah, an ihnen zu zweifeln.
Neben mir entstand Bewegung. Logan Costello hatte sich entschlossen, an meine Seite zu treten. Er drückte ein paar lebende Leichen zur Seite, die ihn auch nicht angriffen. Neben mir blieb er stehen.
Von der Körpergröße her reichte er mir soeben über die Schulter. »Was meinen Sie dazu, Sinclair?« fragte er leise.
Es hatte mir noch gefehlt, mich ausgerechnet von Costello anquatschen lassen zu müssen, deshalb fiel meine Antwort ziemlich grob aus. »Sie haben mir das alles eingebrockt.«
»Das sehen Sie falsch.«
»Wirklich?«
»Was hätte ich denn machen sollen, verdammt. Dieser Xorron hat mich in der Gewalt, er kann mich unter seine Knute zwingen. Ich mußte einfach tun, was er sagte.«
»Sie meinen Shaos Entführung?«
»Es ist doch keine Entführung. Schließlich profitieren Sie auch davon, Sinclair.« Im Prinzip hatte er recht. Trotzdem gefiel mir die Methode nicht.
»Xorron hätte mich eiskalt umgebracht
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