0285 - Der Kampf mit den Giganten
mehr etwas zuleide tun würden.
Die lebenden Leichen vergingen der Reihe nach. Ich selbst sah es nicht, denn mich umfingen andere Geräusche. Das Brausen, die Stimmen, das plötzliche helle Licht, als hätte ich in ein Blitzlicht geschaut. Danach das plötzliche Zusammensacken der Weißen Magie, so daß die normale Welt mich wiederhatte.
Tief atmete ich durch. Meine Augen begannen zu glänzen, ein Lächeln spaltete meine Lippen, denn man hatte mir Hoffnung gegeben. Ich wußte, daß ich diesen übermächtigen Feinden aus fernen Zeiten und Legenden nicht allein gegenüberstand. Hinter diesem Kreuz wachten Wesen, denen ich voll vertrauen konnte. Es war gut, dies zu wissen.
Noch kannte ich nicht alle Geheimnisse, aber ich war sicher, daß sie mir irgendwann einmal offenbart werden würden.
Es hatte sich nichts an der Umgebung verändert. Noch immer befanden wir uns in der Hafengegend, doch die Zombies gab es nicht mehr. Auch kaum noch Reste, nur Staub. Und der bedeckte unsere Füße.
Ich warf einen Blick auf Logan Costello. Der brutale Mafiaboß war kreidebleich geworden. Sein Betongesicht hatte sich so stark verzerrt, wie ich es bei ihm noch nie gesehen hatte. Er atmete durch den offenen Mund. Auf seiner Stirn stand dicker Schweiß, und er schüttelte sich dabei, als hätte man ihn mit Wasser übergossen.
»Das kann doch nicht wahr sein!« ächzte er. »Verdammt, Sinclair, was haben Sie gemacht?«
»Nicht ich, mein Kreuz.«
Er ballte die Hände, wankte vor, kam bis zum Wagen und stützte sich am Dach ab. Und Xorron?
Aus dem Staub ragte er wie eine weiße Säule. Er hatte auf seine Diener gesetzt, doch sie waren verloren. Eine Aktion meines Kreuzes hatte dies geschafft.
Aber wieso jetzt? Weshalb nicht schon in New York, wo die Zombies auf der Galeere eingelaufen waren?
Ich dachte so intensiv daran, daß ich sogar eine Antwort erhielt. Nur ich konnte sie hören, und die Worte klangen wie kleine Glockenschläge in meinem Kopf.
›Der Weg mußte für uns frei sein‹, hörte ich die Stimme. ›In New York war er es nicht. Die Fronten mußten sich klären, denn auch wir wollen eine Entscheidung… ‹
›Wer seid ihr?‹
›Ahnst du es nicht? Die stummen Götter - und der Seher. Du mußt weitermachen, John Sinclair. Wir versuchen, dir zu helfen, denn auf dich wartet noch so viel. Shimada darf nicht kommen. Laß die lebende Legende niemals Wahrheit werden. Versuche sie zu stoppen und treibe den Teufel dabei mit dem Beelzebub aus. Denk an Xorron… ‹
Das waren die letzten Worte, ein Hinweis, aber ich hatte ihn verstanden.
Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Ich also sollte mich Xorrons Hilfe bedienen. Konnte ich das annehmen?
Es blieb mir keine andere Möglichkeit, und ich nickte mir selbst zu.
Shao und der Goldene hatten die Vorgänge ebenfalls überstanden. Auch Pandora, die geisterhaft am Himmel schwebte und weiterhin ihr Füllhorn umfaßt hielt.
Ich konnte mich daran erinnern, daß sie es geöffnet hatte, um Tod und Verderben zu säen. Diesmal allerdings hielt sich die Dämonin noch zurück.
Ich nahm die Initiative in die Hand. »Wo ist Shimada, Pandora? Sage es uns, und führe uns zu ihm!«
»Du willst wirklich?«
»Ja…«
»Sinclair, da…!« Costello schrie es, aber es war schon zu spät. Aus der Öffnung löste sich etwas. Wie Glas sah es aus. Oder ein Spiegel ohne Silberfläche. Auch als Halbkugel zu bezeichnen, jedenfalls riesig.
Xorron stürmte ihr entgegen. Costello floh in panischer Eile, während Shao-Amaterasu und der Goldene auf dem Dach des Wagens stehenblieben und dieser unheimlichen Begebenheit ebenso entgegenschauten wie ich.
Wir konnten nicht mehr entkommen - ich wollte es auch nicht, und im nächsten Augenblick stülpte sich das, was aus Pandoras Büchse gefallen war, wie eine Glocke über uns. Die Umgebung verschwand. Wir rutschten hinein in den Kanal der Zeiten und Dimensionen…
***
Sukos stand zu weit entfernt. Zudem hielt er keine Waffen in der Hand, aber er ließ sich im Bruchteil einer Sekunde etwas einfallen. Ob der Pfeil die Sehne bereits verlassen hatte, wußte Suko nicht, er stieß nur seine Fußspitze vor und rammte sie in den Sand, der dem Kopflosen entgegenspritzte und ihn für einen Moment verunsicherte, so daß er den Bogen verriß.
Der Chinese hatte unwahrscheinliches Glück. Um Fingerbreite verfehlte ihn der mörderische Pfeil. Er hörte noch das surrende Geräusch, als er an seinem Ohr vorbeiglitt.
Der Inspektor wußte, wie rasch sein Gegner einen
Weitere Kostenlose Bücher